Archiv für August 2010

Brot und Spiele

Um 10 vor neun beginnt ein fünfunddreißigminütiges (ich liebe die deutsche Sprache für die Möglichkeit langer Wörter 😀 ) Skype-Gespräch, das den Weg durch den Dschungel des Internets prima hinbekommt und keine Probleme bereitet. Beim Video wird es ein bisschen holprig, aber das kann sogar innerhalb Österreichs mal passieren. Bin also positiv überrascht über die Leitung, die sich beim normalen Surfen manchmal auch ein bisserl blöd anstellen kann.

Huch! Stromausfall! Zum Glück liegt die Taschenlampe neben mir, der Laptopakku ist auch noch ganz schön voll. Nur den Stecker ziehen nicht vergessen. Sonst fliegt einem bei der Rückkehr des Stroms der Computer um die Ohren. Aber schon nach 10 Minuten ist alles wieder da, der Regen bleibt auch noch, teilt er fröhlich plätschernd mit.

Überhaupt regnet es heute fast den ganzen Tag, nur für unseren kleinen Spaziergang kann es sich zusammenreißen, das Wetter. Man sieht ihm die Anstrengung aber an, wenn man gen Norden in die tiefschwarzen Wolken blickt.

Der kleine Spaziergang führt uns zum zweiten Haus der Familie. Das ist natürlich nichts absolut gewöhnliches, dass man einfach so zwei Häuser hat. Aber andere haben dafür halt ein Auto. Das Haus soll irgendwann in der Zukunft einmal als Mietshaus eine zweite Einnahmequelle neben dem Greißlerladen sein, noch ist es aber nur von einer Hündin und ihrem kleinen Sohnemann bewacht. Des Nächtens kommen dann Reinaldo – seines Zeichens Mann von Martha -, Adriana – ihres Zeichens Tochter von Martha und Reinaldo – und ihre Tochter Eneri – ihres Zeichens … noch nicht viel mehr als 1 1/2 Jahre alt – um im Haus zu übernachten, damit sich keine Diebe reintrauen.

Die beiden Hunde sind, wie jener beim Haupthaus (genannt Püppchen, auf Spanisch kann ich es unmöglich schreiben, klingt aber wie „munjeka“), total schmusebedürftig, weil sie nur zur Abschreckung gehalten werden. Da die zwei immer Alleinigen aber ein bisschen kleiner sind (von der Statur her) haben sie wesentlich mehr Knuddelfaktor als Püppchen. Und sowieso hat ein kleiner Babyhund immer einen wahnsinnigen Knuddelfaktor, das ist von der Natur ja so vorgesehen.

Das ist das Muttertier. Das Babytier ist noch kleiner. Und süßer! Wollte aber nicht stillhalten für ein Foto ...

So. Und weil der heutige Artikel sowieso so eine Ansammlung von Verwirrungen ist, erzähle ich noch kurz von der Kröte. Oder vielleicht war es auch ein Frosch, kann ich nicht unterscheiden. Ist nämlich vor ein paar Tagen ein trockenes Gacka-Würstel in meinem Sackerl für Kabeln aufgetaucht. Und nachdem ein paar Minuten davor eben eine Kröte oder halt ein Frosch bei der Haustür rausgehupft ist, wird nach wie vor davon ausgegangen, ebendieses Tier wäre an dem Würstel Schuld. Warum so eine Tierflut auf mich hereinbricht, kann mir allerdings niemand erklären, dafür finden es alle witzig 🙂
Ich jedenfalls vermute, es hat sich einfach herumgesprochen, wie tierlieb ich eigentlich wäre, das hat aber dann die Hälfte nicht geglaubt und ist selber nachsehen gekommen. Die Spinne kann meine Tierliebheit nicht bestätigen. Zancudos und Moskitos auch nicht und die Hormigas – so werden die Ameisen genannt – nur teilweise. Also nur, wenn sie nicht beißen und nicht in den Süßigkeiten des Verkaufsladens herumkrabbeln. Sonst erleiden sie das Schicksal der Spinne und können von gar nichts mehr berichten. Und der Garobo, ein Tier, das ich mir wie einen Leguan oder Mini-Waran vorstelle, dürfte bei der grausamen Statistik Muffensausen bekommen haben und lässt sich einfach nicht blicken.

Auf jeden Fall sollte jeder, der mich hier besuchen kommt einen Laib schwarzes, österreichisches Brot mitnehmen. Oder zwei. Oder drei! Das gibts hier nämlich gar nicht und ist aber bei 100% der Leute, die es kennen durchaus beliebt. Ich weiß bisher nur von Martha, dass sie es kennt und mag, was die 100% erklärt und die statistische Haltbarkeit schlagartig untergräbt.

Ich kann gar nicht mehr aufhören! Noch ein „Sidestep!“: Meine eigene Geburtstagsparty war natürlich eine Überraschungsparty, sonst wäre ich nicht zuhause geblieben, wenn ich es gewusst hätte. Auch wenn Isa „Bis Montag“ gesagt hätte. Nur, falls das noch nicht ganz klar war 🙂

Und weil sich schon jemand aufgeregt hat, dass keine Bilder mehr kommen, noch ein paar inspirative, etwas verregnete, dafür umso passendere und, wie ich denke, doch sehr fesche Bilder. Auch das eine Huldigung der deutschen Sprache, die einem so gewaltige Satzkonstrukte erlaubt, in der man Nebensätze, und nicht nur kleine, nein auch wirklich große, verworrene, so, dass man schon wieder fast vergisst, worum es eigentlich am Anfang gegangen ist – so jetzt hab ich den Faden verloren … ah, da isser ja 🙂 – erlaubt und das Ganze noch mit Wörtern wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaft garnieren lässt. Ach ist das wunderbar.

Aber eigentlich wollte ich Bilder zeigen …

So muss sich Cäsar den Rand der Welt vorgestellt haben

So muss sich Cäsar den Rand der Welt vorgestellt haben

Keine Regenrinne, die den Tropfen auf dem Weg vom Dach im Wege steht. Oder hängt.

Vielleicht ist es Regen, vielleicht auch nicht ... ich mach nur Spaß, ist natürlich schon Regen 😉

Und bevor mir endgültig die Handlung entgleist höre ich auf und stelle dies online. Vielleicht glaubt mir ja auch irgendwer, dass ich das völlig ohne Alkoholeinfluss verfasst habe.

Aus Schluss, vorbei! Tschüss, danke fürs bis hierher durchhalten und bis zum nächsten Mal.

