Beiträge getaggt mit Nicaragua

Urlaub!

Mein Einsatz ist offiziell so gut wie zu Ende, daher muss natürlich ein gebührender Abschluss her. Um ein Jahr Nicaragua abzuschließen bietet sich an, noch einmal vier Wochen das Land besichtigen. Und weil man alleine nicht so gerne reist holt man sich Verstärkung aus Österreich.

Nachdem es also auch diese Gruppe Reisender geschafft hatte, sich durch die USA vorzukämpfen, kamen auch sie mit zwei Tagen Verspätung an. Das warf leider Granada aus dem Programm, aber wir holten das mit einem Tag Intensivstudie nach. Per Taxi um 22€ für den gesamten Tag Wir besichtigten alles nur von außen (auch weil fast alles zu hatte …), sahen die Festivitäten zur Stadtgründungsfeier und rannten vor imaginären Stieren davon. Denn eigentlich sollten ein paar Stiere durch die Straßen getrieben werden, die dann nie kamen. Aber einige fiese Nicas brüllten in unregelmäßigen Abständen „Toros! Toros!“, also „Stiere! Stiere!“ und versetzten die restlichen Nicas (die aus unbekanntem Grund alle totale Angst vor Kühen haben) in Panik. Dann konnte man nur noch wählen zwischen Mitlaufen oder Niedergetrampelt werden. Erst auf dem Heimweg Richtung Managua kam uns auf der Schnellstraße ein durchdrehender Stier unter, die Frage, ob er vielleicht aus Granada käme stellten wir ihm dann aber doch nicht.

Am Montag dann, ging es auf die Insel Ometepe. Aber, um dort hin zu gelangen, muss man natürlich auch den Weg bestreiten. Die erste Station auf ebendiesem stellte die südliche Busstation dar. Ich bin gewohnt, einen Ticketschalter und Schilder vorzufinden, wie es auf bisher allen nicaraguanischen Busstationen der Fall war. Diese ist anders. Es gibt keine Schalter, keine Schilder, dafür aber – schon sobald das Taxi hält – eine Flut an Busfahrern und Ticketverkäufern von allen Bussen, die vermutlich innerhalb der nächsten 12 Stunden abfahren werden. Mit solch einer Informationsflut konfrontiert und zwei leicht verängstigten Nicaragua-Neulingen im Schlepptau mussten auch noch das Taxi bezahlt und ein Bus gefunden werden. Wir schafften es, erwischten einen Bus, der direkt zum Hafen in San Jorge fuhr und konnten schon zwanzig Minuten nach Ankunft mit dem Boot ablegen.

Das wurde durchaus eine Probe für Nerven und Magen, da dem Nicaraguasee irgendwie nicht besonders viel an unserem Wohlergehen lag und schön hohe Wellen vorbereitet hatte. Wir überlebten auch das und konnten schon eine Stunde später unser Hotelzimmer beziehen. Wobei Hotel die Situation nicht annähernd beschreibt. In Wahrheit ist Finca del Sol eine Finca, also eine kleine Farm mit drei Cabañas, was wohl mit Häuschen zu übersetzen wäre. Geführt wird der Betrieb von einer Kanadierin und einem Italiener, die sich dem Ökotourismus verschrieben haben.

Lange Rede, kurzer Sinn, wir am selben Tag nicht mehr wirklich viel, bestaunten noch die Straße, die den letzten Kilometer vor der Finca trotz inflationärem Tourismus immer noch wahnsinnig mies aussieht. Selbst der vernachlässigste Wanderweg in Österreich ist besser befahrbar. Was nicht heißt, dass vor der Strecke irgendetwas mit Rädern auch tatsächlich Halt macht. Räder, Autos, Laster, Busse, solange ein Nica noch nicht feststeckt, fährt er noch weiter.

Am nächsten Tag mieteten wir uns Räder und fuhren damit bis zur Mitte der Insel, wo wir uns das natürliche Schwimmbecken, das Ojo de Agua ansahen. Dieses Wasserauge, wie es auf Spanisch genannt wird, ist mehr oder weniger ein aufgestauter Bach mit unglaublich klarem Wasser und türkisblauer Farbe. Dort relaxten wir dann ein wenig oder sprangen vom Schwungseil gekonnt (oder weniger gekonnt) ins Wasser.

Auf dem Heimweg entdeckten wir noch eine alte Hochseilgarten auf der eine Gruppe Kapuzineräffchen herumtollte und, als wir uns näherten, uns vertreiben wollte, indem einer nach dem anderen auf lärmendem Blech herum hüpfte.

Und weil es ein so schöner Tag war, wurden wir auch noch mit einem unglaublichen Farbspektakel beim Sonnenuntergang belohnt.

Nächster Tag, neue Tour. Geplant war eine Kanutour zu machen, beinahe durchkreuzte der nicht aufkreuzende Bus unsere Pläne, doch wir konnten per Anhalter den Schaden auf eine Stunde Verspätung begrenzen. Für nicaraguanische Verhältnisse ja eh noch gut in der Zeit. Wir fuhren also kreuz und quer durch Flussbiegungen und über Unterwasserdschungel, sahen viele Tiere und kamen schön geschlaucht am Ausganspunkt an. Auf meinen Oberschenkeln hatte sich ein solider Sonnenbrand gebildet; aber was tut man nicht alles für ein wenig Unterhaltung. Gut gegessen, Regen abgewartet, heimgefahren, Tour für den Folgetag ausgemacht und schon war der Tag wieder so gut wie vorbei.

Für den letzten Tag wartete die große Besichtigungstour mit Guide auf uns. Der ach so nette, Spezialpreis versprechende  und englisch parlierende Quatscher vom Vortag tauchte nicht auf, schickte seiner statt einen Kollegen, der sich aber gut anstellte und auch die Spezialtour, von der ihm nichts gesagt worden war anstandslos mitmachte. So konnten wir Petroglyphen und Heuleraffen besichtigen, beinahe schon teuer essen und bestritten den Hochseilgarten mit Bravour und ohne Angst 🙂

Dann ging es noch schnell zum Ticketschalter für die Fähre Richtung San Carlos, die um sechs ablegen sollte, dann eine halbe Stunde zu spät ankam, als gerade der Himmel alles hergab und der Regen strömte. Der kleine Warteraum war bis zum Bersten mit Touristen gefüllt, die natürlich alle Tickets für die „erste Klasse“ besaßen. Erste Klasse meint nur, dass man am Oberdeck sitzt und von der Klimaanlage tiefgefroren wird, die auf gefühlte 10 Grad Celsius herunter kühlt. Und Ticket meint nur, dass man aufs Boot darf, es wird aber weder kontrolliert, ob man ein Erste-Klasse-Ticket besitzt wenn man sich ebendort aufhält, noch wird beim Verkauf darauf geachtet, nur die verfügbare Anzahl Sitzplätze zu verkaufen. Das führt dann auch noch einmal mehr zu chaotischen Szenen, wenn das gesamte Gepäck bitte in den vorderen Teil gebracht werden soll, jeder aber noch irgendetwas aus seinem Rucksack braucht, bevor er tief begraben wird.

Gegen halb acht Uhr abends legte die Fähre dann endlich von Altagracia, Ometepe ab, fast um sechs Uhr morgens legten wir in San Carlos, am südlichen Ende des Nicaraguasees an. Froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, machten wir uns zuallererst auf die Suche nach den Booten für die Weiterreise nach El Castillo. Danach, aus finanziellen Gründen nach Banken. Dieser gäbe es in San Carlos zwei – wenn da nicht die Sache mit den Öffnungszeiten wäre. Unser Boot, für das wir bereits ein Ticket besaßen legte um 8 Uhr ab, die Banken wollten aber trotzdem erst um halb 9 Uhr aufsperren.

