Beiträge getaggt mit Condega

Zwei Monate her, zwei Monate hin

Zwei Monate ist es her, dass ich den letzten Blogeintrag veröffentlicht habe … höchste Zeit also, einen Neuen zu schreiben 😉

Und weil ich die letzten zwei Monat so unzufrieden mit meinen schriftstellerischen Fähigkeiten war, kommt jetzt ein eher auf Fotos betonter Eintrag, der versuchen wird, die letzten zwei Monate Revue passieren zu lassen.

Die wildeste Attraktion: Riesenrad mit sich überschlagenden Kabinen

Im Mai machte anlässlich der Stadtgründungsfeiern ein Vergnügungspark in Condega Halt. Es gab Riesenräder, Karuselle und Zelte mit Saufgelagen zu sehen. Nachts wurden Lichter eingeschalten und natürlich spielte durchgehend viel Musik. Das hatte einen erhöhten Stromverbrauch zur Folge, welchen der zuständige Transformator gleich am ersten Tag nicht überlebte und den gesamten Platz dann den gesamten Monat auf Generatoren angewiesen war.

Ach ja, eine Kinderschiffsschaukel gab es auch noch 🙂

Dann, Ende Mai wurde die Stadtgründung mit einem Fest namens „Los Hipicos“ gefeiert. Dafür holte jeder Pferdebesitzer Condegas alle seine Pferde aus den Ställen und führte sie den großen Zuschauermassen vor. Wenn das jedes Jahr so aussieht, dann verstehe ich nicht, wieso überhaupt noch jemand hingeht, denn wirklich viel Spannendes gibt es nicht zu sehen – Pferde halt:

Viele Menschen, ...

... Cowboyhüte ...

... und Pferde

Und dann, eines schönen Sommertages, Anfang Juni, spielten die Kinder Chibolas. Chibolas ist ganz einfach als Murmeln zu übersetzen, die Art und Weise, mit ihnen zu spielen kannte ich jedoch nur andeutungsweise aus Comics: Man zeichnet einen Kreis und eine Linie in den Sand, etwa zwei Meter voneinander entfernt. Dann legt jeder Mitspieler eine Murmel in den Kreis, quasi der Einsatz. Wer dann (eine neue Murmel vom Kreis weg geworfen) am nähesten an der Linie liegen bliebt, fängt an und wirft nun in die andere Richtung, auf den Kreis zu. Wenn alle geworfen haben beginnt die Reihenfolge von vorne und der Erste versucht Murmeln aus dem Kreis zu katapultieren, indem er sie mit der eigenen Wurfmurmel abschießt. Das klingt jetzt vielleicht einfach, aber da ist schon etwas Technik gefragt, zu fest gedrückt, geht nichts und man bricht sich fast die Finger, zu leicht gedrückt plumpst sie ohne große Kraft gleich in den Sand. Aus dem Kreis katapultierte Murmeln gewinnt man, wenn die Wurfmurmel aber innerhalb liegen bleibt,  gehört sie automatisch dem Nächsten und man setzt bis zur neuen Runde aus.

Und weil Murmeln auch so ziemlich genial aussehen, wieder ein paar Fotos:

Anvisieren und Abdrücken

Im besten Falle gewinnt man 😉

Fülltext, damit die Fotos gut formatiert werden …

Was murmeln die denn da vor sich hin?

... und die Müllabfuhr spielt Schulbus

Dann noch kurz ein Bildkommentar zur Fortbewegung in Nicaragua:

Abseits der Panamericana ist vieles erlaubt ...

Zeilenumbruch

Am 19. Juni wurde endlich der Tag der Kinder gefeiert. Wir (Promotoren) führten ein Stück von Chavo del 8 auf, eine Fernsehserie, die im lateinamerikanischen Raum ähnlichen Kultstatus besitzt, wie Mundl in Österreich. Fotos traue ich mich keine zu zeigen, die Fotografin (ich hatte ja eine Rolle, da konnte ich schwer fotografieren) hat da zuviel verbockt 😛

Eintritt nur mit gültigem Ticket

Zum Abschluss gab es Eis von Eskimo

Und dann war da noch der Ausflug nach Venecia. Ja, zu deutsch heißt das Venedig und kurioserweise überquert man ein Bergmassiv namens Los Alpes. Na gut, massiv war es nur, weil wir es per Rad bestritten, aber wird schon ungefähr 100 bis 200 Meter über Condega liegen. Und 15 Kilometer weiter gen Osten. Klar, das ist jetzt keine große Steigung, aber mit den verfügbaren und in der Gruppe hin- und hergetauschten Rädern war es durchaus eine Aufgabe.