,

5 Kommentare

Freitag im Bad

Dieser Freitag der Spiele ist ein ganz besonderer. Ich kann mir aussuchen, ob ich mit der kleinen Gruppe des Handarbeitskurses zum Spielplatz gehe, oder mit den Gruppen Tanz und Nachhilfe einen Spaziergang mache. Interessanterweise haben nämlich alle Kinder schulfrei, wegen Fortbildung oder Stundenplanerstellung der Lehrer. Sämtlicher Lehrer 🙂

Auch nicht uninteressant: Alle Kinder sind, auf gut österreichisch, g’schneuzt und ‚kampe’t, erscheinen also geschniegelt und gestriegelt. Der Spaziergang soll in einem Freibad enden, soviel kann ich verstehen, warum man mich aber mit dem Namen „Spaziergang“ verwirrt, wenn es ja eigentlich ums Wasser geht, verstehe ich nicht wirklich. Um halb zehn wird aufgebrochen, ich radle zuerst nach Hause um mir andere Sachen zu holen (kann ja nicht in der Unterhose baden gehn …). Dort erklärt mir Martha, dass ich den Fotoapparat besser daheim lasse und nur einen 100er (1 US$ sind 21 und ein paar zerquetschte Cordoba) mitnehmen sollte, wegen der Diebe.

Ich passe die Gruppe Kinder auf der Transamericana ab und wir nähern uns dem Ziel. Noch auf dem Weg fragt mich Elvin (der Tanz-Kurs-Leiter, der eigentlich überhaupt nicht Elvin heißt, aber jeder nennt ihn so) ob ich meine Kamera mit hätte, die seine hat nämlich fast keine Batterien. Blöder Zufall aber auch 🙂

Vor dem Schwimmbad – das eher aussieht wie eine Obstplantage mit einem großen Schild, auf dem steht „Restaurant – Schwimmbad – und-noch-was“ – werden noch brav zwei Schlangen vor dem Eingang gemacht, damit die Dame dort zählen kann, wieviele überhaupt reingehen und wieviele vorhaben ins Wasser zu gehen. Dann der Einzug ins Herz der Anlage. Zuerst stößt man – auf der linken Seite – auf einen Pavillion, der zum Steuern von Musik und Licht gedacht ist. Direkt dahinter ein Komplex mit Küche, Verkaufstresen und Klos. Und auf der rechten Seite des Weges durch die Bananenstauden und sonstigen exotischen Bäume, ein überdachtes Platzerl zum Sitzen. In einem Stil, den man eher auf karibischen Inseln am weißen Sandstrand erwarten würde: Palmenblätter auf Bambusgerüst.

Und dahinter, etwa 20m entfernt, leuchtet etwas verdächtig Schwimmbeckenblau durch die Blätter hindurch. Und tatsächlich handelt es sich um die beiden Becken der Anlage. Auf dem Weg dorthin passiert man nochmal zwei Sitzgelegenheiten, hinter den Becken erstreckt sich ein weiterer, die Anlage begrenzender, Teil der auch die Duschen mit einschließt. Was außerdem auffällt ist die absolute Leere. Es ist außer uns und den Angestellten niemand hier, ich hätte vermutlich die Kamera einfach mitnehmen können … aber eh lieber feig geblieben als Kamera weg.

Den Kindern, die zunehmend unruhig und laut werden, wird noch erklärt, sie müssen sich vorher duschen gehen. Dann Sturm auf die Umkleidekabinen und ab ins Wasser. Das Kinderbecken ist etwa 20cm tief, 10m lang und 3-5m breit. Schon auf den ersten Blick fällt der deutliche Chlorgehalt auf, man kann den Boden fast nicht mehr sehen. Das große Becken ist Quadrat von 15x15m, dem an einer Ecke ein 5x5m großes Quadrat herausgeschnippselt wurde. Mit 1m Tiefe fängt es an einer Ecke an, wird dann zu 1,50m und schließlich zu 2m. Die Kinder werden angewießen, den 50cm-Bereich nicht zu verlassen, die können nämlich – lediglich zwei Ausnahmen bestätigen die Regel – nicht schwimmen. Es kommt was kommen muss: Keine 5 Minuten nach der Ansprache geht das erste Kind in den 1,50 unter, wird aber sofort von Elvin gerettet und die Ansprache wiederholt.

Auch das große Becken kann natürlich den Chlorgehalt nicht verschleiern, den Boden jedoch schon ab 1,50m. Mittendrin wird zu Mittag gegessen. Ein verwirrendes Spiel mit Tickets, Essen und Trinken beginnt. Jedes Kind bekommt ein Ticket fürs Essen. Dann kommt die Bedienung und tauscht die Tickets gegen das Essen. Damit es schneller vorangeht, übernehmen Isa und Elvin das Austragen des Essens und Einholen der Tickets. Die Bedienung schaut immer verwirrter drein, zum Schluss kommt es fast dazu, dass es zuwenig Essen gibt. Beim Trinken geht es schneller, da gibt es keine Tickets. Dafür gehen die Becher aus und irgendwie sind mehr Kinder als Flüssigkeit zum Ausschenken da.

Danach geht es natürlich im Wasser weiter, der kurz einsetzende Regen tut dem keinen Abbruch. Es wird „landa“ gespielt, klassisches Fangen, aber in zwei Gruppen: Die Erwachsenen und Großen, die ja auch schon ins tiefe Wasser können, während die Kleinen sich im 1m-Bereich tummeln. Mir fällt gerade jetzt auf, dass bei dem Film „Inglorious Basterds“ von Quentin Tarantino Christopher Waltz einen Herrn Lander spielt, der als Nazi Juden jagt. Vielleicht ist es nur Zufall, aber vielleicht auch Absicht …

Auf jeden Fall vergeht die Zeit wie im Fluge, um halb drei verlassen wir das Areal und machen uns auf den Weg zum Projekt zurück. Da „mein“ Haus auf dem Weg liegt, frage ich, ob ich mich schon hier verabschieden kann, was Isa bejaht und sich mit „Bis Montag“ verabschiedet. Am Abend wird mir dann von Belma (Kursleiterin „Handwerken“) vorgeworfen, ich sei nicht erschienen, alle hätten gewartet um die Piñata endlich einzuweihen. Tja … jetzt wird das Schauspiel am Mittwoch nachgeholt.

Das wars soweit. Sagt zumindest der Akku des Laptops (6%).

, ,

2 Kommentare

Piñata

Wie versprochen das Bild der Piñata

Bis die Piñata fertig war und ich endlich ins Wörterbuch geschaut hatte, dachte ich, es wird eine Maus. Ob der Ohren 🙂

Das wars auch schon wieder, ich werd mich fertig machen für den Spieletag Freitag!