Dann wollten uns zu allem Überfluss die vorhandenen Bankomaten ums Verrecken kein Geld geben. Nach dem Frühstück am Stadtplatz ging es dann auch gleich wieder weiter und wir quetschten uns ins Boot. In El Castillo zogen wir dann begleitet von tief schwarzen Wolken aber hoch glücklich über die bestrittene Reise ein und machten es uns den Rest des Tages einfach ein wenig bequem – soweit das neben einer tropfenden Wasserleitung halt möglich ist …

Die restlichen Tage in El Castillo beschäftigten wir uns mit Dschungelwanderung, überaschenderweise im Dschungel; Kaimanbesichtigung bei Nacht; Kakaoplantagenbesichtigung bei Tag; Soft-Rafting in den Stromschnellen und Schlossbesichtigung bei Regen.

Aber das, liebe Leserinnen und Leser, ist eine ganz andere Geschichte 😉

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Zwei Monate her, zwei Monate hin

Zwei Monate ist es her, dass ich den letzten Blogeintrag veröffentlicht habe … höchste Zeit also, einen Neuen zu schreiben 😉

Und weil ich die letzten zwei Monat so unzufrieden mit meinen schriftstellerischen Fähigkeiten war, kommt jetzt ein eher auf Fotos betonter Eintrag, der versuchen wird, die letzten zwei Monate Revue passieren zu lassen.

Die wildeste Attraktion: Riesenrad mit sich überschlagenden Kabinen

Im Mai machte anlässlich der Stadtgründungsfeiern ein Vergnügungspark in Condega Halt. Es gab Riesenräder, Karuselle und Zelte mit Saufgelagen zu sehen. Nachts wurden Lichter eingeschalten und natürlich spielte durchgehend viel Musik. Das hatte einen erhöhten Stromverbrauch zur Folge, welchen der zuständige Transformator gleich am ersten Tag nicht überlebte und den gesamten Platz dann den gesamten Monat auf Generatoren angewiesen war.

Ach ja, eine Kinderschiffsschaukel gab es auch noch 🙂

Dann, Ende Mai wurde die Stadtgründung mit einem Fest namens „Los Hipicos“ gefeiert. Dafür holte jeder Pferdebesitzer Condegas alle seine Pferde aus den Ställen und führte sie den großen Zuschauermassen vor. Wenn das jedes Jahr so aussieht, dann verstehe ich nicht, wieso überhaupt noch jemand hingeht, denn wirklich viel Spannendes gibt es nicht zu sehen – Pferde halt:

Viele Menschen, ...

... Cowboyhüte ...

... und Pferde

Und dann, eines schönen Sommertages, Anfang Juni, spielten die Kinder Chibolas. Chibolas ist ganz einfach als Murmeln zu übersetzen, die Art und Weise, mit ihnen zu spielen kannte ich jedoch nur andeutungsweise aus Comics: Man zeichnet einen Kreis und eine Linie in den Sand, etwa zwei Meter voneinander entfernt. Dann legt jeder Mitspieler eine Murmel in den Kreis, quasi der Einsatz. Wer dann (eine neue Murmel vom Kreis weg geworfen) am nähesten an der Linie liegen bliebt, fängt an und wirft nun in die andere Richtung, auf den Kreis zu. Wenn alle geworfen haben beginnt die Reihenfolge von vorne und der Erste versucht Murmeln aus dem Kreis zu katapultieren, indem er sie mit der eigenen Wurfmurmel abschießt. Das klingt jetzt vielleicht einfach, aber da ist schon etwas Technik gefragt, zu fest gedrückt, geht nichts und man bricht sich fast die Finger, zu leicht gedrückt plumpst sie ohne große Kraft gleich in den Sand. Aus dem Kreis katapultierte Murmeln gewinnt man, wenn die Wurfmurmel aber innerhalb liegen bleibt,  gehört sie automatisch dem Nächsten und man setzt bis zur neuen Runde aus.

Und weil Murmeln auch so ziemlich genial aussehen, wieder ein paar Fotos:

Anvisieren und Abdrücken

Im besten Falle gewinnt man 😉

Fülltext, damit die Fotos gut formatiert werden …

Was murmeln die denn da vor sich hin?

... und die Müllabfuhr spielt Schulbus

Dann noch kurz ein Bildkommentar zur Fortbewegung in Nicaragua:

Abseits der Panamericana ist vieles erlaubt ...

Zeilenumbruch

Am 19. Juni wurde endlich der Tag der Kinder gefeiert. Wir (Promotoren) führten ein Stück von Chavo del 8 auf, eine Fernsehserie, die im lateinamerikanischen Raum ähnlichen Kultstatus besitzt, wie Mundl in Österreich. Fotos traue ich mich keine zu zeigen, die Fotografin (ich hatte ja eine Rolle, da konnte ich schwer fotografieren) hat da zuviel verbockt 😛

Eintritt nur mit gültigem Ticket

Zum Abschluss gab es Eis von Eskimo

Und dann war da noch der Ausflug nach Venecia. Ja, zu deutsch heißt das Venedig und kurioserweise überquert man ein Bergmassiv namens Los Alpes. Na gut, massiv war es nur, weil wir es per Rad bestritten, aber wird schon ungefähr 100 bis 200 Meter über Condega liegen. Und 15 Kilometer weiter gen Osten. Klar, das ist jetzt keine große Steigung, aber mit den verfügbaren und in der Gruppe hin- und hergetauschten Rädern war es durchaus eine Aufgabe.

10 Fahrräder, 11 Mitfahrende

Gestartet wurde um halb 8 morgens, um halb 12 waren wir endlich bei unserem Mittagessen, aber noch fünf Kilometer von Venecia entfernt. Anfangs hatten wir mit richtig heftigem Regen zu kämpfen, bis zur Hälfte der Strecke klang er glücklicherweise etwas ab, die „Straße“ – de facto eine Staubpiste – hatte sich aber trotzdem schon in eine Schlammpiste verwandelt. Dementsprechend sahen wir dann auch aus 😉

Der Weg als Ziel?

Dreckig von Fuß ...

... bis Kopf

Das Mittagessen nahmen wir 5 Kilometer vor Ziel in Angriff. Wir besiegten es ziemlich überlegen. Auch die Hunde vor Ort bekamen ihr Fett weg, was offenbar sonst nie der Fall ist – typisch nicaraguanische Hunde halt: Unvorstellbar dürr.

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Ein Panorama 5 Kilometer vor dem Mittagessen

Meins! Meins! Meins!

Nicht ein Krümelchen blieb übrig ...

In Venecia gab es dann wenig Spannendes zu sehen, lediglich einen kinoreifen Sturz später gings deshalb schon wieder Richtung Condega. An unserer Labstelle (das Haus einer Tante eines der Jugendlichen) ließen wir die jüngsten unter uns zurück (sie fuhren dann mit dem Bus), damit war Geschwindigkeit kein Problem mehr. Es wurde gebrettert was die Räder herhielten – was nicht viel ist, bei so vielen kaputten Bremsen und Reifen.

Zirkusreife Akrobatik für Anfänger

Ja, und das war eigentlich schon wieder ziemlich alles, diese Woche wird nur halbtags unterrichtet, weil eine Woche Schulferien sind.

Zwei Monate hin, bis zum Finale einer absolut erlebenswerten Reise ans Ende der Welt …

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Die zuckersüße Realität

Und es geht wieder ein bisschen weiter!

Nachdem hier die letzte Zeit hauptsächlich mit Alltag und Englischunterricht vollgestopft war, sind weder großartige Reisen, noch sonst irgendwas entstanden. Ein paar Fotos habe ich immerhin zusammengebracht, die jeweils mit ihrer kurzen Geschichte verbunden sind:

Der glattschwanzige Fuchs

23.2. – Der Zorro und das Gift
Die Sache mit dem Zorro habe ich ja schon vor einiger Zeit erwähnt. Seit dieser ersten Begegnung wurde mir nur einmal erzählt, er wäre auf einem Schaukelstuhl sitzend entdeckt worden, von wo er dann völlig unbeeindruckt den nächsten Baum erklomm und sich in die Dunkelheit verzog, gesehen hab ich ihn nicht mehr.
An besagtem Datum jedenfalls entdeckte Martha den Zorro auf dem Dach des Computerzimmers, und führte ihn beim Versuch, ihn zu verjagen, in eine Sackgasse, die auf einem Mauersims im Zimmer endete. Dort verharrte er, bis des Nachbarn erfahrener Zorro-Experte kam und ihn befreite, für ein kurzes Fotoshooting festhielt und dann abführte.

