Beiträge getaggt mit Ometepe

Urlaub!

Mein Einsatz ist offiziell so gut wie zu Ende, daher muss natürlich ein gebührender Abschluss her. Um ein Jahr Nicaragua abzuschließen bietet sich an, noch einmal vier Wochen das Land besichtigen. Und weil man alleine nicht so gerne reist holt man sich Verstärkung aus Österreich.

Nachdem es also auch diese Gruppe Reisender geschafft hatte, sich durch die USA vorzukämpfen, kamen auch sie mit zwei Tagen Verspätung an. Das warf leider Granada aus dem Programm, aber wir holten das mit einem Tag Intensivstudie nach. Per Taxi um 22€ für den gesamten Tag Wir besichtigten alles nur von außen (auch weil fast alles zu hatte …), sahen die Festivitäten zur Stadtgründungsfeier und rannten vor imaginären Stieren davon. Denn eigentlich sollten ein paar Stiere durch die Straßen getrieben werden, die dann nie kamen. Aber einige fiese Nicas brüllten in unregelmäßigen Abständen „Toros! Toros!“, also „Stiere! Stiere!“ und versetzten die restlichen Nicas (die aus unbekanntem Grund alle totale Angst vor Kühen haben) in Panik. Dann konnte man nur noch wählen zwischen Mitlaufen oder Niedergetrampelt werden. Erst auf dem Heimweg Richtung Managua kam uns auf der Schnellstraße ein durchdrehender Stier unter, die Frage, ob er vielleicht aus Granada käme stellten wir ihm dann aber doch nicht.

Am Montag dann, ging es auf die Insel Ometepe. Aber, um dort hin zu gelangen, muss man natürlich auch den Weg bestreiten. Die erste Station auf ebendiesem stellte die südliche Busstation dar. Ich bin gewohnt, einen Ticketschalter und Schilder vorzufinden, wie es auf bisher allen nicaraguanischen Busstationen der Fall war. Diese ist anders. Es gibt keine Schalter, keine Schilder, dafür aber – schon sobald das Taxi hält – eine Flut an Busfahrern und Ticketverkäufern von allen Bussen, die vermutlich innerhalb der nächsten 12 Stunden abfahren werden. Mit solch einer Informationsflut konfrontiert und zwei leicht verängstigten Nicaragua-Neulingen im Schlepptau mussten auch noch das Taxi bezahlt und ein Bus gefunden werden. Wir schafften es, erwischten einen Bus, der direkt zum Hafen in San Jorge fuhr und konnten schon zwanzig Minuten nach Ankunft mit dem Boot ablegen.

Das wurde durchaus eine Probe für Nerven und Magen, da dem Nicaraguasee irgendwie nicht besonders viel an unserem Wohlergehen lag und schön hohe Wellen vorbereitet hatte. Wir überlebten auch das und konnten schon eine Stunde später unser Hotelzimmer beziehen. Wobei Hotel die Situation nicht annähernd beschreibt. In Wahrheit ist Finca del Sol eine Finca, also eine kleine Farm mit drei Cabañas, was wohl mit Häuschen zu übersetzen wäre. Geführt wird der Betrieb von einer Kanadierin und einem Italiener, die sich dem Ökotourismus verschrieben haben.

Lange Rede, kurzer Sinn, wir am selben Tag nicht mehr wirklich viel, bestaunten noch die Straße, die den letzten Kilometer vor der Finca trotz inflationärem Tourismus immer noch wahnsinnig mies aussieht. Selbst der vernachlässigste Wanderweg in Österreich ist besser befahrbar. Was nicht heißt, dass vor der Strecke irgendetwas mit Rädern auch tatsächlich Halt macht. Räder, Autos, Laster, Busse, solange ein Nica noch nicht feststeckt, fährt er noch weiter.

Am nächsten Tag mieteten wir uns Räder und fuhren damit bis zur Mitte der Insel, wo wir uns das natürliche Schwimmbecken, das Ojo de Agua ansahen. Dieses Wasserauge, wie es auf Spanisch genannt wird, ist mehr oder weniger ein aufgestauter Bach mit unglaublich klarem Wasser und türkisblauer Farbe. Dort relaxten wir dann ein wenig oder sprangen vom Schwungseil gekonnt (oder weniger gekonnt) ins Wasser.