Bis dann allerseits und schon jetzt „Danke!“ an die vielen Geburtstagsgrüße, die schon angekommen sind und natürlich auch jene, die noch kommen mögen 😉

, ,

2 Kommentare

Und bevor das Wochenende kommt

noch schnell ein Artikelchen 😉

Es ist heiß hier. Es regnet nicht mehr jeden Tag, dafür ist es an den Tagen ohne Regen immer so, als würde es gleich beginnen, die Schwüle drückt und jeder ächzt. Es ist genauso wie in Österreich, dass man immer wieder übers Wetter anfängt zu reden. Dabei bleibt es allerdings – im Gegensatz zu Österreich – bei „Ach, wie heiß es schon wieder ist …“ oder „Ach, diese Hitze!“. Der zweite Gesprächspartner bestätigt das dann, vielleicht wird noch diskutiert, ob Regen kommt oder nicht, aber das war dann auch schon wieder.

Um mal ein bisschen aufzuholen: Ich bin diese Woche in dem Kurs „manualidades“, was Handarbeit bedeutet. Gemäß der Geschlechterklischees sind dort nur Mädchen und gebastelt werden Ohrringe, Hals- und Armbänder. Was aber allen schon aller spätestens nach einem vollbrachten Stück genug ist und sich alle zu diversen Spielen verziehen. Aller spätestens, weil es auch nicht wenige sind, die einfach bei der Hälfte aufhören. Fertige Werke kommen dann in eine Glasvitrine und bekommen einen Preis zugewiesen, der sie dem Verkauf attraktiver macht. Bisher habe ich allerdings keinen Käufer entdecken können … mal schaun, ob noch jemand auftaucht 🙂

„Mein“ Rad macht indessen gewaltige Mucken, die nicht mehr zu ignorieren sind. In voller Fahrt verliere ich mein linkes Pedal, das dann mitten auf der rechten Fahrspur zum Liegen kommt. Nach kurzem Versuch, nur ein Pedal zu nutzen (der zweifellos verdammt doof aussehen muss) bremse ich ab und latsche die letzten 50m zurück. Am nächsten Tag hab ich also kein Rad und muss mich zu Fuß auf die Socken (nein, ich trage keine Socken in meinen Klapperln, das ist nur eine Redensart 😛 ) machen. Am nächsten Tag ist alles vorbei, das Radl hat wieder zwei Patscherl und es fährt sich wieder wie immer. Der Fahrradständer dürfte inzwischen fest gerostet sein, der fällt nicht mehr runter, ist nur noch die Sitzhöhe ein Problem, die auf klassische Nicaraguaner zugeschnitten sein dürfte: 1,70.

Das Trommeln wird immer mehr, ich kann nicht verstehen, wie man da als Nachbar der Schulen nicht völlig kirre im Kopf werden soll. Ach ja! Davon hab ich noch nicht berichtet. Am 14. September ist großer Staatsfeiertag, der 15. ist da auch noch frei. Gefeiert wird – glaube ich, bin noch nicht sicher, dass ich alles und richtig verstanden habe – die Unabhängigkeit Nicaraguas. Das gibt es bei uns zwar auch, nicht jedoch den prophezeiten (Trommel)Wirbel. Da sollen sämtliche Schulen, die bereits wochenlang proben, mit Trommlerstaffeln um den Hauptplatz aufmarschieren und sich den Kick geben. Nachdem man selbst aus etlicher Entfernung die Proben zumindest akustisch verfolgen kann, probt auch immer nur eine Schule in Hörweite. 14. und 15. sind auf jeden Fall auch für mich frei, werde mich dann auch ins Getümmel schießen und Fotos werfen. Oder so ähnlich.

Die Piñata ist inzwischen fertig und zum Bär geworden. Die Ohren sind aber dermaßen groß, dass ich eher eine orange-gelbe Maus sehe … Bild kommt hier nach, sobald ich den Computer wieder in meiner Gewalt habe und er aufhört bildvernichtende Faxen zu treiben.

Heute nachmittag helfe ich außerdem einem Jugendlichen einen englischen Text ins spanische zu übersetzen. Die Nicaraguaner stehen mit der Sprache Englisch offenbar auf Kriegsfuß, denn der Text ist deutlich über dem Niveau des Möglichen. Nicht einmal einfache Wörter wie „and“ und „the“ sind geläufig, wozu dann einen Text über Treibstoffe übersetzen!? Jedenfalls haben wir es hingebogen, ich hab alles verstanden, ob es auf Spanisch immer noch logisch klingt kann ich leider noch nicht beurteilen und dem Jugendlichen war es irgendwie eh wurscht 😀

Das Projekt Homepage für Fraternidad wird vermutlich noch gewaltig schwierig werden. Selbst der Informatiker Leonell, der mir dabei zumindest über die Schulter schauen will, damit er dann die weitere Betreuung übernehmen kann, wenn ich wieder in Österreich bin, versteht fast kein Englisch. Und die Anleitungen für das Erstellen von Homepages sind leider nur auf Englisch wirklich gut, maschinelle Übersetzungen (á la Google) sind da auch nicht wirklich hilfreich. Und als wäre das nicht genug, ist selbst bei gleichem Vokabular nicht immer klar, wovon die Rede ist. Es gibt hier nämlich die faszinierend hartnäckige Angewohnheit, englische Worte akustisch einzuspanischen. Alles wird so ausgesprochen, wie man es auf Spanisch lesen würde. Zum Beispiel wird Bowling (gesprochen „bouling“) zu „bolinche“. Das versteht doch keiner!
Das kann ja dann noch heiter werden, bei den ganzen feinen Wörtern wie Python (englisch ausgesprochen „peit’n“), das Leo erst klar wird, als er es lesen kann und dann „piton“ sagt. Ich jammer hier so vor mich hin, dabei weiß ich ja noch überhaupt nicht, wie gut er sich beim Programmieren überhaupt anstellt. Vielleicht wird es eh die totale Hetz und alles leiwaund 🙂

Und irgendwie freue ich mich schon total auf das Ende meines einjährigen Aufenthalts hier. Klingt kurios, weil es doch gerade erst angefangen hat? Der Grund ist aber nicht Heimweh, Langeweile oder weil es mir nicht gefiele, das Jahr soll so lange dauern wie möglich. Ich freue mich lediglich darauf so gut Spanisch sprechen zu können, wie es mir hier jeder voraussagt, wenn ich wieder mal überhaupt nichts verstehe 😀

<a href=“http://de.paperblog.com/&#8220; rel=“paperblog trainbird“ title=“Paperblog: Das Beste aus Blogs“ >
<img src=“http://m3.paperblog.com/assets/images/logos/minilogo.png&#8220; border=“0″ alt=“Paperblog :Die besten Artikel aus Blogs“ />
</a>

5 Kommentare

Wochenend und Sonnenschein …

Samstag
Das Wochenende hat natürlich schon was für sich. Auch wenn es die Sonne nicht schafft, sich ein Hoheitsrecht über den Regen zu verschaffen. Lediglich Besuche werden vereinzelt gestattet. Am Samstag wird der Schock über die Spinne verdaut und ein bisschen gefaulenzt. Zumindest ich tue das. Der Rest der Familie ist mit Vorbereitungen für ein Abschiedsfest beschäftigt. Es fliegt nämlich Christa nach hause, die hier für sechs Wochen bei „meiner“ Gastfamilie gewohnt hat. Und nachdem sie jedes Jahr hier her kommt (seit immerhin 20 Jahren), wird das Fest auch ein bisschen größer aufgezogen.