Die Feuerwehr wollte jedenfalls nicht helfen ...

Am Nachmittag dann, wurde das Zentrum La Fraternidad fumigiert. Das ist eine Methode der Regierung, den Wählern Sympathie entgegenzubringen, indem sie vermummte Männer mit tragbaren Laubbläsern durch jedes Haus durchhuschen lässt, die einen ekelhaften weißen Rauch in die Gegend pusten. Das soll den stechenden Mücken den Garaus machen.
Die Tatsache, dass Häuser in Nicaragua nicht annähernd isoliert sind, daher überall Lücken aufweisen, hilft dem Rauch ein Spektakel zu inzenieren, welches einem Brand im Gebäude sehr ähnlich sieht. Okay, der Rauch ist weiß und daher nicht leicht mit Feuer zu verwechseln. Der Nachmittagsunterricht fiel damit aber flach, der Rauch stinkt viel zu ekelhaft und ist nebenbei auch nicht gerade Medizin.

Zwitschert viel und flattert in unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Gegend

4.3. – Der Kolibri
Mir erschien endlich ein Kolibri, der sich auch noch fotografieren ließ! Und er kommt immer wieder zu den anscheinend besonders leckeren Blüten eines Baumes in La Fraternidad. Einzig das Licht ist mir nicht wirklich gewillt und wirft immer einen Schatten auf den Vogel, was es schwierig macht, ihn gut in Fotos festzuhalten.

15.3. – Die Bienen
Und jetzt zur längeren Geschichte dieses Beitrags: In der Zwischendecke über der Küche wohn(t)en Bienen, summten und sammelten so vor sich hin. Hin und wieder, wenn es gerade passte, verpassten sie einem Passanten einen Stich, im Grunde waren sie aber friedlich.

Ein Bienenstock im Dach

Die letzten Wochen wurde die Invasion der stechenden Viecher aber unerträglich, die Paranoia immer handfester. Vier Stiche fing ich mir ein, nur zwei davon waren berechtigte Abwehrhaltungen: Eine nicht unterdrückte akute Panikattacke bei überraschender Bienenlandung und der Klassiker „großer Fuß (ohne Schuhwerk) von oben“. Martha hingegen erhielt viel mehr Zuneigung von den Bienen geschenkt und verweist auf eine stichhaltige Monatsbilanz. Aus diesem Grund wurde der Imker gerufen, der gestern Abend dann auch endlich seine Arbeit verrichtete.

Die Astronauten bereiten sich auf ihren Einsatz vor

Eineinhalb Stunden und drei Stich pro Mann später war der Bienenstock entfernt, die drei Männer konnten sich aus ihren Astronautenanzügen schälen. Ein riesen Kübel voller honighaltiger Bienenwaben versprach einen Haufen Honig abzuwerfen – wären da nicht die Bienen gewesen, die immer noch auf den Waben verweilten. Immerhin waren sie nicht agressiv, vermutlich wirkte der weiße Rauch noch. Dem Imkerchef war selbst das egal, er griff einfach in den wuselnden Kübel und zog ein paar Waben für die umstehende Zuschauerschar heraus.
Der Blick in die Küche unterstreichte dann die Worte der Imker: Es war verdammt schwierig. Es lagen hunderte tote Bienen am Boden und am Dach lieferten die Wabenstrukturen Aufschluss über die Größe des Stockes. Ohne Schuhe war es sowieso nicht mehr möglich, irgendwohin zu steigen, jede Lampe zog sofort Bienen an, wo sie in Trance bis zur Erschöpfung dem Licht folgen. Die Imker versicherten, in der Früh würden die verbliebenen Bienen verschwunden sein. Das hätten sie auch den Bienen sagen sollen, denn die bilden schon wieder einen neuen Knödel unterm Dach.

Honighaltiger Küchenboden

Das Schlachtfeld Küche

Die Dachunterseite in der Küche

Gabriel zeigt uns den Honig

Inzwischen wurden ungefähr zwei Liter Honig geerntet, es fehlt mindestens noch einmal so viel, was aber von den leider wieder aufgewachten Bienen verhindert wird. Martha hat sich beim Versuch, mehr Honig abzuschöpfen jedenfalls schon wieder mindestens zwei Stiche eingefangen.

Soweit der Stand der Dinge, man liest sich!

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Visen, Chaos und ein neuer Anfang

Na gut. Dann schreib ich halt wieder mal was 🙂

Es ist nämlich so: Nachdem mein Visum ja am 7. oder 8. Februar auslief (die Ungenauigkeit rührt von der Ungewissheit der Zählweise her), ich aber dummerweise zu lange wartete, ging am 3. Februar zur Migration in Estelí. Dort konnte man mir nur mitteilen, dass es nur zweimal möglich ist, ein dreimonatiges Visum im „normalen“ Verfahren zu erlangen. Die offizielle Variante in solchen Fällen wäre außerdem auszureisen, 72 Stunden zu warten und wieder einzureisen. Nachdem Honduras (für mich die nächste Grenze) netterweise mit Nicaragua ein gemeinsames Visumssystem betreibt, würde die Reise also nach Costa Rica führen müssen.

Am Freitag wurde ein neuer Anlauf gestartet, diesmal ausgerüstet mit Arbeitsbelegen, Briefen von Fraternidad und Bürgermeister und Gastmutter Martha. Die Dame hinterm Schreibtisch laß sich alles durch, konnte aber nur auf eine eventuelle Lösung des Problems in Managua hinweisen. Am Nachmittag rief ich also im österreichischen Konsulat an, welches es eigentlich gar nicht gibt. Deshalb wird man auch automatisch ins Büro für österreichische Entwicklungzusammenarbeit weitergeleitet, wo ich der zuständigen Dame auf Deutsch mein Problem erläuterte. Diese meinte, ich solle doch so schnell wie möglich nach Managua kommen, alle Unterlagen mitnehmen, die vielleicht von Bedeutung sein könnten, vorher aber meine überzähligen, sprich, visumslosen Tage in der Migration zu bezahlen, sonst würde es wahrscheinlich nicht funktionieren.

Also am Montag wieder auf nach Estelí, diesmal schon bekannt und sogleich zum Chef des Hauses geführt. Die folgende Viertelstunde kümmerten sich zwei Angestellte und der Chef darum, eine mögliche Lösung zu finden, gaben mir schließlich den Rat, es in Managua zu versuchen. Dort gäbe es diese und jene Person, die mir helfen würde. Wenn es noch Probleme gäbe, sollte ich einfach den Chef persönlich am Handy anrufen.

Dienstag dann auf nach Managua. Damit uns die Zeit nicht davonläuft fuhren wir schon im Bus um sechs Uhr in der Früh. Um kurz vor neun saßen wir im Taxi zur Migration und keine Stunde später standen wir wieder auf Feld eins. Der Schalterbeamte hatte mir zwar nach seiner eigenartigen Zählweise noch drei Tage mehr Visum konstatiert, aber nur stur auf die Ausreise verwiesen, da konnte auch der Chef aus Estelí nichts mehr ausrichten. Um aber dann doch nicht völlig umsonst nach Managua gefahren zu sein, rief ich noch im österreichischen „Konsulat“ an und schilderte nochmals das aktuelle Problem. „Egal, kommen Sie trotzdem.“ Also auf ins Taxi und quer durch die Stadt. Dort wurden dann innerhalb einer halben Stunde Daten angegeben, korrigiert und weitergeleitet, Pass eingezogen und die erste Entschuldigung seit Jahren verfasst und unterzeichnet. Aber nicht an den Lehrer wegen Fernbleiben des Unterrichts, sondern wegen Passlosigkeit an eventuell kontrollierende Migrationspolizisten.

Jetzt sollte die Frist bald verstrichen sein und damit mein Visum, ergo mein Pass, vermutlich fertig; mal sehen, wie lange die Mühlen der Bürokratie diesmal arbeiten.