10 Fahrräder, 11 Mitfahrende

Gestartet wurde um halb 8 morgens, um halb 12 waren wir endlich bei unserem Mittagessen, aber noch fünf Kilometer von Venecia entfernt. Anfangs hatten wir mit richtig heftigem Regen zu kämpfen, bis zur Hälfte der Strecke klang er glücklicherweise etwas ab, die „Straße“ – de facto eine Staubpiste – hatte sich aber trotzdem schon in eine Schlammpiste verwandelt. Dementsprechend sahen wir dann auch aus 😉

Der Weg als Ziel?

Dreckig von Fuß ...

... bis Kopf

Das Mittagessen nahmen wir 5 Kilometer vor Ziel in Angriff. Wir besiegten es ziemlich überlegen. Auch die Hunde vor Ort bekamen ihr Fett weg, was offenbar sonst nie der Fall ist – typisch nicaraguanische Hunde halt: Unvorstellbar dürr.

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Ein Panorama 5 Kilometer vor dem Mittagessen

Meins! Meins! Meins!

Nicht ein Krümelchen blieb übrig ...

In Venecia gab es dann wenig Spannendes zu sehen, lediglich einen kinoreifen Sturz später gings deshalb schon wieder Richtung Condega. An unserer Labstelle (das Haus einer Tante eines der Jugendlichen) ließen wir die jüngsten unter uns zurück (sie fuhren dann mit dem Bus), damit war Geschwindigkeit kein Problem mehr. Es wurde gebrettert was die Räder herhielten – was nicht viel ist, bei so vielen kaputten Bremsen und Reifen.

Zirkusreife Akrobatik für Anfänger

Ja, und das war eigentlich schon wieder ziemlich alles, diese Woche wird nur halbtags unterrichtet, weil eine Woche Schulferien sind.

Zwei Monate hin, bis zum Finale einer absolut erlebenswerten Reise ans Ende der Welt …

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Die zuckersüße Realität

Und es geht wieder ein bisschen weiter!

Nachdem hier die letzte Zeit hauptsächlich mit Alltag und Englischunterricht vollgestopft war, sind weder großartige Reisen, noch sonst irgendwas entstanden. Ein paar Fotos habe ich immerhin zusammengebracht, die jeweils mit ihrer kurzen Geschichte verbunden sind:

Der glattschwanzige Fuchs

23.2. – Der Zorro und das Gift
Die Sache mit dem Zorro habe ich ja schon vor einiger Zeit erwähnt. Seit dieser ersten Begegnung wurde mir nur einmal erzählt, er wäre auf einem Schaukelstuhl sitzend entdeckt worden, von wo er dann völlig unbeeindruckt den nächsten Baum erklomm und sich in die Dunkelheit verzog, gesehen hab ich ihn nicht mehr.
An besagtem Datum jedenfalls entdeckte Martha den Zorro auf dem Dach des Computerzimmers, und führte ihn beim Versuch, ihn zu verjagen, in eine Sackgasse, die auf einem Mauersims im Zimmer endete. Dort verharrte er, bis des Nachbarn erfahrener Zorro-Experte kam und ihn befreite, für ein kurzes Fotoshooting festhielt und dann abführte.

Die Feuerwehr wollte jedenfalls nicht helfen ...

Am Nachmittag dann, wurde das Zentrum La Fraternidad fumigiert. Das ist eine Methode der Regierung, den Wählern Sympathie entgegenzubringen, indem sie vermummte Männer mit tragbaren Laubbläsern durch jedes Haus durchhuschen lässt, die einen ekelhaften weißen Rauch in die Gegend pusten. Das soll den stechenden Mücken den Garaus machen.
Die Tatsache, dass Häuser in Nicaragua nicht annähernd isoliert sind, daher überall Lücken aufweisen, hilft dem Rauch ein Spektakel zu inzenieren, welches einem Brand im Gebäude sehr ähnlich sieht. Okay, der Rauch ist weiß und daher nicht leicht mit Feuer zu verwechseln. Der Nachmittagsunterricht fiel damit aber flach, der Rauch stinkt viel zu ekelhaft und ist nebenbei auch nicht gerade Medizin.