Es sieht aus wie eine Geburtstagsparty samt Piñata*) und Gesicht-in-die-Torte-drücken. Das gehört dazu und steht auch mir bevor, wenn ich am 27. (also am Freitag) meinen 20. gleich mindestens doppelt feiern darf (einmal mit der Familie meiner Gastfamilie und mindestens einmal im Fraternidad, vielleicht sogar zweimal, falls es wieder getrennte Partys gibt; mir wurde jedenfalls versichert, dass zwei Piñatas schon bereithängen). Ist auf jeden Fall lustig, auch wenn dabei die halbe Torte dran glauben muss 🙂

Am Abend bleiben noch ein paar Gäste des Festes auf einen Plausch, der sich bald zu einer Kuriositätenpartie entwickelt: Jeder zeigt, was er absurdes kann und die Anderen versuchen es auch. Zum Beispiel Jonglieren, Ohrenwackeln, Mit-der-Zunge-die-Nase-berühren und lauter so Sachen. Das Jonglieren kommt natürlich von mir und wird vom Jüngsten, Jóse, fasziniert aufgenommen. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen sagen manche Leute und heute behalten sie recht: Er tut sich wahnsinnig schwer, die Anfangsübungen hinzubekommen. Ich bin aber sicher, dass er es mit aller Gewalt weiter versuchen wird – so wie fast alle Kinder im Bann des Jonglierens. Das übrigens „malabarismo“ auf spanische heißt.

Sonntag
Am Sonntag geht es auf die Reise nach Managua, um die eben mit einem Fest Verabschiedete zum Flughafen zu begleiten und wirklich und endgültig zu verabschieden. Um 10 geht es los, der Pickup von der Álcaldia (Rathaus, für alle die’s vergessen haben 😉 )kommt. Ein neues und vor Kraft strotzendes Auto, die es auch brauchen wird, denn es fahren 10 Leute plus Fahrer mit. Natürlich passen nur 5 plus Fahrer in das Auto, der Rest (auch ich 🙂 ) muss auf der Ladefläche Platz nehmen. Keine Sitze, keine Gurte dafür ein Kissen und frische Luft. Viel frische Luft.

Die frische Luft wird immer mehr, bis bei ungefähr 100km/h ein Kapperl abhebt und kurz darauf am Horizont verschwindet. Das ist aber zum Glück das einzige das verschwindet. Der Regen dafür ist eher ungut, nur drei (auch ich 🙂 ) sitzen im schützenden Windschatten des Führerhauses. Aber auf dem Weg durch die Orte, wo Geschwindigkeit 45 gilt (was dann auf 50-60 hinausläuft) fällt dieser Windschatten ungünstig ab und somit trifft der Regen auch uns. Immerhin gut gerüstet harren wir aus, während vielleicht sogar die Insaßen des Wagens mehr leiden als wir.

Auf halben Weg unserer dreistündigen Reise durch die Wolkenlöcher wird eine Plane gekauft, damit wir uns bei erneuten Regengüssen verstecken können. Bis Managua taucht daraufhin natürlich kein einziger Tropfen mehr auf. Am Flughafen wird eingecheckt, gegessen und verabschiedet, bis Christa endgültig verschwunden ist und der Fahrer schon grimmig schaut. Wieder allez hop auf den Pickup geschwungen, wieder nach hause.

Schon bald kommt wieder Regen auf, die Plane wird ausgepackt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil sie ja nicht abheben soll, fürs totale Einwickeln aber zu kurz ist schließt sich die Plane. Aber nicht ganz: Der letzte Teil flattert wie wild im Wind, macht flatternden und knatternden Lärm und lässt sich nicht einfangen, bis vor lauter Lachkrampf unter der Plane fast nichts mehr geht. Am Schluss haben wir den Bogen raus und können das Leck schließen, da ist aber der Regen schon fast ganz vorbei. Das Spiel wiederholt sich noch ein paar mal, aber schon ohne Lachkrampf.

Um 6 kommen wir zuhause an und alle steigen wie gerädert aus oder ab. Erst jetzt merke ich einen gewaltigen Sonnenbrand auf meinen Knien. Ich hatte ja schließlich meine kurze Hose an, die der Sonne anbot, sich auf ihnen auszutoben. Gesicht und Arme bekamen vor der Abfahrt eine Sonderbehandlung mit der Sonnencreme, aber die Knie? Wozu? Naja … um keinen Sonnenbrand zu bekommen, vielleicht … 😀

Bemerkung am Rande: Die meisten Autos hier sind Taxis oder geländegängig. Und bei den Geländewagen überwiegt Toyota überwiegend. Und da dann die Wagenreihe Hilux. Was ich ob der Amerikanisierung eigentlich nicht erwartet hatte.
Und noch weiter am Rand: Was ist eigentlich die Mehrzahl von Hilux? Hiluxi, Hiluxe, Hiluxis, … ?

Montag
Heute nehme ich meine Jonglierbälle auch ins Projekt mit, um dort ein bisschen Stimmung zu machen. Aber dort bin ich natürlich mit fünf Bällen ein bisschen in der Unterzahl, deshalb entwickeln sich schnell völlig verrückte und teilweise willkürliche Spiele, die mehrere Kinder einbinden. Weil die Bälle halt auch so schön bunt und weich sind 🙂
Morgen gehts dann ans Eingemachte, da basteln wir dann Jonglierbälle aus Luftballonen und Sand oder Reis. Eher Sand, wegen des Gedankens ans Essen, aber eher Reis, wegen des Gedankens an Gewicht und Festigkeit. Mal schaun.

Ach ja! Und zum Abendessen erscheint heute plötzlich auch ein riesiger Maribosa, also ein Schmetterling. 15cm Flügelspannweite wollen das Licht aus der Neonröhre fangen, bis es erlischt und sie wieder bei der Tür hinausfliegen. Und die Anwesenden bestaunen mein Staunen und die anschließende Erklärung, wie klein die Tierchen bei uns nur werden. Schade eigentlich 😦

*) Pinata – Ein Tongefäß, das mit Süßigkeiten gefüllt, mit Pappmaché verziert und mit einer Schnur an einem Baum oder unter dem Dach befestigt wird. Und dann wird mit einem Stock – Augen verbunden – auf das Ding eingedroschen, damit die Süßigkeiten rauskönnen. Die dann von den Kindern unter wüstem Geschrei eingesammelt werden, während der „Drescher“ unter Umständen noch gar keine Ahnung davon hat, weil das Geschrei schon die ganze Zeit so dahin geht. Tips oder falsche Fährten werden da zugerufen: „Vorne!“, „Hinten!“, „Oben!“ oder „Unten!“ sind nur die Häufigsten.