Im Projekt wurde es in letzter Zeit wieder chaotischer, am 15. Februar wurden die Schulen und auch das Zentrum mitsamt seinen Kurse erstmals wieder für Kinder geöffnet. Nachdem aber von den zur Zeit etwa 200 eingeschriebenen Kindern nur etwa zwei Drittel erscheinen, noch keine Hausübungen mitbringen, viele zum ersten Mal dabei sind und der Kurs Nachhilfe völlig neu besetzt wurde, herrscht noch etwas Verwirrung, wer wieso wo und wann zu sein hat. Schon zu Anfang wurde dem Chaos des letzten Jahres, der fehlenden Motivation einiger Mitarbeiter und der Einfallslosigkeit mancher Programme der Kampf angesagt, was sich doch schon mal gut anhört. Wie dies allerdings geschehen soll, wo doch gerade eine Aufbruchsstimmung der nicht sehr netten Art herrscht: Die vielfach geführte Diskussion des unbestreitbar viel zu niedrigen Gehalts wurde intensiviert und führt bei einigen Promotoren immer mehr zu Gedanken ans Aufhören.

Wieder zu erfreulicherem: Gestern, Freitag wurde die Willkommensfeier in La Fraternidad veranstaltet. Schon am Dienstag wurde ein Grundkonzept für das gesamte Fest erstellt und Rollen, beziehungsweise Aufgaben verteilt. Ich war ganz überrascht, wie früh man selbst in Nicaragua Dinge planen kann, wenn nur jemand – dem auch geglaubt wird – sagt, es solle doch endlich damit begonnen werden. Heute Nachmittag wurde das natürlich wieder etwas relativiert, weil doch einiges fehlte. Aber mit ein bisschen Spucke und Spontanität wurde alles mehr oder weniger gut gelöst. Nachdem die Spiele von uns „Ausländern“ gestaltet wurden, lieferten wir auch den Großteil des Programmes und viel spieletechnisch Neues.

Die Schummelpolizei muss einschreiten

Begonnen wurde mit zwei Runden Bananen-Wettessen. Mit verbundenen Augen im Duett, viel Geschrei, Gelächter und nicht ganz schummelfreiem Verlauf 😉 .
Danach wurde in 50-Liter-Mehlsäcken um die Wette gehüpft. Zuerst traten zwei Burschen, dann zwei Mädchen gegeneinander an. Die dritte Runde wurde zum lautstark bejubelten Kampf der Geschlechter, Bursche gegen Mädchen. Nach drei Viertel der Strecke stürzte der bis dahin klar in Vorsprung liegende Knabe und überließ damit ungewollt seiner Konkurrentin den Sieg. Ab diesem Zeitpunkt kamen die Kids immer mehr in Stimmung und es wurde mit jeder Minute lauter. Für die Moderatorinnen wurde es dadurch trotz der Unterstützung der Promotoren immer schwieriger, sich Gehör zu verschaffen.

Marlito kann locker ins Ziel hüpfen, während sein Kontrahent ein wahres Massaker an den Slalomstangen anrichtet

Bei den Damen geht es da schon knapper zu

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Aber hier ist plötzlich das gesamte Publikum mit dabei

Kistenrennen mit allzu am Boden festpickenden Schachteln

Trotzdem wurden noch zwei Runden Kistenschieben veranstaltet und zweimal Sesselgetanzt.

Danach wurde versucht den beinahe traditionellen Wetttanz zu starten, den ich aber erfolgreich unterbinden konnte. Wieso? Weil ich selbigen inzwischen als absolut entbehrlich empfinde. Ein paar Mädchen tanzen und nach jeder Runde wird ein Pärchen vom Publikum rausgewählt. So weit so gut. Die Stimmung und besonders die Beliebtheit der Mädchen entscheidet dann, ob es mehr Geklatsche oder Gebuhe gibt, welches man den Kindern als „Erziehungsbeauftragter“ ja eigentlich ersparen sollte. Stattdessen wurde Linas Idee des Zeitungstanzes aufgegriffen, die eine neue Erfahrung für alle und meiner Meinung nach einen gelungenen Abschluss darstellte.

Penibel wird die Technik studiert und dann Tips und Tricks ausgetauscht

Dabei tanzen Pärchen auf jeweils einer Seite Zeitungspapier, dürfen den Boden aber nicht berühren, sonst wird fliegen sie  raus. Sobald der Moderator das Zeichen gibt, wird die Seite einmal auf die Hälfte gefaltet und schon gehts weiter. Der Witz dabei ist natürlich, dass man immer weniger Platz hat und sich irgendwie einfallen lassen muss, wie man auf so wenig Standfläche zwei Personen unterbringt – und dabei das Tanzen nicht auch noch vergisst. Ab Faltung Numero drei wurden die beiden übrigen Paare von allen Seiten mit Tips und Tricks überhäuft, angefeuert und – wenn nötig – gestützt.

So sieht es dann aus, wenn eigentlich nur mehr ein Fuß Platz auf der Zeitung findet

Der leicht schale Beigeschmack, den einige Kinder mit ihrem Benehmen verursachten war wieder vergessen und noch schnell die unausgesprochene aber deutlich sichtbare Forderung nach Süßigkeiten erfüllt, dann ging alles und jeder nach Hause, war ja schon wieder halb fünf Uhr.

So siehts aus, meine Freunde, so ist das!

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Ja, ich bin noch hier ;)

Und hier bin ich wieder mal!

An unserem (zur Erinnerung: Besuch aus Österreich) letzten Tag fuhren wir kreuz und quer durch Managua auf der Suche nach Sehenswertem. Zuerst zum Revolutionsplatz, der von einer alten Kirche, dem ehemaligen Regierungspalast, der Villa des Präsidenten Daniel Ortega und einem Park mit Denkmäler eingekreist wird. Nach einer halben Stunde im zum Nationalmuseum (das bis zur präkolumbianischen Ära vergleichsweise gut beschriftet ist und danach zur Kunstausstellung diverser (Hoch-)Schulen wird) umfunktionierten Regierungspalast gings nach einem Umweg über eine der wenigen touristischen Uferstellen des Sees nach Tiscapa, einem Vulkankrater mit Lagune mitten in Managua. Da dies auch der höchste Punkt in der Umgebung ist, steht natürlich eine 10 Meter hohe Silhouette von Sandino dort. Oben angekommen waren wir erst mal erstaunt, wie wenig das Bild einer Großstadt gleicht. 1972 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 5,6 bis 6,2 ungefähr 90% der Bausubstanz, lediglich das Gebäude der Bank of America blieb quasi unversehrt stehen.

Was wir nicht wussten, war die Tatsache, dass über die Lagune Tiscapa eine dreiteilige Seilbahn aufgebaut ist, auf der man per Klettergurt angekettet nach unten brausen kann. Das mussten wir natürlich trotz Bargeldknappheit ausprobieren. 300 bis 500 Meter lang sind die drei Teilstrecken, leider ist es aber viel zu schnell vorbei. Dieselbe Firma bietet auch am Mombacho solche Seilgärten an, die allerdings zwischen riesig dicken Bäumen gespannt sind und bis zu 30 Stationen umfassen. Das nächste Mal werde ich also nicht nur an den Schreien im Wald vorbei gehen, sondern mitmachen 😀 .

Zum Schluss kann man wie Superman das Seil entlangbrausen

Da gehts dann hinunter mit einem "Murdshodan"

 

Danach ging es noch schnell zu der neuen Kathedrale Managuas, die sich durch eine überraschend moderne Architektur auszeichnet.

Die Catedral Metropoliana Inmaculada Concepción de Managua

Eine sehr helle, geradlinige und doch angenehme Kirche

Um jetzt noch die letzten Tage seit der Abreise meiner beiden Besucher revue passieren zu lassen, eine kurze Zusammenfassung: Am 5.1., direkt nach der Verabschiedung ging ich aus dem Flughafen hinaus um mich über meinen Bus zu erkundigen. Weil mich ein Taxifahrer ansprach, dachte ich, der würde mir vielleicht verraten, ob die Expressbusse auch hier, direkt vor dem Flughafen (wo sie ja vorbeifahren) halten und zusteigen lassen würden. Das sollte sich aber als ein Fehler herausstellen, der mir letztendlich meine Reise um fast zwei Stunden verlängerte. Klar, der Taxler wollte Geld: 5US$ für eine Reise von zehn Minuten 😐 . Während ich also noch mit einem Polizisten sprach, düste gerade ein Bus vorbei. Bis ich realisiert hatte, dass das meiner sein könnte, war er schon wieder am Horizont verschwunden. Mir wurde vorgeschlagen, den Bus per Taxi einzuholen … nur doof, dass sich in den nächsten zehn Minuten kein Einziges blicken ließ.