Auf dem Heimweg entdeckten wir noch eine alte Hochseilgarten auf der eine Gruppe Kapuzineräffchen herumtollte und, als wir uns näherten, uns vertreiben wollte, indem einer nach dem anderen auf lärmendem Blech herum hüpfte.

Und weil es ein so schöner Tag war, wurden wir auch noch mit einem unglaublichen Farbspektakel beim Sonnenuntergang belohnt.

Nächster Tag, neue Tour. Geplant war eine Kanutour zu machen, beinahe durchkreuzte der nicht aufkreuzende Bus unsere Pläne, doch wir konnten per Anhalter den Schaden auf eine Stunde Verspätung begrenzen. Für nicaraguanische Verhältnisse ja eh noch gut in der Zeit. Wir fuhren also kreuz und quer durch Flussbiegungen und über Unterwasserdschungel, sahen viele Tiere und kamen schön geschlaucht am Ausganspunkt an. Auf meinen Oberschenkeln hatte sich ein solider Sonnenbrand gebildet; aber was tut man nicht alles für ein wenig Unterhaltung. Gut gegessen, Regen abgewartet, heimgefahren, Tour für den Folgetag ausgemacht und schon war der Tag wieder so gut wie vorbei.

Für den letzten Tag wartete die große Besichtigungstour mit Guide auf uns. Der ach so nette, Spezialpreis versprechende  und englisch parlierende Quatscher vom Vortag tauchte nicht auf, schickte seiner statt einen Kollegen, der sich aber gut anstellte und auch die Spezialtour, von der ihm nichts gesagt worden war anstandslos mitmachte. So konnten wir Petroglyphen und Heuleraffen besichtigen, beinahe schon teuer essen und bestritten den Hochseilgarten mit Bravour und ohne Angst 🙂

Dann ging es noch schnell zum Ticketschalter für die Fähre Richtung San Carlos, die um sechs ablegen sollte, dann eine halbe Stunde zu spät ankam, als gerade der Himmel alles hergab und der Regen strömte. Der kleine Warteraum war bis zum Bersten mit Touristen gefüllt, die natürlich alle Tickets für die „erste Klasse“ besaßen. Erste Klasse meint nur, dass man am Oberdeck sitzt und von der Klimaanlage tiefgefroren wird, die auf gefühlte 10 Grad Celsius herunter kühlt. Und Ticket meint nur, dass man aufs Boot darf, es wird aber weder kontrolliert, ob man ein Erste-Klasse-Ticket besitzt wenn man sich ebendort aufhält, noch wird beim Verkauf darauf geachtet, nur die verfügbare Anzahl Sitzplätze zu verkaufen. Das führt dann auch noch einmal mehr zu chaotischen Szenen, wenn das gesamte Gepäck bitte in den vorderen Teil gebracht werden soll, jeder aber noch irgendetwas aus seinem Rucksack braucht, bevor er tief begraben wird.

Gegen halb acht Uhr abends legte die Fähre dann endlich von Altagracia, Ometepe ab, fast um sechs Uhr morgens legten wir in San Carlos, am südlichen Ende des Nicaraguasees an. Froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, machten wir uns zuallererst auf die Suche nach den Booten für die Weiterreise nach El Castillo. Danach, aus finanziellen Gründen nach Banken. Dieser gäbe es in San Carlos zwei – wenn da nicht die Sache mit den Öffnungszeiten wäre. Unser Boot, für das wir bereits ein Ticket besaßen legte um 8 Uhr ab, die Banken wollten aber trotzdem erst um halb 9 Uhr aufsperren.

Dann wollten uns zu allem Überfluss die vorhandenen Bankomaten ums Verrecken kein Geld geben. Nach dem Frühstück am Stadtplatz ging es dann auch gleich wieder weiter und wir quetschten uns ins Boot. In El Castillo zogen wir dann begleitet von tief schwarzen Wolken aber hoch glücklich über die bestrittene Reise ein und machten es uns den Rest des Tages einfach ein wenig bequem – soweit das neben einer tropfenden Wasserleitung halt möglich ist …

Die restlichen Tage in El Castillo beschäftigten wir uns mit Dschungelwanderung, überaschenderweise im Dschungel; Kaimanbesichtigung bei Nacht; Kakaoplantagenbesichtigung bei Tag; Soft-Rafting in den Stromschnellen und Schlossbesichtigung bei Regen.