,

3 Kommentare

Und wieder eine Innenseite

Gestern nacht ist etwas absolut unnützes passiert. Ich habe ja so ein rosa Moskitonetz über meinem Bett hängen, das mich vor ebendiesen und den Zancuros (den großen gelsenartigen Saugebiestern) beschützen soll. Doch irgendwie ist einer zehn (!) Zentimeter große Spinne, ausgestattet mit Haaren, hässlichem Gesicht und alles was man als Darsteller in Horrorfilmen noch so braucht, gelungen in dieses Netz hinein zu gelangen. Sie hatte dazu alle Zeit der Welt, weil ich den ganzen Tag über das Bett nicht angerührt hatte.

Auf jeden Fall lege ich mich ins Bett schließe den Vorhang und sehe einen eigenartigen Schatten an der Wand sitzen. Als ich hinleuchte sitzt der Schatten nicht an der Wand sondern an der Innenseite des Moskitonetztes und schaut mir aus einem Meter Höhe entspannt beim Verrücktwerden zu. Vielleicht ist es gut zu wissen, das ich schon die kleineren Kollegen in Österreich nicht wirklich gut leiden kann, das verstärkt natürlich die Abneigung gegenüber einem solchen Riesenviech.

Auf der Suche nach irgendjemandem der mir in der Situation behilflich sein könnte streife ich durchs Haus, finde auch jemanden (Judith) aber die kommt auch nicht näher als bis zur Tür. Dann holt sie den Insektenspray. Und gibt ihn mir. Und deutet mir, ich solle das Biest doch runtersprayen. Und das mir, wo ich doch eigentlich gegen solche Methoden bin. Aber noch mehr bin ich gegen solche Monster in meinem Bett, drum tu ich es trotzdem. Ich verpasse dem armen, unschuldigen Tier eine Ladung, von der eine ganze Horde Küchenschaben eine Woche genug hätte, aber das Tier zeigt keine Anzeichen von kamplosem Aufgeben.

Schließlich krabbelt es bis an die Spitze des Netzes und dreht dort ein paar Runden. Judith holt inzwischen wen kompetenteren als mich Dilletanten, da fällt die Spinne aber auch schon und krümmt sich auf meiner Bettdecke. Also das ist etwas, auf das kann ich in Zukunft verzichten, denn das ist etwas dermaßen grausliches. Ein Tier, das so ekelig aussieht so grausam sterben zu sehen ist einfach nur bäääh.

Zum Glück hatte ich ja noch meine Taschenlampe bei mir, sonst hätte ich sie nicht gesehen. Wie ich mich in der Früh gefühlt hätte, wenn sie mir direkt auf der Brust sitzend ins Gesicht gestarrt hätte – ich wage nicht mir das auszumalen …

Und damit gebe ich zurück an den normalen samstäglichen Tagesverlauf mit einem ekelerfüllten Schütteln und einem lauten BUÄÄÄÄÄÄHHHH!!!! 😉

,

7 Kommentare

Freitag, Tag der Spiele

Bitte, fotografier mich! 😀

Jetzt weiß ich das auch: Freitag ist Tag der Spiele, heißt, wir gehen auf den Spielplatz. Der liegt etwa drei Blocks entfernt in einem mir bisher unbekannten Stadtteil. Das heißt, nicht ganz, weil ich schon die Hälfte des Weges gestern mit Isa bestreite, um ein paar Hausbesuche zu machen. Aber ob meiner enormen Müdigkeit gestern ist es mir beinahe unmöglich etwas zu verstehen. Dafür bekommen wir eine Banane und eine Schokomilch im Sackerl. Von Eskimo. Die Milch.

Die Hausbesuche waren aber nichts besonderes, nur ein paar Unterschriften von Müttern haben wir eingesammelt, wahrscheinlich pro forma. Die bisher ärmsten Verhältnisse haben wir gleich im ersten besuchten Haus vorgefunden, da besteht der Boden nur aus Erde, die Zimmer sind enorm klein und es scheint nichts neu erworben zu sein. Das Waschbrett ist ein auf alte Reifen gelegter, großer und beinahe glatter Stein (man muss dazu wissen, dass ich bisher noch keine einzige Waschmaschine entdecken konnte, der Waschtisch ist hier noch Standard) aber ein kleiner Fernseher liefert rauschige Bilder einer mittäglichen Talkshow. Aber der Optimismus und die Lebensfreude, die die nette Dame ausstrahlt stellen einen gewaltigen Kontrast zu der Situation auf ihrem Grundstück dar. Vor allem, wenn man bedenkt was für lange Gesichter die „westliche“ Welt macht, wenn eine Kleinigkeit ihres Luxus nicht so ist, wie sie es sich vorstellt. Diese unglaublich unendliche Unzufriedenheit der Industriestaaten fällt einem erst hier, wo es Menschen wirklich nicht gut geht auf.

Aber wieder zurück zum Spiele-Freitag. Am Vormittag gehts auf den Spielplatz, das ist ein eingezäunter Basketballplatz, auf dem sich in einer riesen Pfütze in der Ecke sicher schon neue Lebensformen gebildet haben. Jedenfalls Algen scheinen schon ihren Spaß zu haben. Gespielt wird Fußball, obwohl der Nationalsport eigentlich Baseball ist und die Kinder nicht einmal sicher wissen, wie ein Fußballplatz überhaupt aussieht (der offizielle, mit Linien und Schiedsrichtern und so). Soweit so gut, es wird gespielt, ich ohne Schuhe, weil ich in den Klapperln sonst das Wasser stehen haben würde. Was sich nicht so gut macht, glaube ich. Und ich behalte Recht: Der Ball kann sich natürlich nicht zurückhalten und hüpft mehrere Male in die Lache hinein, die Kinder hinterher und dreschen den Ball wieder raus. Dabei spritzt natürlich nicht nur das Wasser. Nur Blut war keins dabei, soviel kann ich versichern …

Hüpfen ist bei dem Ball vielleicht auch etwas übertrieben, schließlich mangelt es dem armen Spielgerät etwas an innerem Druck. Aber leider lässt sich keine Pumpe auftreiben, warum verstehe ich leider noch nicht, aber der Bub der es versucht hat sieht irgendwie angefressen aus. Am Schluss gewinnt unsere Mannschaft mit … naja … war so unwichtig, dass ich es schon wieder vergessen hab. Das ist dann auch schon das Ende der Vormittagsgruppe, es wird sich auf den Nachhauseweg gemacht, aber die Klapperl kann ich noch nicht anziehen, weil ich bis zu den Knien aussehe, als hätte ich im Schlamm gebaded. Soll ja gesund sein 😉

Diesmal mit festem Schuhwerk. Tja, wenn mans weiß, kann man sich richten ...