Nachdem der Plan also definitiv geplatzt war, wartete ich trotzdem auf ein Taxi, diesmal aber mit dem Ziel Busbahnhof. Meine Frage nach dem Preis wurde mir vom Fahrer mit 100C$ beantwortet. Wie gut, dass mich im Vorfeld Gastmutter Martha angerufen hatte, um mir zu sagen, dass man auf keinen Fall mehr als 60C$ zahlen soll. Mein Vorschlag, mich für weniger Geld zu chauffieren gefiel dem Taxler nicht so gut, was sich aber schlagartig änderte, als mein netter und hilfsbereiter Polizist von vorhin den Kopf zum Taxi hineinstreckte und meine Zieldestination nochmal wiederholte, damit sich da keine Probleme ergeben 🙂 .

Den Busbahnhof habe ich anfangs vom Aussehen her mit einem illegalen Spielehinterhof verglichen. Ich kann diese Ansicht inzwischen revidieren, da muss mir wohl der Kulturschock mitgespielt haben: Es sieht aus, wie es für nicaraguanische Busbahnhöfe üblich ist, rumpelige Straßen, wuselnde Straßenverkäufer, brüllende Buschauffeure und von blitzblank sauberen bis hin zu fast auseinander fallenden Bussen ist alles vertreten – solange es sich um Bluebird Ami-Schulbusse handelt. Zum Glück fand ich gleich einen Bus, der mich nach Condega bringen würde, also eingestiegen und auf Abfahrt gewartet. Schon beim hinsetzen bekam ich Probleme mit dem Sitz vor mir, da schlicht und einfach zehn Zentimeter Kniefreiheit fehlten. Nachdem wir aber erst in Estelí soviele Zusteiger hatten, dass es auch mich betraf, saß ich fast die gesamte Fahrt seitlich über zwei Sitze ausgebreitet.

Der vorhin erwähnte Fehler, mit dem Taxler versuchen, auf einen Konsens in Sachen Bus zu kommen, wurde bei den ersten richtigen Steigungen bewusst, auf denen uns ausnahmslos jeder überholte, weil sich der Bus nur noch auf dem Zahnfleisch kriechend fortbewegte. In Zahlen bedeutet das: 10% Steigung, 1. Gang, 5km/h – was auch äquivalent zu 100% „voll doof“ ist. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kam ich endlich in Condega an – normalerweise dauert so eine Fahrt mit dem Express zweieinhalb Stunden. Dazu kam noch, dass der Bus eine Stunde später abfuhr …

Seither ist nicht viel erzählenswertes passiert. Ich habe wieder begonnnen in La Fraternidad zu arbeiten, habe dort Computer gesäubert (unglaublich, wieviel Staub in drei Monaten den Weg in die Maschinen findet), neu aufgesetzt, in Schuss gebracht, an der Homepage für das Projekt und vielen Kleinigkeiten gearbeitet. Zwischendurch hatte ich auch mal eine Woche lang Grippe – wir sagen dazu Husten und Schnupfen – derentwegen ich viel Zeit im Zimmer verbrachte, was auf schräge Blicke und Unverständnis bei der lokalen Bevölkerung gestoßen ist. Es wurde sogar behauptet, dass man dadurch noch länger krank bleibe … ach die Gesundheitsvorstellungen der Nicas 😀 .

Dass mein Visum am 7.2. wieder mal ausläuft hat mir in Erinnerung gerufen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Halbzeit naht schon und es fühlt sich an als wäre man schon ewig aber doch erst ein paar Tage hier …

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Last but not Least

Einen Bericht wert sind zum Abschluss noch zwei Ereignisse: Silvester und das Schnitzel-Essen.

Ersteres fand traditionellerweise am 31.12. statt. Wir durften uns wieder auf zwei Piñatas freuen, und taten es auch 🙂 . Selbe Zeit, selber Ort wie zu Weihnachten. Die Piñatas waren etwas einfach zu zerstören als damals und die Zuckerl waren schnell zusammengerafft. Dann war Seilspringen an der Reihe, doch lange konnte uns das auch nicht beschäftigen. Darum begleiteten wir die Nachbarn beim Kauf von Krachern, Böller und ähnliches. Krachmacher jeglicher Art also. Mit diesen füllten wir dann unseren „Alten“. Das ist Tradition hier. Es wird eine Puppe gebastelt, die dann angezogen wird und mit Krachmachern gefüllt zu Mitternacht angezündet wird. Weil sie haben es gern immer schön laut, die Nicas.

Die Mitternachtseinlage

Um zehn vor zwölf fingen ein paar Sirenen an zu heulen, was gleich als Mitternacht interpretiert wurde und es wurde alles angezündet, was eine Zündschnur hatte. Fünf Minuten später heulte noch einmal eine Sirene, da war aber schon der Großteil der Menschen am Tanzen oder Feuerwerkschauen. Und dann gab es zu Essen: Churritos. So etwas Leckeres hab ich schon lange nicht mehr gegessen. Zum Abschluss wurden kleine Geschenke ausgeteilt. Im Großen und Ganzen kann ich behaupten, dass das mein schönstes Silvester seit langem war. Es war lustig, interessant und lecker.

Dass Schnitzel machen in Nicaragua so schwierig ist, konnten wir ja nicht ahnen. Kalb gibt es nicht, Schwein ist über die Feiertage vergriffen und auch den Truthahn gab es nicht mehr. So mussten wir auf das beliebteste Tier der Nicas zurückgreifen: Huhn. Sehr typisch war es also nicht. Auch der Semmelbrösel-Kauf war eine Schwierigkeit für sich.
Doch wir, Kämpfernaturen wie wir sind, konnten alle Steine aus dem Weg räumen und selbst der Ofen und die etwas fremde Küche konnten uns nicht aus der Ruhe bringen. Etwas zu spät aber doch war also das Festmahl fertig und ja, es schmeckte hervorragend. Es blieb nichts übrig. Also jedem schmeckte es und zugegebenermaßen war es zu wenig.
Was wir nicht wussten: es wurde eine Überraschung vorbereitet. Adriana und Gabriel hatten sich ein paar Spiele ausgedacht und so wurde zu Musik und mit viel Geschrei verschiedenstes gespielt. Dadurch lernte ich neue lustige Spiele kennen die ich bei nächster Gelegenheit zuhause ausprobieren werde. Hütet euch. Mit einer Partie „Phase 10“ ließen die Stärksten der Starken den Abend erst in den frühen Morgenstunden ausklingen.

Der nächste Tag war der Tag der Abreise. Nichts und niemand konnte daran etwas ändern, leider. Alle Freunde und Verwandten waren da um uns zu verabschieden. Mir war nicht bewusst, dass man selbst durch eine Sprachbarriere und eine kulturelle Barriere Freundschaften aufbauen kann.
Da sie mir mehr als einmal das Versprechen abnahmen Wiederzukommen, muss ich das wohl tun. Ich freu mich jetzt schon auf ein Wiedersehen bei dem ich hoffentlich schon Spanisch kann!

Lena beim Hängemattenkauf

Nur noch ein Besuch in Masaya und ein Tag in Managua bis zum Abflug. Man kann sagen: zu kurz.