Aber das, liebe Leserinnen und Leser, ist eine ganz andere Geschichte 😉

, , , , ,

3 Kommentare

Selva Negra und Ometepe

Ein Tukan im Baum vorm Haus

Am 27.12 ging es dann wieder weiter in unserer Nicaragua-Entdeckungs-Tour. Erster Stop war in Selva Negra (dt: Schwarzwald), in der Nähe von Matagalpa auf 1220m. Selva Negra ist ein Naturschutzpark, eine Kaffeeplantage und ein Hotel. Es wurde von einem  deutschen Ehepaar 1890 gegründet. Der Staat bat damals deutsche Immigranten sich in Nicaragua niederzulassen und den Kaffeeanbau zu überwachen. Heute gehört Selva Negra einer Frau namens Mausi Kühl. Lustig ist, dass die Leute hier nicht wissen was der Name bedeutet. Der dort angebaute Kaffee wird Fair Trade produziert. Die Kenntnisse der Bedeutung von Fair Trade setze ich hiermit voraus und sonst gibt es ja immer noch Wikipedia 😉 . Es wird von November bis Februar geerntet. In der Erntezeit sind rund 400 Leute angestellt die ihren Lohn nach der Menge die sie gepflückt haben bekommen. Fix angestellt sind rund 150 Leute, die auch in Selva Negra wohnen.

Meine absolut hohe Schaukel

Die Höhe und auch der Wald trugen dazu bei, dass es sehr windig und kühl war. Die Hotelanlage besteht aus mehreren kleinen Häuschen und vor unserem Häuschen war eine riesengroße Schaukel. So eine Schaukel kann es in Österreich gar nicht geben weil wir da nicht so große Bäume haben. Diese Schaukel hat es mir auf alle Fälle angetan und ist es somit wert, erwähnt zu werden 😉 .

Das ist ein Baum. Und darum gewickelt eine Würgefeige :O

Am Nachmittag wanderten wir noch ein wenig durch den „Schwarzwald“ und je weiter man rauf kam umso mehr glich er einem Urwald. Ein Papagei beschoss uns mit irgendwas und ein Kolibri machte sich einen Spaß daraus, Leute verwirren.  Viel Zeit hatten wir nicht, denn dann ging unser Bus in die Weiten der Kaffeeplantage. Die Weiten entpuppten sich als weniger weit als erhofft aber wir haben einiges gelernt. Über die Kaffeeerzeugung, die Fair Trade Bestimmungen, dass ein Auto leichter ist wenn keine Leute drin sind(und damit dann bei einer Furche nicht ansteht) und dass einem eine Gruppe die ganze Tour vermasseln kann, wenn sie will. Am nächsten Tag bildeten sich die Wahnsinnigen ein wir müssten um 6 Uhr aufstehen um wandern zu gehen. Wir machten die große Tour um ja die Affen zu sehen. Doch der Wald war wie ausgestorben. Die Tiere sind doch keine Frühaufsteher. Wusste ich es doch 😉 . Je weiter wir nach oben stiegen desto kälter wurde es und endlich hörten wir Affengeschrei. Nur leider befand es sich sehr weit vom Weg entfernt und der Weg führte einfach in die falsche Richtung. Frechheit! Also alles umsonst, beinahe. Affen haben wir auf alle Fälle nicht gesehen.
Nach unten fielen wir eher als wir gingen. Die Bäume hatten teilweise Stacheln also bestand die Schwierigkeit beim Fallen darin, dass man sich einen Halt suchte der nicht unter die Haut geht. Aber wir, Kämpfer wie wir sind, schafften es ohne großartige Schäden.

Der größere und aktive der beiden Vulkane - Concepción

Dann ging es ab ins Auto und Richtung Ometepe. Da Ometepe eine Insel ist mussten wir natürlich zu einer Fähre fahren. So eine logistische Angelegenheit (Autos von Fähre runter, Autos auf Fähre rauf, Leute von Fähre runter, Leute auf Fähre rauf) ist in Nicaragua nicht so einfach wie es vielleicht klingen mag. Die Autos stehen sich gegenüber und hupen sich an. Hört sich lustig an, ist es aber nicht so wirklich. Aber im Endeffekt ist alles gut gegangen. Das Auto auf einem überwachten Parkplatz verstaut und wir mitsamt Kleingepäck auf der Fähre. Ganze eineinhalb Stunden fuhren wir so auf die Vulkaninsel Ometepe. Dort angekommen wurden wir mit der absoluten  Bruchbude, die einmal ein Auto war, abgeholt. Ein Erlebnis für sich. Unser Hotel lag in Santo Domingo, ein kleines „Dorf“. Hotel an Hotel, zwei Imbissstände und Bike for rent. Recht viel gab es nicht her.