Die Nachmittagsgruppe spielt auch Fußball, allerdings auf dem Gelände des Projekts, genauer, auf dem freien Platz, wo gerade die Murals entstehen. Der Platz des Vormittags ist mindestens doppelt so groß, trotzdem spielen am Nachmittag viel mehr Kinder (am Vormittag nur 12 insgesamt). Beginnend mit mindestens 20 verändert sich die Zahl und Gruppenzugehörigkeit der Spieler immerwährend, sodass keiner eigentlich genau weiß, wer zu wem gehört. Dazu kommt, dass sich selbst innerhalb der Gruppen die Kids sich immer wieder den Ball abnehmen und in die falsche Richtung spielen. Das Spiel dauert ungefähr drei Stunden, was – die Hitze trägt dazu nicht förderlich bei – natürlich ein klein wenig anstrengend ist. Endstand ist ungefähr 40 zu 20, Ungenauigkeiten bei der Zählung der Tore natürlich nicht ausgeschlossen.

Abschließend gibt es noch Pancakes (witzigerweise gesprochen „pankäik“, also nicht „pänkäik“ oder gar „pankak“, was auch passieren könnte), weil jemand verabschiedet wird.

Das sieht dann auch ganz witzig aus 🙂

Völliger Themenwechsel: Nach einem ganzen Nachmittag ohne Strom (vermutlich wegen des Unwetters), fällt einem auch die absolute Abhängigkeit der Europäer von demselben auf. Es wäre vielen quasi unmöglich Essen zu machen, selbst Frühstück, wenn der Strom ausfällt. Nicht, dass es in Europa und speziell in Österreich zurzeit nach Stromengpässen aussehen würde, aber die enorme und stetig wachsende Abhängigkeit von etwas so unnatürlichem, unmöglich händisch zu „sammelnden“ wie Strom ist eigentlich krass. Soviel hierzu 🙂

Und soweit auch zum Rest, ich mach Schluss für heute.

,

2 Kommentare

Die Innenseite

Ich werde jetzt beginnen in meiner „Freizeit“, also wenn alle gegangen sind, oder noch niemand da ist Fotos der Innenräume zu schießen. Später werde ich auch Bilder mit Kindern machen, aber die dienen jetzt eher zur möglichst nüchternen Erklärung der Sachlage.

Heute widmen wir uns Teilen der 1. Etappe:
Rechts, also direkt ganz und unmittelbar rechts (die Tür sieht man schon nicht mehr) ist der Handarbeitskurs. Da komme ich nächste Woche hin. Links, die offene Tür ist der Computerraum. Und ganz vorne links, nach dem Gitter ist ein Internetcafé entstanden. Und gegenüber bin ich aktuell beschäftigt, im Kurs für Hausübungen und Nachhilfe. Zwischen mir und dem Computerraum ist außerdem noch das Büro für die Administration.

Vom Eingang aus gesehen. Nagut, man sieht hier schon jemanden: Isaela, "meine" Kursleiterin

Andere Richtung, gleiches Thema. Hier (links) sieht man den Eingang zur Reforziamento (Nachhilfe), direkt anschließend die zweite Tür zum Handarbeitsraum (die ich noch nie offen gesehen habe), die zweite Tür zum Computerraum (die auch nicht benutzt wird), und die Tür zu einem bisher unbenutzem Raum. Dort soll meines Wissens nach ein Nähkurs entstehen, zu dem noch eine Kursleiterin gesucht werden muss.

In die andere Richtung fotografiert

Treten Sie ein, in die Clasa Reforziamento!
Auch wenn eine Tafel an der Wand hängt wird diese nur benutzt, wenn die Kinder malen wollen oder wenn mehrere Kinder dasselbe erklärt bekommen. Damit auch alle was sehen können. Aber es gibt hier individuelle Förderung, nicht zwei weitere Stunden Schule. Würde auch nicht funktionieren, weil hier zwischen Vorschule und 14 Jahren alle Altersklassen vertreten sind.

So sieht mein "Arbeitsplatz" aus, wenn man ihn betritt

Tische zur Seite und schon kann man diverse Spiele spielen. Wie zum Beispiel „El gato y el ratón“, das eine gewaltige Ähnlichkeit mit unserem „Maus, Maus komm heraus, sonst kratz ich dir die Augen aus“ aufweist. Nur dass ich den spanischen Spruch noch nicht völlig verstanden habe 🙂

Wieder andere Richtung, für ein bisschen Übersicht

So, nächste Woche widme ich mich dann bildunterstützt der Erläuterung des Handwerkkurses. Ich habe mir vorgenommen, mit Luftballons ( 😉 ) und Sand, Reis oder Mehl (aber eher Sand, weil ich nicht Essen verwenden will) Jonglierbälle zu basteln.

Und mal schaun, ob ich irgendwann mal Zeit für ein bisschen Familiengeschichten finde 😉

,

Hinterlasse einen Kommentar

Der dritte erste Tag

Das Projekt "La Fraternidad"

Seit heute bin ich per Rad unterwegs. Es ist in einem Zustand, der hier als Standard, bei uns aber als „reperaturbedürftig“ gelten würde. Wieso? Licht und Kotflügel? Wer braucht das? Bremsen? Verkehrt verkabelt (Vorne ist rechts, Hinten ist links) und nur halb funktionstüchtig, weil die Hinterradbremse ein bisserl im Nichts heumtapst. Seitenständer? Klappt bei jeder Bodenwelle herunter (mich macht darauf jeder aufmerksam, ich versteh aber anfangs einfach nicht, was die von mir wollen 😀 ), daher bin ich schon ganz froh, dass ich den Großteil der Strecke auf der Panamericana unterwegs bin, das ist die mir bisher einzig bekannte Straße, die in einwandfreiem Zustand ist. Mit Gangschaltung hatte ich hier, ehrlich gesagt sowieso nicht gerechnet, aber selbst die ist vorhanden. Gut, der vordere Kranz ist beinahe nicht schaltbar und die Präzision insgesamt ist weit entfernt jener, die ich von meinem neuen Rad kenne, aber wie gesagt, ich hatte sowieso mit keiner Schaltung gerechnet. Und es ist um Häuser schneller als zu Fuß: 20 Minuten schnell gehen versus 5 Minuten schnell radeln – da gibt es kein Überlegen mehr.