Also Nicaragua: I’ll be back 😉
Helena

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Ein Kommentar

Selva Negra und Ometepe

Ein Tukan im Baum vorm Haus

Am 27.12 ging es dann wieder weiter in unserer Nicaragua-Entdeckungs-Tour. Erster Stop war in Selva Negra (dt: Schwarzwald), in der Nähe von Matagalpa auf 1220m. Selva Negra ist ein Naturschutzpark, eine Kaffeeplantage und ein Hotel. Es wurde von einem  deutschen Ehepaar 1890 gegründet. Der Staat bat damals deutsche Immigranten sich in Nicaragua niederzulassen und den Kaffeeanbau zu überwachen. Heute gehört Selva Negra einer Frau namens Mausi Kühl. Lustig ist, dass die Leute hier nicht wissen was der Name bedeutet. Der dort angebaute Kaffee wird Fair Trade produziert. Die Kenntnisse der Bedeutung von Fair Trade setze ich hiermit voraus und sonst gibt es ja immer noch Wikipedia 😉 . Es wird von November bis Februar geerntet. In der Erntezeit sind rund 400 Leute angestellt die ihren Lohn nach der Menge die sie gepflückt haben bekommen. Fix angestellt sind rund 150 Leute, die auch in Selva Negra wohnen.

Meine absolut hohe Schaukel

Die Höhe und auch der Wald trugen dazu bei, dass es sehr windig und kühl war. Die Hotelanlage besteht aus mehreren kleinen Häuschen und vor unserem Häuschen war eine riesengroße Schaukel. So eine Schaukel kann es in Österreich gar nicht geben weil wir da nicht so große Bäume haben. Diese Schaukel hat es mir auf alle Fälle angetan und ist es somit wert, erwähnt zu werden 😉 .

Das ist ein Baum. Und darum gewickelt eine Würgefeige :O

Am Nachmittag wanderten wir noch ein wenig durch den „Schwarzwald“ und je weiter man rauf kam umso mehr glich er einem Urwald. Ein Papagei beschoss uns mit irgendwas und ein Kolibri machte sich einen Spaß daraus, Leute verwirren.  Viel Zeit hatten wir nicht, denn dann ging unser Bus in die Weiten der Kaffeeplantage. Die Weiten entpuppten sich als weniger weit als erhofft aber wir haben einiges gelernt. Über die Kaffeeerzeugung, die Fair Trade Bestimmungen, dass ein Auto leichter ist wenn keine Leute drin sind(und damit dann bei einer Furche nicht ansteht) und dass einem eine Gruppe die ganze Tour vermasseln kann, wenn sie will. Am nächsten Tag bildeten sich die Wahnsinnigen ein wir müssten um 6 Uhr aufstehen um wandern zu gehen. Wir machten die große Tour um ja die Affen zu sehen. Doch der Wald war wie ausgestorben. Die Tiere sind doch keine Frühaufsteher. Wusste ich es doch 😉 . Je weiter wir nach oben stiegen desto kälter wurde es und endlich hörten wir Affengeschrei. Nur leider befand es sich sehr weit vom Weg entfernt und der Weg führte einfach in die falsche Richtung. Frechheit! Also alles umsonst, beinahe. Affen haben wir auf alle Fälle nicht gesehen.
Nach unten fielen wir eher als wir gingen. Die Bäume hatten teilweise Stacheln also bestand die Schwierigkeit beim Fallen darin, dass man sich einen Halt suchte der nicht unter die Haut geht. Aber wir, Kämpfer wie wir sind, schafften es ohne großartige Schäden.

Der größere und aktive der beiden Vulkane - Concepción

Dann ging es ab ins Auto und Richtung Ometepe. Da Ometepe eine Insel ist mussten wir natürlich zu einer Fähre fahren. So eine logistische Angelegenheit (Autos von Fähre runter, Autos auf Fähre rauf, Leute von Fähre runter, Leute auf Fähre rauf) ist in Nicaragua nicht so einfach wie es vielleicht klingen mag. Die Autos stehen sich gegenüber und hupen sich an. Hört sich lustig an, ist es aber nicht so wirklich. Aber im Endeffekt ist alles gut gegangen. Das Auto auf einem überwachten Parkplatz verstaut und wir mitsamt Kleingepäck auf der Fähre. Ganze eineinhalb Stunden fuhren wir so auf die Vulkaninsel Ometepe. Dort angekommen wurden wir mit der absoluten  Bruchbude, die einmal ein Auto war, abgeholt. Ein Erlebnis für sich. Unser Hotel lag in Santo Domingo, ein kleines „Dorf“. Hotel an Hotel, zwei Imbissstände und Bike for rent. Recht viel gab es nicht her.

Der erste Sonnenaufgang im Paradies

Zu unserem Hotel noch eine kleine Geschichte: Unsere Reservierung im Hotel Villa Paraiso wurde anscheinend wegen fehlenden Daten (Kontonummer) aufgelöst und unser Zimmer vergeben. Nach einigen Telefonaten (noch am Weg) kam heraus, dass sie die Daten doch hatten und das Zimmer fälschlicherweise vergeben haben. Die Gäste in unserem Zimmer wollten aber nicht mehr weg (irgendwo logisch). Also wurden wir für die erste Nacht in ein Nachbarhotel verlegt, das sich als absoluter Mindeststandart herausstellte. Naja, war ja nur für eine Nacht. In der zweiten Nacht durften wir in ein Haus für 3 Personen ziehen. Nicht so einfach. Da wir von der Reise kaputt waren und es nichts zu tun gab blieben wir diesen Abend einfach zuhause. Ein bisschen Ruhe muss man sich auch gönnen.

Paradies! Will wieder hin!

Am nächsten Tag ging es dann actionreich weiter. Mit einem Pick-Up ging es über eine absolute Rumpelstraße, teilweise wilder als nach El Tisey. Aber das Ziel war es wert: Kajak fahren. Ich und Fabian in ein Kajak, Papa und der Guide in ein Kajak und los ging es. Natürlich hatten wir einen klaren Nachteil als absolute Anfänger. Aber sehr bald stellten wir uns als tolles Team heraus und düsten über das Wasser als gäbe es nichts leichteres (okay, das ist übertrieben, wir hatten schon einige Schwierigkeiten). Anfänglich ging es über den Lago de Nicaragua (also große Wasserfläche, Meerähnlichkeit) und dann in eine Lagune (also Flussähnlichkeit).

Völlige Abgeschiedenheit von der Außenwelt

Das war dann etwas spannender mit vielen unbekannten Pflanzen rechts und links und Tieren oben und unten. Der Guide führte uns durch Pfade die wir nie gefunden hätten. Direkt durch eine Decke aus Wasserpflanzen (also Gemüsebeetähnlichkeit). Beim Zurückfahren hatten wir so unsere Schwierigkeiten, aber auch die wurden mit Kraft und Anstrengung bewältigt. Zum Essen gab es dann frischen Fisch, sehr vorzüglich.

Mitten auf dem Wasser aber weit zurück

Müde von der anstrengenden Reise konnten wir uns am Spätnachmittag nur zu einem kleinen Spaziergang aufraffen. Wir besuchten das Ojo de Agua (dt: Auge des Wassers). Was wir nicht wussten: Das ist wie ein kleines aber feines Schwimmbad. Wir, natürlich ohne Schwimmaustattung, gingen somit eine Runde um das naturbelassen aussehende Schwimmbecken und anschließend wieder heim. Wenigstens bewegt haben wir uns an dem Tag nicht zu wenig. Und endlich wurden wir auch ein bisschen braun. Oder zumindest rot 🙂

Der abgelegene Strand des Kajakverleihs

Der schönste und neugierigste Vogel auf Ometepe

Am 30.12 düsten wir bald in der früh weg um nicht zu spät beim Auto anzukommen. Ach ja und eins darf nicht unerwähnt bleiben: Es regnete. Trotz eigentlicher Trockenzeit. Aber immer wenn wir nach draußen gingen beruhigte es sich. Also ich wurde nicht nass 🙂 . Dann ging es zurück nach Condega. Eine lange Autofahrt lag vor uns aber nichts was uns erschrecken könnte. Weil wie ein schönes Sprichwort sagt: „Hoam ziagt da Esel“ 😉

Das war es vorerst. Nur noch ein Bericht wird von mir erfolgen und dann bin ich für weitere Fragen, Beschwerden und Lob offen. Ab 6.1 am Nachmittag werde ich den österreichischen Boden betreten.
Helena

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Von Las Vegas und Höllenritten

Am 25.12. wollten wir einen Blick auf Condega werfen und somit stapften wir auf den Berg wo das berühmt, berüchtigte Flugzeug liegt. Sehr spannend. Wahrlich eine Touristenattraktion (wir Europäer sind eindeutig verwöhnt was Attraktionen anbelangt 😉 ). Danach besuchten wir Solidaridad (zu deutsch Solidarität). Dazu eine kleine Geschichte: 1998 war nach Hurrikan Mitch ein großes Hochwasser, das viele Häuser dem Erdboden gleichmachte. 1999 baute die Gemeinde, mithilfe von Spenden und dem Staat, ein Viertel für die obdachlosen Familien. Das Dorf trägt den Namen Solidaridad und hat eigentlich sehr schöne Häuser für nicaraguanische Verhältnisse. Wenn die Straße befahrbar wäre, wäre das ein richtig nettes Dorf mit Kirche, Sportplatz und allem Drum und Dran.