Der erste Sonnenaufgang im Paradies

Zu unserem Hotel noch eine kleine Geschichte: Unsere Reservierung im Hotel Villa Paraiso wurde anscheinend wegen fehlenden Daten (Kontonummer) aufgelöst und unser Zimmer vergeben. Nach einigen Telefonaten (noch am Weg) kam heraus, dass sie die Daten doch hatten und das Zimmer fälschlicherweise vergeben haben. Die Gäste in unserem Zimmer wollten aber nicht mehr weg (irgendwo logisch). Also wurden wir für die erste Nacht in ein Nachbarhotel verlegt, das sich als absoluter Mindeststandart herausstellte. Naja, war ja nur für eine Nacht. In der zweiten Nacht durften wir in ein Haus für 3 Personen ziehen. Nicht so einfach. Da wir von der Reise kaputt waren und es nichts zu tun gab blieben wir diesen Abend einfach zuhause. Ein bisschen Ruhe muss man sich auch gönnen.

Paradies! Will wieder hin!

Am nächsten Tag ging es dann actionreich weiter. Mit einem Pick-Up ging es über eine absolute Rumpelstraße, teilweise wilder als nach El Tisey. Aber das Ziel war es wert: Kajak fahren. Ich und Fabian in ein Kajak, Papa und der Guide in ein Kajak und los ging es. Natürlich hatten wir einen klaren Nachteil als absolute Anfänger. Aber sehr bald stellten wir uns als tolles Team heraus und düsten über das Wasser als gäbe es nichts leichteres (okay, das ist übertrieben, wir hatten schon einige Schwierigkeiten). Anfänglich ging es über den Lago de Nicaragua (also große Wasserfläche, Meerähnlichkeit) und dann in eine Lagune (also Flussähnlichkeit).

Völlige Abgeschiedenheit von der Außenwelt

Das war dann etwas spannender mit vielen unbekannten Pflanzen rechts und links und Tieren oben und unten. Der Guide führte uns durch Pfade die wir nie gefunden hätten. Direkt durch eine Decke aus Wasserpflanzen (also Gemüsebeetähnlichkeit). Beim Zurückfahren hatten wir so unsere Schwierigkeiten, aber auch die wurden mit Kraft und Anstrengung bewältigt. Zum Essen gab es dann frischen Fisch, sehr vorzüglich.

Mitten auf dem Wasser aber weit zurück

Müde von der anstrengenden Reise konnten wir uns am Spätnachmittag nur zu einem kleinen Spaziergang aufraffen. Wir besuchten das Ojo de Agua (dt: Auge des Wassers). Was wir nicht wussten: Das ist wie ein kleines aber feines Schwimmbad. Wir, natürlich ohne Schwimmaustattung, gingen somit eine Runde um das naturbelassen aussehende Schwimmbecken und anschließend wieder heim. Wenigstens bewegt haben wir uns an dem Tag nicht zu wenig. Und endlich wurden wir auch ein bisschen braun. Oder zumindest rot 🙂

Der abgelegene Strand des Kajakverleihs

Der schönste und neugierigste Vogel auf Ometepe

Am 30.12 düsten wir bald in der früh weg um nicht zu spät beim Auto anzukommen. Ach ja und eins darf nicht unerwähnt bleiben: Es regnete. Trotz eigentlicher Trockenzeit. Aber immer wenn wir nach draußen gingen beruhigte es sich. Also ich wurde nicht nass 🙂 . Dann ging es zurück nach Condega. Eine lange Autofahrt lag vor uns aber nichts was uns erschrecken könnte. Weil wie ein schönes Sprichwort sagt: „Hoam ziagt da Esel“ 😉

Das war es vorerst. Nur noch ein Bericht wird von mir erfolgen und dann bin ich für weitere Fragen, Beschwerden und Lob offen. Ab 6.1 am Nachmittag werde ich den österreichischen Boden betreten.
Helena

, , , ,

Hinterlasse einen Kommentar