Der Vormittag verläuft beinahe planmäßig, lediglich eingewiesen muss ich noch werden. Weder ins Hospital noch in die Irrenanstalt, sondern in meine Aufgaben und Tätigkeiten. Rosa Estela entwirft einen Arbeitsplan für die nächsten fünf Wochen, der vorsieht, dass ich jede Woche einen anderen Kurs besuche, damit ich alle kennenlerne aber trotzdem genug Zeit habe mich einzugewöhnen. Diese Woche bin ich in der Nachhilfe und Hausübungsgruppe, wo die Kinder – das überrascht ob ihres Namens jetzt vielleicht ein bisschen – Hausübungen machen und Nachhilfe nehmen können.

Ich verstehe nur Bahnhof, die Kinder beschäftigen sich ja mit ihren Grundschulhausübungen, aber als der Stein ins Rollen kommt, bleiben die Hefte liegen und die Karte wird auf Austria untersucht. Die Karte hängt ein bisschen hoch und als Erstes wird natürlich Australien gefunden. Zudem ist die Karte in in der jeweiligen Landessprache beschriftet, deshalb ist das kleine Land, das mit dem eigenartigen O beginnt vielleicht ein bisschen gewönungsbedürftig. Mal schauen, ob morgen noch jemand weiß, wo ich herkomme 😀

Zwischendrin werde ich dem Stadt(projekte)planer Julio Manuel vorgestellt, der drei Laptops und ein paar Computer für die Alcaldía (gewissermaßen das Rathaus) erhalten hat. Die drei Laptops sollen mehr Arbeitsspeicher erhalten, deshalb kommt er kurzerhand mit allen dreien daher, drückt sie mir in die Hand – und quasselt los. Zum Glück weiß ich von den Laptops und ihrem Problem (zu wenig Arbeitsspeicher 😉 ), sonst hätte ich noch blöder dreinschauen müssen, um der Situation die Realität nicht vorzuenthalten. Ich kann ihm dann trotz anfänglicher Verwirrung beider Seiten – das muss man auch erst mal schaffen, dass man sich und sein Gegenüber im Alleingang verwirrt – genau überhaupt nichts sagen, deshalb stellen wir also die drei Patienten ins Büro und ich erkundige mich über Mittag, was eigentlich grad passiert ist.

Dann wird Fangen gespielt. Aber nur die Jungs. Die Mädels bleiben bei Isaela der Leiterin des Kurses, genannt Isa und schreiben. Hausübungen glaube ich, geht ja hektisch hin und her, da verliert man das aus den Augen. Ein Mädchen sieht zu, kommentiert immer wieder, wer grad dran ist und ruft dann immer wieder „Juego“ in die Runde. Also, „Ich spiele“. Nur nimmt das keiner von den Jungs wahr und selbst als ich sie einmal fange bleibt sie sitzen und die Burschen weisen mich gleich zurecht, dass die ja gar nicht mitspielt. Als dann drei Mädels anfangen Fangen zu spielen frage ich, ob wir mit ihnen mitspielen, aber der Kleinste schüttelt bloß den Kopf. Mit zwischen Ungläubigkeit und Verlegenheit pendelnder Miene. Tja … mit 10 Jahren ist man halt den Mädels noch spinnefeind. Sogar hier.

Um 10 Uhr verschwinden die Kinder urplötzlich: Sie müssen sich waschen, essen und dann um 12 in der Schule sein. Jetzt beginnt die Nachhilfezeit, also sollten Kinder kommen. Es taucht aber lediglich ein kleiner Junge auf, der in die Vorschule geht. Anscheinend grassiert die Grippe, da fallen dann immer die Kinder aus. Der Bub ist überhaupt nicht bei der Sache (er sollte a, e, i, o, u üben) und erzählt von seiner Familie und dass er oder sein Bruder – bin ich nicht ganz sicher – eine Waffe kauft mit vielen Kugeln und irgendwen umbringt. Aber mehr so als Fantasie. Und dann kommt was, was ich glücklicherweise am Vortag gelernt habe: Panza ist Bauch. Vor allem im Bezug auf Schwangere. Und er erklärt uns, dass Kinder von dort kommen. Wie sie rauskommen erklärt er auch, da fängt dann Isa an zu lachen, ich verstehe es, vielleicht zum Glück nicht. Auf die Frage, wie er „herausgekommen“ ist, meint er, er sei käme aus dem Rock seiner Mutter. Und eine absolut grausliche Angewohnheit pflegt der Junge: Er kaut auf seinen Blei- und Buntstiften herum. Aber nicht nur kiefeln, sondern richtig reinbeißen bis die Spreissel fliegen. Und nicht nur am hinteren, stumpfen Ende sondern auch vorne. Drum muss er auch ständig spitzen, weil immer die Spitzen verschwinden. Und zwischen den Zähnen tanzend immer wieder auftauchen. Grauslich, sag ich ja.

Der zweite Halbtag gestaltet sich weit schwieriger. Es sind mehr Kinder da, die sind zu allem Überfluss auch noch lauter und sie schlagen sich gegenseitig aus Spaß die Köpfe ein. Da wird getreten, gezogen, geschlagen und gespuckt, bis irgendwer weint. Und ich mittendrin mit keinem Vokabular für solche Fälle. Immerhin ist eine Lehrerin (Alma Ligia) da, die offenbar immer Nachmittags vorbeikommt und unentgeltlich Nachhilfe gibt. Laut Rosa Estelas Plan sollte ich die erste Stunde mit einem Spiel gestalten, das nimmt dann aber die profesora in die Hand, weil ich keinen blassen Dunst habe, was in dem Spielebuch eigentlich drinsteht. Es gäbe zwar auch ein Anderes, in deutsch gehalten, aber die Hälfte besteht aus Ballspielen, die andere Hälfte lässt sich gar nicht oder nur schwer drinnen abhalten. Deshalb übernimmt Alma Ligia das Kommando und versucht Herrin der Lage zu werden, es entstehen ein paar Spiele, aber schon beim Ersten scheitert es an den komplizierten Spielregeln. Dann werden die Spiele immer leichter, die Kinder immer lauter und immer weniger wollen mitspielen, weil die Rowdys immer mehr werden.

Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei, mehr als die Hälfte verschwinden wieder in anderen Kursen oder gehen nach Hause, nur ein paar wenige bleiben für die Nachhilfe. Drei Burschen kugeln mit ihren Murmeln am Boden herum, zwei Mädel malen und schreiben am Whiteboard die Stifte leer und nach einer kurzen und zu heftigen Partie Uno (das hier Solo heißt) der Murmelkugler wird es fast gespenstisch ruhig. Erst als es Refrigerio gibt wird es augenblicklich wieder wahnsinnig laut. Und auf einmal sind wieder alle Kinder hier. Refrigerio ist quasi eine Jause, die aus einem Keks und einem Becher Saft besteht und wird den Kindern in der großen Pause gratis angeboten. Und das Projekt bekommt diese Unterstützung eben auch.