Zwitschert viel und flattert in unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Gegend

4.3. – Der Kolibri
Mir erschien endlich ein Kolibri, der sich auch noch fotografieren ließ! Und er kommt immer wieder zu den anscheinend besonders leckeren Blüten eines Baumes in La Fraternidad. Einzig das Licht ist mir nicht wirklich gewillt und wirft immer einen Schatten auf den Vogel, was es schwierig macht, ihn gut in Fotos festzuhalten.

15.3. – Die Bienen
Und jetzt zur längeren Geschichte dieses Beitrags: In der Zwischendecke über der Küche wohn(t)en Bienen, summten und sammelten so vor sich hin. Hin und wieder, wenn es gerade passte, verpassten sie einem Passanten einen Stich, im Grunde waren sie aber friedlich.

Ein Bienenstock im Dach

Die letzten Wochen wurde die Invasion der stechenden Viecher aber unerträglich, die Paranoia immer handfester. Vier Stiche fing ich mir ein, nur zwei davon waren berechtigte Abwehrhaltungen: Eine nicht unterdrückte akute Panikattacke bei überraschender Bienenlandung und der Klassiker „großer Fuß (ohne Schuhwerk) von oben“. Martha hingegen erhielt viel mehr Zuneigung von den Bienen geschenkt und verweist auf eine stichhaltige Monatsbilanz. Aus diesem Grund wurde der Imker gerufen, der gestern Abend dann auch endlich seine Arbeit verrichtete.

Die Astronauten bereiten sich auf ihren Einsatz vor

Eineinhalb Stunden und drei Stich pro Mann später war der Bienenstock entfernt, die drei Männer konnten sich aus ihren Astronautenanzügen schälen. Ein riesen Kübel voller honighaltiger Bienenwaben versprach einen Haufen Honig abzuwerfen – wären da nicht die Bienen gewesen, die immer noch auf den Waben verweilten. Immerhin waren sie nicht agressiv, vermutlich wirkte der weiße Rauch noch. Dem Imkerchef war selbst das egal, er griff einfach in den wuselnden Kübel und zog ein paar Waben für die umstehende Zuschauerschar heraus.
Der Blick in die Küche unterstreichte dann die Worte der Imker: Es war verdammt schwierig. Es lagen hunderte tote Bienen am Boden und am Dach lieferten die Wabenstrukturen Aufschluss über die Größe des Stockes. Ohne Schuhe war es sowieso nicht mehr möglich, irgendwohin zu steigen, jede Lampe zog sofort Bienen an, wo sie in Trance bis zur Erschöpfung dem Licht folgen. Die Imker versicherten, in der Früh würden die verbliebenen Bienen verschwunden sein. Das hätten sie auch den Bienen sagen sollen, denn die bilden schon wieder einen neuen Knödel unterm Dach.

Honighaltiger Küchenboden

Das Schlachtfeld Küche

Die Dachunterseite in der Küche

Gabriel zeigt uns den Honig

Inzwischen wurden ungefähr zwei Liter Honig geerntet, es fehlt mindestens noch einmal so viel, was aber von den leider wieder aufgewachten Bienen verhindert wird. Martha hat sich beim Versuch, mehr Honig abzuschöpfen jedenfalls schon wieder mindestens zwei Stiche eingefangen.

Soweit der Stand der Dinge, man liest sich!

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Von Las Vegas und Höllenritten

Am 25.12. wollten wir einen Blick auf Condega werfen und somit stapften wir auf den Berg wo das berühmt, berüchtigte Flugzeug liegt. Sehr spannend. Wahrlich eine Touristenattraktion (wir Europäer sind eindeutig verwöhnt was Attraktionen anbelangt 😉 ). Danach besuchten wir Solidaridad (zu deutsch Solidarität). Dazu eine kleine Geschichte: 1998 war nach Hurrikan Mitch ein großes Hochwasser, das viele Häuser dem Erdboden gleichmachte. 1999 baute die Gemeinde, mithilfe von Spenden und dem Staat, ein Viertel für die obdachlosen Familien. Das Dorf trägt den Namen Solidaridad und hat eigentlich sehr schöne Häuser für nicaraguanische Verhältnisse. Wenn die Straße befahrbar wäre, wäre das ein richtig nettes Dorf mit Kirche, Sportplatz und allem Drum und Dran.