Am Abend rief uns Las Vegas. Ihr werdet euch jetzt denken „Wie kommen die nach Las Vegas?“. Ganz einfach. Ist gar nicht so weit. Taxi Papa chauffierte uns hin. Las Vegas ist DAS Fortgehlokal in Condega. Ob das Einzige oder einfach nur das Beste weiß ich zugegebenermaßen nicht. Das tut auch nichts zur Sache (Anmerkung von Fabian: Praktisch gesehen ist es das Einzige und damit Beste 😉 ). Fakt ist, dass es die Nicaraguaner leichter haben, was das Rauchen anbelangt. Das Lokal ist einfach ein Dach auf Säulen und somit immer gut belüftet, aber auch ein wenig kühl. Wenn man sich aber von innen aufwärmt und ein wenig tanzt, ist das ganze kein Problem mehr. Diesem Plan folgend verbrachten wir die ganze Nacht, was sehr amüsant war. Weniger amüsant waren meine und Papas nicht vorhandene Sprachkenntnisse. Denn obwohl ich drei Sprachen spreche bringt mir das hier genau gar nichts, denn Englisch können hier die wenigsten.

Blick Richtung León

Am nächsten Tag war ich sehr müde, was bestimmt nur daran lag, dass die ganze Nacht die Bremer Stadtmusikanten unterwegs waren und einen Lärm machten. Diese Viecher bitten nur darum umgebracht zu werden, so nervig sind sie. Den Vormittag verbrachten wir somit gemütlich herumhängend, lesend, chattend oder essend. Am Nachmittag rauften wir uns aber auf und düsten mit dem Auto nach El Tisey. Das ist ein Naturschutzgebiet in der Nähe von Estelí und macht sich sehr beliebt dadurch, dass man fast bis ganz oben fahren kann. Nur die letzten 100 Höhenmeter müssen zu Fuß hinter sich gebracht werden. Eine leichte Übung für uns österreichischen Bergwanderer. Das größere Problem stellte da schon die Straße dar. Von Straße kann eigentlich nicht die Rede sein aber es gibt kein Wort dafür. Weg ist es nicht aber Straße eben auch nicht. 10km geht es aufwärts, wir brauchten eineinhalb Stunden. Wirklich schwer zu beschreiben. Kurz gesagt: kaum befahrbar und wir wurden auf alle Fälle gut durchgeschüttelt 😉

Ein Pflanzenhochhaus, dieser "Gartenbaum"

Manchmal hatten wir schon Zweifel ob das mit unserem Auto überhaupt möglich ist, denn hier fahren nur Pick Ups oder zumindest Autos mit 4WD. Wir schafften es aber doch. Das zurückfahren ging natürlich um einiges schneller. Geschüttelt wurden wir aber nicht weniger.

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Es weihnachtet nicht so sehr

An Weihnachten bastelten wir feierlich eine Piñata für Jóse, denn der hatte am 24.12. den 9. Geburtstag. Fabian und ich, kreativ wie wir sind, entschieden uns für eine Auto-Piñata. Am Anfang schaute das ganze nur leider einem Auto gar nicht ähnlich. Und das blöde Krepppapier hatte ebenfalls seine Tücken, wirft Falten, wo keine hin gehören und verliert bei zuviel Kleber die Farbe. Aber mit einigen Details, die ein Auto zum Auto machen (Licht, Fenster, Spoiler, Reifen, Nummernschild), wurde es endlich erkennbar. Wir waren zufrieden.

Jóses roter Flitzer

Am Abend wussten wir immer noch nicht wie das Weihnachtsfest ausschauen würde und ich war schon ganz aufgeregt. Um 7 Uhr ging es dann zur Nachbarin (Handarbeitslehrerin Belma) und wir nahmen unsere schöne Piñata mit. Jóse freute sich sehr, was mich wiederum sehr freute. Sogar eine Umarmung bekamen wir von dem süßen, kleinen Kerl. Dann ging es aber zum Zerschlagen des wunderschönen Autos. Augen verbunden, Musik an und Stecken in der Hand, so beginnt das ganze Spiel. Dann muss man versuchen das Ding zu treffen. Gar nicht so leicht, nebenbei sollte man nämlich auch noch tanzen. Trotz des sicher sehr schlechten Abschneidens beim NCAP Crashtest (was auf den absolut dünnen Karton anstatt der Stahlkarosserie zurück zu führen war 😉 ) hielt sich unsere Konstruktion sehr lange mit dem Austeilen der Süßigkeiten zurück. Als es dann soweit war, stürzten sich natürlich alle anwesenden Kinder aus Nachbarschaft und Familie auf die süße Beute.

Wenn man genau hinsieht: Jóses roter Flitzer 😉

Die zweite Piñata (der gelbe Bär) wurde von mir persönlich eingeweiht. Bei Papa rissen dann sämtliche Stricke und dreimal fiel die Piñata ungeöffnet zu Boden. Beim Versuch, sie in der Hand haltend windelweich zu prügeln, brach dann auf einmal der Stock entzwei – größeres Gelächter hätte man vom Publikum nicht mehr verlangen können 😀

(M)Ein Bär - Alle Extremitäten abrasiert

Danach gab es Eis im Plastikbecher und dann wurde getanzt. Nach anfänglichem Zögern meinerseits (ich weiß ich bin feig, aber vor versammelter Menge alleine tanzen ist nicht so meins, noch dazu wenn ich nicht verstehe was die Leute sagen!!) wurde Papa von der hübschen 13-jährigen Márie aufgefordert. Mädchen in Nicaragua kennen solche Zweifel anscheinend nicht. Später wurde auch ich überredet und Adriana zeigte mir typisch lateinamerikanische Tanzschritte. Eigentlich hat alles nur mit den Hüften zu tun. Papa und Fabs hatten so ihre Schwierigkeiten, denn als europäischer Mann muss man die Hüften nicht verwenden. Der Versuch sah richtig lustig aus. Vor allem Fabs hat anscheinend einen Besen geschluckt (was auch die Größe erklärt). Ich stellte mich nicht so „potschad“ an. Da kamen mir die vielen Übungsstunden in diversen Discos zugute :).

Zirka um halb elf Uhr wurde das Mitternachtsessen vorgezogen und die ganze Familie fand sich im Hause Marthas ein um die drei vorbereiteten Hähnchen zu vernichten – was zur Hälfte gelang 🙂 . Dann teilten wir Kekse, Kuchen und Weihnachtsstollen aus, also alles was wir aus Österreich von den verschiedensten Leuten mitbekommen haben (hiermit noch einmal ein großes Dankeschön). Geschenke gibt es übrigens nicht am 24. nicht sondern am 31.Und nach einem Gläschen Merlot ging es dann auch schon ins Bett.

So war unser Weihnachten. Nicht pompös und nicht großartig speziell.

Also dann, bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: „Von Las Vegas und Höllenritten“
Helena

Jóse fädelt das Seil wieder ein

Alles nicht so leicht wie es vielleicht aussehen mag ...

 

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Die kleine Schwester berichtet

Hallihallo an alle interessierten Leser,

ich, Helena, werde nun meinen Bruder vertreten, da dieser zu faul ist Bericht zu erstatten. Dafür hat er jetzt das Vergnügen, Bilder zu suchen, fertig zu machen und das alles gemeinsam auf hochzuladen 😛 . Seit 20.12. am Abend sind wir, ich und mein werter Herr Vater, in Nicaragua. Nach einigen Komplikationen, endlich! Todmüde von der langen Reise ließen wir uns nur noch vom Chauffeur ins Hotel fahren.