Nach der großen Fütterung setze ich mich noch geschwind an die drei Laptops des Bürgermeisters, inzwischen weiß ich was zu tun ist. Fünf Minuten später ist auch das getan und es geht nach Hause.

Ich weiß noch, dass ich eine Vorstellung meiner Gastfamilie geben wollte, aber das geht sich schon wieder nicht aus. Denn jede Minute mehr, die man in sein Kastl starrt gilt man mehr und mehr als ruhig die Umwelt ignorierend, befürchte ich.
Und so bitte nicht!

😉

,

Ein Kommentar

Der zweite erste Tag

6 Uhr aufstehen (nicht weils sein muss, sondern weil ich eh nicht mehr schlafen kann und die Gockelhähne heute einen besonders guten Tag haben), duschen (es gibt hier nur kalt und eiskalt, je nach Tagesverfassung) und Frühstücken (Toast mit Marmelade und Tee). Um halb acht wird mich Rosa Estela abholen, die hat nicht weit, wohnt ja direkt gegenüber. Man warnt mich schon mal vor, von wegen Willkommensfeier und so. Gleich zwei, weil ja schließlich beide Gruppen Kinder mich kennenlernen wollen.

Nach einer sehr gemütlichen – weil Rosa jeden kennt, den wir treffen 🙂 – halben Stunde zu Fuß, kommen wir im Projekt an. Soweit so unspektakulär. Auch die erste Stunde verläuft eher ruhig, weil beinahe Normalbetrieb herrscht. Im Computerraum wird Super Mario und Mario Kart gezockt, im Nachhilferaum sitzen ein paar bei den Hausübungen, Zeichnen fällt aus, weil in einer Stunde sowieso nicht viel passiert.

Um 9 startet die Willkommensfeier, alle setzen sich vor die Bühne, wo schon zwei riesige Lautsprecher stehen und auf Inbetriebnahme warten. Es wird erklärt, was eigentlich los ist, wer ich bin, woher ich komme und wie lange ich bleibe, dann wird Musik aufgedreht und getanzt. Vier Mädels tanzen einen traditionellen Tanz. Auf Takt und Choreographie ist hier bitte nicht zu achten, die Geste alleine zählt. Und es macht ihnen Spaß sich so aufzudonnern und im Rampenlicht zu stehen.

Die Sitzordnung ist dem Schatten, nicht der Willkür unterworfen

Anschließend wird etwas gequält nach Mitspielern für die Reise nach Jerusalem gesucht. Da lassen sich die Kids überraschenderweise schon ein bisschen bitten. Ich muss natürlich mitspielen, werde aber nur Zweiter. Dann ersucht man mich ein paar Worte zu sagen, ob meiner spanischen Sprachlosigkeit kommt es aber nur zu ein paar peinlichen Schweigesekunden.

Taktlos wäre, nicht zu klatschen

Anschließend an das Fest kommen die Promotores (die Mitarbeiter des Projekts) zusammen und besprechen dies und jenes. Das Meiste verstehe ich, aber es sind zuviele Tagespunkte um sich irgendetwas zu merken. Etwas ist doch hängen geblieben: Die Müllproblematik wurde angesprochen. Es ist hier nämlich normal, dass man auf den Murals eine gute Umweltpolitik predigt und gleichzeitig Müll verbrennt, auf die Straße schmeißt oder sogar einfach nur fallen lässt. Drum müssen Vorbildwirkung und Mistkübel her.

Nach dem Mittagessen gehts wieder ins Projekt, die zweite Feier steht an. Die Hitze vertreibt uns von der dachlosen Tribüne des Vormittags und obwohl es mehr Kinder zu sein scheinen, wird es nicht so eng wie erwartet. Die „Nachmittagskinder“ sind etwas extrovertierter und tanzen gleich zwei Einlagen als Gruppe, eine traditionelle und eine moderne, die sich aber die Tanzschritte überwiegend beim traditionellen Tanz ausgeborgt und um ein paar Hüftschwünge und -wackler angereichert hat. Dafür fallen das Spiel und die Schweigesekunden aus. Zum Glück.

Heute bin ich leider nicht zum Bildermachen gekommen, kann ja schlecht bei meiner Willkommensfeier hinter der Kamera verschwinden. Aber das nächste Fest kommt bestimmt: Im September kommt eine Deutsche für ein Jahr, soweit ich verstanden habe und im Oktober eine Oberösterreicherin (Angelika, glaube ich) für zwei Monate. Da gibts dann sicher einige Fotos von der Feier. Und ich werde noch schauen, dass ich bis zu meinem Geburtstag jemanden in die Funktionsweise meiner Kamera einweihen kann, da wurde mir schon erzählt, dass zwei Piñatas dran glauben müssen.

Ich bin hier ja berühmt berüchtigt als der ruhige Schläfer. Das rührt daher, dass ich am Tag nach meiner Ankunft am Nachmittag drei Stunden geschlafen habe und bisher in Konversationen eher passiver Teilnehmer bin. Ich denke teilweise schon spanisch und verstehe schon einiges, aber sobald es zum Reden kommt, fällt mir überhaupt nichts mehr ein. Ich habe mir daher die Taktik zurecht gelegt, einfach immer zu bejahen, wenn ich keine direkte Frage höre. Kann natürlich trotzdem sein, dass mein Gegenüber eine Reaktion erwartet …

Hier regnets gerade wieder. Aber es wurde mir versichert, dass das nicht immer so ist. Dezember und Jänner sind Schulferien, aber am Schlimmsten wird es zu Ostern. Mir wurde das ungefähr so erklärt: Im Sommer ist es viel heißer als jetzt. Und zu Ostern ist es viel heißer, heißer als im Sommer. Computer sollen ihre pure Freude an der nicht unbeachtlichen Menge Staub haben, Wiese und Grünzeugs sind eher von der Hitze wenig angetan. Auf jeden Fall freue ich mich schon rieeeesig auf noch heißere Zeiten 🙂

Noch was zur Schule in Nicaragua. Oder zumindest in Condega. Es gibt hier schon Hausübungen, die das Internet erfordern. Also, „sucht das“ und „recherchiert dies“, wie es auch bei uns immer öfter vorkommt. Nur dass es hier einfach bei 99% der Kinder kein Internet im Haus gibt. Jetzt sitzen die Kinder in Internetcafés, zahlen sich dumm und dämlich, können damit wegen der fehlenden Erfahrung auch nicht umgehen und sitzen noch länger dort, als eigentlich erforderlich wäre. Das ist fortschrittliche Bildung á la Nicaragua …

Bis dann 😉

PS: Über die Familie, bei der ich wohne gibts hoffentlich morgen mehr zu lesen.

,

2 Kommentare