Am Abend rief uns Las Vegas. Ihr werdet euch jetzt denken „Wie kommen die nach Las Vegas?“. Ganz einfach. Ist gar nicht so weit. Taxi Papa chauffierte uns hin. Las Vegas ist DAS Fortgehlokal in Condega. Ob das Einzige oder einfach nur das Beste weiß ich zugegebenermaßen nicht. Das tut auch nichts zur Sache (Anmerkung von Fabian: Praktisch gesehen ist es das Einzige und damit Beste 😉 ). Fakt ist, dass es die Nicaraguaner leichter haben, was das Rauchen anbelangt. Das Lokal ist einfach ein Dach auf Säulen und somit immer gut belüftet, aber auch ein wenig kühl. Wenn man sich aber von innen aufwärmt und ein wenig tanzt, ist das ganze kein Problem mehr. Diesem Plan folgend verbrachten wir die ganze Nacht, was sehr amüsant war. Weniger amüsant waren meine und Papas nicht vorhandene Sprachkenntnisse. Denn obwohl ich drei Sprachen spreche bringt mir das hier genau gar nichts, denn Englisch können hier die wenigsten.

Blick Richtung León

Am nächsten Tag war ich sehr müde, was bestimmt nur daran lag, dass die ganze Nacht die Bremer Stadtmusikanten unterwegs waren und einen Lärm machten. Diese Viecher bitten nur darum umgebracht zu werden, so nervig sind sie. Den Vormittag verbrachten wir somit gemütlich herumhängend, lesend, chattend oder essend. Am Nachmittag rauften wir uns aber auf und düsten mit dem Auto nach El Tisey. Das ist ein Naturschutzgebiet in der Nähe von Estelí und macht sich sehr beliebt dadurch, dass man fast bis ganz oben fahren kann. Nur die letzten 100 Höhenmeter müssen zu Fuß hinter sich gebracht werden. Eine leichte Übung für uns österreichischen Bergwanderer. Das größere Problem stellte da schon die Straße dar. Von Straße kann eigentlich nicht die Rede sein aber es gibt kein Wort dafür. Weg ist es nicht aber Straße eben auch nicht. 10km geht es aufwärts, wir brauchten eineinhalb Stunden. Wirklich schwer zu beschreiben. Kurz gesagt: kaum befahrbar und wir wurden auf alle Fälle gut durchgeschüttelt 😉

Ein Pflanzenhochhaus, dieser "Gartenbaum"

Manchmal hatten wir schon Zweifel ob das mit unserem Auto überhaupt möglich ist, denn hier fahren nur Pick Ups oder zumindest Autos mit 4WD. Wir schafften es aber doch. Das zurückfahren ging natürlich um einiges schneller. Geschüttelt wurden wir aber nicht weniger.

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Es weihnachtet nicht so sehr

An Weihnachten bastelten wir feierlich eine Piñata für Jóse, denn der hatte am 24.12. den 9. Geburtstag. Fabian und ich, kreativ wie wir sind, entschieden uns für eine Auto-Piñata. Am Anfang schaute das ganze nur leider einem Auto gar nicht ähnlich. Und das blöde Krepppapier hatte ebenfalls seine Tücken, wirft Falten, wo keine hin gehören und verliert bei zuviel Kleber die Farbe. Aber mit einigen Details, die ein Auto zum Auto machen (Licht, Fenster, Spoiler, Reifen, Nummernschild), wurde es endlich erkennbar. Wir waren zufrieden.

Jóses roter Flitzer

Am Abend wussten wir immer noch nicht wie das Weihnachtsfest ausschauen würde und ich war schon ganz aufgeregt. Um 7 Uhr ging es dann zur Nachbarin (Handarbeitslehrerin Belma) und wir nahmen unsere schöne Piñata mit. Jóse freute sich sehr, was mich wiederum sehr freute. Sogar eine Umarmung bekamen wir von dem süßen, kleinen Kerl. Dann ging es aber zum Zerschlagen des wunderschönen Autos. Augen verbunden, Musik an und Stecken in der Hand, so beginnt das ganze Spiel. Dann muss man versuchen das Ding zu treffen. Gar nicht so leicht, nebenbei sollte man nämlich auch noch tanzen. Trotz des sicher sehr schlechten Abschneidens beim NCAP Crashtest (was auf den absolut dünnen Karton anstatt der Stahlkarosserie zurück zu führen war 😉 ) hielt sich unsere Konstruktion sehr lange mit dem Austeilen der Süßigkeiten zurück. Als es dann soweit war, stürzten sich natürlich alle anwesenden Kinder aus Nachbarschaft und Familie auf die süße Beute.