Granadas Kathedrale

Am nächsten Tag liefen wir mit der Kirche ums Kreuz zu unserem Mietauto, und dann düsten wir schon los. Die ersten Minuten auf den Straßen waren gleich eine Umstellung; vor allem die vielen Hügeln, die zum langsamer fahren gedacht sind, wurden uns so manches Mal zur Material prüfenden Hürde.

Der leider völlig unbenutzte Strand.

Die erste Station unserer Reise war Granada. Da irrten wir auch einige Zeit ohne Plan durch die Straßen. Ich als reiner Mitfahrer hatte viel zu schauen, die anderen zwei hatten viel zu denken, fluchen und zweifeln. Doch schließlich fanden wir unser Hotel, Hotel Con Corazon, was sich als sehr nett, einladend und gemütlich erwies. Ein Innenhof mit schönem Garten, Hängematten und Plastikchristbaum. Was gibt es schöneres? Wir, voller Tatendrang, liefen gleich in die Stadt um einen zweiten Eindruck von Nicaragua zu erlangen (ausgenommen Fabian natürlich).

Die für Touristen geeignete Hauptstraße

Wie beschreibt man so eine Stadt? Die Straßen sind im Raster angelegt. Abseits der Routen für Touristen sind die Häuser sehr heruntergekommen und die Straßen nicht gerade gesäubert. Straßen wie wir sie kennen gibt es sowieso ganz selten.  Meistens sind es unbefestigte Schotterstraßen die mit Schlaglöchern versetzt sind. Es scheint als würde sich niemand darum kümmern wie es ausschaut, selbst in einer Touristenstadt wie Granada. Nur wenn eine Tür offen war und man hineinschauen konnte zeigte sich die wahre Pracht der Häuser: der Garten. Wie in unserem Hotel waren die Innenhöfe wunderschön grün und einladend, zumindest meistens. Granada liegt am Nicaraguasee. Er ist der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und er wirkt tatsächlich wie ein Meer. Außerdem ist er der einzige Süßwassersee in dem Haie wohnen. Zumindest zurzeit. Diese wurden schon für Ausgestorben erklärt, inzwischen gibt es wieder ein paar. Nahe bei Granada ist außerdem ein Vulkan, der Mombacho (1344 m), der aber schon lange erloschen ist.

Der Kaffee wird zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet

Am Mittwoch, den 22.12., wollten wir den Mombacho besteigen und wir buchten einen Guide um geheime Fakten oder ähnliches zu erlangen. Tourstart: 9:00 Uhr. Startbereit um, zugegebenermaßen, 9:05 Uhr standen wir bei Anonymus (ich habe seinen Namen vergessen). Dieser meinte aber, dass wir erst um 12:00 Uhr starten könnten. Spontane Busplanänderung oder so. Der Plan, dass wir der größten Hitze entfliehen indem wir am Vormittag wandern, war somit zunichte gemacht. Um 12:00 Uhr starteten wir, dafür pünktlich, Richtung Markt. Wir benutzten den öffentlichen Bus. Ein Erlebnis für sich.

Las Isletas - Granadas 365 Inseln

Nach einer Stunde im Bus wartend neben einer Menge an Straßenverkäufern die uns in den Bus folgten fuhren wir los. Aber dieser Plan wurde ebenso durchkreuzt. Diesmal von Taxifahrern, die die Nase voll haben von was-weiß-denn-ich. Sie organisierten eine Straßensperre. Sehr lustig. Wir gingen also durch die Straßensperre durch und stiegen auf der anderen Seite in einen anderen Bus ein. Bis die Nicaraguaner auf dieses System draufkamen dauerte es jedoch eine Weile. Schlussendlich funktionierte es doch und der Bus wurde wieder bis aufs letzte Eck vollgestopft. An jeder Kreuzung wurde noch jemand aufgegabelt und es war auch gar nicht heiß (sehr witzig). Beim Mombacho angelangt gingen wir 2km rauf bis wir zum „Eintritt“ kamen. Ab da fuhren wir mit Trucks weiter. Das war lustig. Die Wege kann man wirklich nicht als Straßen bezeichnen und so schaukelten wir steil nach oben und wunderten uns immer wieder wie so ein großes Ding das schaffte. Die ersten Affen wurden erblickt und diverse Vögelchen. Bei der Zwischenstation durften wir den Kaffee kosten der direkt dort angepflanzt und getrocknet wurde. Sehr lecker. Dann ging es weiter.  Und wenn ich gesagt habe, dass es im ersten Truck steil bergauf ging dann ist das kein Begriff für den zweiten Truck. Klar die 1344m müssen irgendwie bewältigt werden, aber das, liebe Leser und Leserinnen, war Achterbahn ohne Gurt. Oben angelangt wartete eine kurze Tour um den Krater des Vulkans auf uns, welcher einem Urwald gleicht (Stichwort: Nebelwald).

Panorama vom Mombacho aus

Zurück in Granada wanderten wir eine Zeit lang durch den Markt, was wirklich erschütterte. Die Armut wurde nirgends stärker sichtbar als hier.

Die Affeninsel. Bewohnt von Affen. Na was denn sonst?

Dieser lustige Geselle stapft über Seerosenblätter

Am nächsten Tag, den 23.12., besuchten wir mit einem anderen Guide Las Isletas (zu Deutsch: Die Inselchen). Die Isletas sind der Stadt Granada vorgelagerte Inseln die bei einem Ausbruch des Vulkans Mombacho entstanden sind. Es sind 356 Inseln, eine für jeden Tag. Mit dem Motorboot ging es hinaus auf den See und wir begutachteten einige kleine oder größere Inseln vom Wasser aus. Einige sind der Wohnort für Bauern oder normale bis arme Nicaraguaner. Andere wiederum sind wahre Burgen des Reichtums mit wunderschönem Garten und allem Drum und Dran. Eine der kleinsten Inseln wird die Affeninsel genannt. Als wir näher zu ihr hinfuhren, hüpften die neugierigen Äffchen gleich zu uns, wahrscheinlich mit der Hoffnung etwas Essbares zu bekommen. Angreifen durften wir sie aber nicht, weil sie schon des Öfteren aggressiv wurden. Die Isletas waren wirklich sehenswert; so viele verschiedene Blumen und wunderschöne Bäume – aber der Gegensatz von Arm und Reich erschreckte uns.

Ein Wochenendhaus für die absolute Oberliga

Nach 3-stündiger Autofahrt in den Norden kamen wir schlussendlich in Condega an, dem „Heimatort“ Fabians.

"Das Haus" von der Straße aus gesehen

Das Haus kann man schwer erklären weil wir Eropäer so etwas nun mal nicht kennen. Ein Innenhof stellt sozusagen das Wohnzimmer dar und die Räume des Hauses werden nur verwendet wenn es sein muss. Kochen, essen, schlafen. Selbst das Waschbecken ist Freiluft, mit einem Wellblech abgedeckt. Es gibt nur kaltes Wasser und auf Schönheit wird wirklich nicht geachtet, was auch gar nichts macht. Nur sind wir das nun mal nicht gewohnt. Die Familie ist wirklich nett und gastfreundlich nur hindert uns die Sprachbarriere daran, Freundschaft zu schließen. Und so beschränkt sich unsere Unterhaltung auf „buen dia“, „buenas noches“ und „adiós“. Wenn es mehr zu sagen gibt dolmetscht Fabian, und das macht er gut. Nach anfänglicher Schüchternheit hat sich auch Eneri, die kleinste im Bunde, an uns gewöhnt und wir dürfen sogar auf ihre Puppe aufpassen. Aber am liebsten ist und bleibt ihr „Chaaaaaam“. Ursprünglich hieß er Pachan aber das war anscheinend zu lange. Wie sie von Fabian auf Cham  oder Pachan kommt ist mir ein Rätsel aber man muss nicht alles verstehen.

Soweit für den Anfang. Fortsetzung folgt im nächsten Jahr 😉

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