Wenn man genau hinsieht: Jóses roter Flitzer 😉

Die zweite Piñata (der gelbe Bär) wurde von mir persönlich eingeweiht. Bei Papa rissen dann sämtliche Stricke und dreimal fiel die Piñata ungeöffnet zu Boden. Beim Versuch, sie in der Hand haltend windelweich zu prügeln, brach dann auf einmal der Stock entzwei – größeres Gelächter hätte man vom Publikum nicht mehr verlangen können 😀

(M)Ein Bär - Alle Extremitäten abrasiert

Danach gab es Eis im Plastikbecher und dann wurde getanzt. Nach anfänglichem Zögern meinerseits (ich weiß ich bin feig, aber vor versammelter Menge alleine tanzen ist nicht so meins, noch dazu wenn ich nicht verstehe was die Leute sagen!!) wurde Papa von der hübschen 13-jährigen Márie aufgefordert. Mädchen in Nicaragua kennen solche Zweifel anscheinend nicht. Später wurde auch ich überredet und Adriana zeigte mir typisch lateinamerikanische Tanzschritte. Eigentlich hat alles nur mit den Hüften zu tun. Papa und Fabs hatten so ihre Schwierigkeiten, denn als europäischer Mann muss man die Hüften nicht verwenden. Der Versuch sah richtig lustig aus. Vor allem Fabs hat anscheinend einen Besen geschluckt (was auch die Größe erklärt). Ich stellte mich nicht so „potschad“ an. Da kamen mir die vielen Übungsstunden in diversen Discos zugute :).

Zirka um halb elf Uhr wurde das Mitternachtsessen vorgezogen und die ganze Familie fand sich im Hause Marthas ein um die drei vorbereiteten Hähnchen zu vernichten – was zur Hälfte gelang 🙂 . Dann teilten wir Kekse, Kuchen und Weihnachtsstollen aus, also alles was wir aus Österreich von den verschiedensten Leuten mitbekommen haben (hiermit noch einmal ein großes Dankeschön). Geschenke gibt es übrigens nicht am 24. nicht sondern am 31.Und nach einem Gläschen Merlot ging es dann auch schon ins Bett.

So war unser Weihnachten. Nicht pompös und nicht großartig speziell.

Also dann, bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: „Von Las Vegas und Höllenritten“
Helena

Jóse fädelt das Seil wieder ein

Alles nicht so leicht wie es vielleicht aussehen mag ...

 

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Die kleine Schwester berichtet

Hallihallo an alle interessierten Leser,

ich, Helena, werde nun meinen Bruder vertreten, da dieser zu faul ist Bericht zu erstatten. Dafür hat er jetzt das Vergnügen, Bilder zu suchen, fertig zu machen und das alles gemeinsam auf hochzuladen 😛 . Seit 20.12. am Abend sind wir, ich und mein werter Herr Vater, in Nicaragua. Nach einigen Komplikationen, endlich! Todmüde von der langen Reise ließen wir uns nur noch vom Chauffeur ins Hotel fahren.

Granadas Kathedrale

Am nächsten Tag liefen wir mit der Kirche ums Kreuz zu unserem Mietauto, und dann düsten wir schon los. Die ersten Minuten auf den Straßen waren gleich eine Umstellung; vor allem die vielen Hügeln, die zum langsamer fahren gedacht sind, wurden uns so manches Mal zur Material prüfenden Hürde.

Der leider völlig unbenutzte Strand.

Die erste Station unserer Reise war Granada. Da irrten wir auch einige Zeit ohne Plan durch die Straßen. Ich als reiner Mitfahrer hatte viel zu schauen, die anderen zwei hatten viel zu denken, fluchen und zweifeln. Doch schließlich fanden wir unser Hotel, Hotel Con Corazon, was sich als sehr nett, einladend und gemütlich erwies. Ein Innenhof mit schönem Garten, Hängematten und Plastikchristbaum. Was gibt es schöneres? Wir, voller Tatendrang, liefen gleich in die Stadt um einen zweiten Eindruck von Nicaragua zu erlangen (ausgenommen Fabian natürlich).

Die für Touristen geeignete Hauptstraße

Wie beschreibt man so eine Stadt? Die Straßen sind im Raster angelegt. Abseits der Routen für Touristen sind die Häuser sehr heruntergekommen und die Straßen nicht gerade gesäubert. Straßen wie wir sie kennen gibt es sowieso ganz selten.  Meistens sind es unbefestigte Schotterstraßen die mit Schlaglöchern versetzt sind. Es scheint als würde sich niemand darum kümmern wie es ausschaut, selbst in einer Touristenstadt wie Granada. Nur wenn eine Tür offen war und man hineinschauen konnte zeigte sich die wahre Pracht der Häuser: der Garten. Wie in unserem Hotel waren die Innenhöfe wunderschön grün und einladend, zumindest meistens. Granada liegt am Nicaraguasee. Er ist der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und er wirkt tatsächlich wie ein Meer. Außerdem ist er der einzige Süßwassersee in dem Haie wohnen. Zumindest zurzeit. Diese wurden schon für Ausgestorben erklärt, inzwischen gibt es wieder ein paar. Nahe bei Granada ist außerdem ein Vulkan, der Mombacho (1344 m), der aber schon lange erloschen ist.

Der Kaffee wird zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet

Am Mittwoch, den 22.12., wollten wir den Mombacho besteigen und wir buchten einen Guide um geheime Fakten oder ähnliches zu erlangen. Tourstart: 9:00 Uhr. Startbereit um, zugegebenermaßen, 9:05 Uhr standen wir bei Anonymus (ich habe seinen Namen vergessen). Dieser meinte aber, dass wir erst um 12:00 Uhr starten könnten. Spontane Busplanänderung oder so. Der Plan, dass wir der größten Hitze entfliehen indem wir am Vormittag wandern, war somit zunichte gemacht. Um 12:00 Uhr starteten wir, dafür pünktlich, Richtung Markt. Wir benutzten den öffentlichen Bus. Ein Erlebnis für sich.

Las Isletas - Granadas 365 Inseln

Nach einer Stunde im Bus wartend neben einer Menge an Straßenverkäufern die uns in den Bus folgten fuhren wir los. Aber dieser Plan wurde ebenso durchkreuzt. Diesmal von Taxifahrern, die die Nase voll haben von was-weiß-denn-ich. Sie organisierten eine Straßensperre. Sehr lustig. Wir gingen also durch die Straßensperre durch und stiegen auf der anderen Seite in einen anderen Bus ein. Bis die Nicaraguaner auf dieses System draufkamen dauerte es jedoch eine Weile. Schlussendlich funktionierte es doch und der Bus wurde wieder bis aufs letzte Eck vollgestopft. An jeder Kreuzung wurde noch jemand aufgegabelt und es war auch gar nicht heiß (sehr witzig). Beim Mombacho angelangt gingen wir 2km rauf bis wir zum „Eintritt“ kamen. Ab da fuhren wir mit Trucks weiter. Das war lustig. Die Wege kann man wirklich nicht als Straßen bezeichnen und so schaukelten wir steil nach oben und wunderten uns immer wieder wie so ein großes Ding das schaffte. Die ersten Affen wurden erblickt und diverse Vögelchen. Bei der Zwischenstation durften wir den Kaffee kosten der direkt dort angepflanzt und getrocknet wurde. Sehr lecker. Dann ging es weiter.  Und wenn ich gesagt habe, dass es im ersten Truck steil bergauf ging dann ist das kein Begriff für den zweiten Truck. Klar die 1344m müssen irgendwie bewältigt werden, aber das, liebe Leser und Leserinnen, war Achterbahn ohne Gurt. Oben angelangt wartete eine kurze Tour um den Krater des Vulkans auf uns, welcher einem Urwald gleicht (Stichwort: Nebelwald).

Panorama vom Mombacho aus

Zurück in Granada wanderten wir eine Zeit lang durch den Markt, was wirklich erschütterte. Die Armut wurde nirgends stärker sichtbar als hier.

Die Affeninsel. Bewohnt von Affen. Na was denn sonst?

Dieser lustige Geselle stapft über Seerosenblätter

Am nächsten Tag, den 23.12., besuchten wir mit einem anderen Guide Las Isletas (zu Deutsch: Die Inselchen). Die Isletas sind der Stadt Granada vorgelagerte Inseln die bei einem Ausbruch des Vulkans Mombacho entstanden sind. Es sind 356 Inseln, eine für jeden Tag. Mit dem Motorboot ging es hinaus auf den See und wir begutachteten einige kleine oder größere Inseln vom Wasser aus. Einige sind der Wohnort für Bauern oder normale bis arme Nicaraguaner. Andere wiederum sind wahre Burgen des Reichtums mit wunderschönem Garten und allem Drum und Dran. Eine der kleinsten Inseln wird die Affeninsel genannt. Als wir näher zu ihr hinfuhren, hüpften die neugierigen Äffchen gleich zu uns, wahrscheinlich mit der Hoffnung etwas Essbares zu bekommen. Angreifen durften wir sie aber nicht, weil sie schon des Öfteren aggressiv wurden. Die Isletas waren wirklich sehenswert; so viele verschiedene Blumen und wunderschöne Bäume – aber der Gegensatz von Arm und Reich erschreckte uns.

Ein Wochenendhaus für die absolute Oberliga

Nach 3-stündiger Autofahrt in den Norden kamen wir schlussendlich in Condega an, dem „Heimatort“ Fabians.

"Das Haus" von der Straße aus gesehen

Das Haus kann man schwer erklären weil wir Eropäer so etwas nun mal nicht kennen. Ein Innenhof stellt sozusagen das Wohnzimmer dar und die Räume des Hauses werden nur verwendet wenn es sein muss. Kochen, essen, schlafen. Selbst das Waschbecken ist Freiluft, mit einem Wellblech abgedeckt. Es gibt nur kaltes Wasser und auf Schönheit wird wirklich nicht geachtet, was auch gar nichts macht. Nur sind wir das nun mal nicht gewohnt. Die Familie ist wirklich nett und gastfreundlich nur hindert uns die Sprachbarriere daran, Freundschaft zu schließen. Und so beschränkt sich unsere Unterhaltung auf „buen dia“, „buenas noches“ und „adiós“. Wenn es mehr zu sagen gibt dolmetscht Fabian, und das macht er gut. Nach anfänglicher Schüchternheit hat sich auch Eneri, die kleinste im Bunde, an uns gewöhnt und wir dürfen sogar auf ihre Puppe aufpassen. Aber am liebsten ist und bleibt ihr „Chaaaaaam“. Ursprünglich hieß er Pachan aber das war anscheinend zu lange. Wie sie von Fabian auf Cham  oder Pachan kommt ist mir ein Rätsel aber man muss nicht alles verstehen.

Soweit für den Anfang. Fortsetzung folgt im nächsten Jahr 😉

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Der lange Weg zu den inexistenten fünf Pinien

Heute geht es also um die etwas spontane Reise nach Cinco Pino. Kurz zur „Entstehung“ dieser Reise: Das Büro CHICA lud am 15.12. zum Fortbildungs- und Diskussionskurs über Gender ein. Daran nahmen sämtliche von CHICA unterstützten Projekte aus Condega teil, also auch La Fraternidad. Am darauffolgenden Tag wurde eine Feria, also eine Ausstellungsmesse verantstaltet, auf der die meisten CHICA-Projekte ihre Arbeit ausstellten und – wenn möglich – zum Verkauf anboten. Ich wurde da mehr oder weniger mit hinein gezogen, als man mir im Gemeindeamt davon erzählte und Elmer Zelaya – der Chef von CHICA und damit auch von La Fraternidad und mir – mich einlud, doch auch mit zu fahren.

Gesagt getan, am Mittwoch geht es um 3 Uhr in der Früh unter die Dusche (Ich kann nur sagen: KAAAALT!) und um 4 Uhr zum Treffpunkt vor der Gemeinde. Nachdem wir aber in Nicaragua sind, ist ein bisschen Wartezeit natürlich vorprogrammiert. Ich lerne inzwischen eine Mitarbeiterin des Projektes AMSONAC kennen, welches (bis auf den Chaffeur) ausschließlich Frauen anstellt und Fruchtsäfte mit tropischen Geschmacksrichtungen herstellt und überraschend professionell abfüllt und verpackt. Und immerhin ist nicht in jedem Saft noch zusätzlich Zucker drinnen 🙂

Als dann endlich ein paar Menschen mehr eintreffen, erfahre auch ich endlich, dass der Ausflug nicht ein Tagesausflug sein wird, sondern sich durchaus ein oder zwei Nächte hinziehen könnte. Ich sprinte also noch mal zurück zum Haus, packe alles nötige schnell in eine Tasche und kurz vor fünf Uhr sitze ich neben Leonell hinten auf der Ladefläche des Pick-Ups der Gemeinde. Dann wird noch kurz mit dem zweiten Auto Funkgeräte ausgetauscht und los gehts in die eisige Nacht. Es ist die bisher kälteste Woche, mit dem Beinahespitzenwert von 11°C, was einem bei Fahrtwind fast bis unter die Haut geht. Leonell hat überdies nur eine Jeansjacke an und friert sich fast Kopf und Finger ab …

Im Morgengrauen wird an der Kreuzung, an der wir die Panamericana verlassen kurz gefrühstückt und schon geht es wieder weiter auf die scheinbar endlose Reise nach León. Nachdem nämlich keiner so genau weiß, wo Cinco Pino (zu gut Deutsch: „Die fünf Pinien“) liegt, wird davon ausgegangen, wir würden in die Nähe Leóns fahren. Es handelt sich demnach um dieselbe Strecke, die wir schon einmal nach León bestritten haben, nur dass damals einfach kein Platz war, sich die Landschaft genauer anzusehen. Außerdem sitzen wir auf der Ladefläche beinahe in Richtung Osten, also den Blick in den Sonnenaufgang gerichtet, was die Reise schon etwas wärmer macht. Auf halber Strecke nach León biegen wir auf einmal von der großen Straße auf einen kleinen aber gepflasterten Weg ab und wir sind zum ersten Mal sicher, dass die Reise nicht in León enden wird.

Ab El Sauce wird die Straße dann plötzlich ausnehmend schlecht und vor allem staubig. Weil wir das zweite Auto sind, bekommen wir hauptsächlich Staub zu sehen, was uns äußerlich um 20 Jahre altern lässt, so weiß werden wir. Nach zwanzig Kilometern erreichen wir Somotillo, welches sich schon durch eine irrsinnig breite Straße  und riesige Brücken über zwei eigentlich normale Flüsse ankündigt. Laut den Schildern, die überall herum stehen, wurde diese Infrastruktur von Japan gespendet – hatte nicht gewusst, dass Japan nach Nicaragua gespendet hat. Nach ein bisschen Verwirrung finden wir die richtige Kreuzung und schon sind die letzten 20 Kilometer dran. Nach kurzem Aufenthalt bei einer Militärstreife (die das erste Auto durchfilzt, dann einen Rucksack einer Dame öffnet, den dann peinlich berührt wieder schließt und uns allesamt durchwinkt) kommen wir in Cinco Pino an und können keine einzige Pinie entdecken. Dafür aber den Treffpunkt, den wir schon mehr als eine Stunde zu spät erreichen.

Während die schon angekommenen anderen Gruppen (von León bis zum Río San Juan) sich in auflockernden Spielen kennen lernen, lassen Leonell und ich unser Kreuz ausspannen und besprechen mit den anderen Condegianern die kommenden Ereignisse. Dann geht es los und wir gendern was das Zeug hält. Es sind erstaunlich viele Männer am Diskutieren, auch Semester, von denen man es eher nicht mehr erwarten würde, feministisch zu sein.

Da ich mich an die Details nicht mehr genau erinnern kann und die sich auch fast nur um gegenseitig Argumente auffrischen und bestätigen drehten (deswegen aber nicht uninteressant waren), springe ich direkt zum nächsten Tag.

Nachdem wir noch am Vorabend in die nächste „große“ Stadt Somotillo zurückfuhren um dort unser Hostel aufzusuchen, wachen wir erstaunlicherweise am Donnerstag dort auch wieder auf. Irgendwas haut mit der Wasserleitung nicht hin, also muss man sich beim Duschen Wasser mit einer kleinen Schüssel aus einer Regentonne schöpfen und über den Kopf schütten. Die Tonne steht natürlich in der Dusche 😉 . Schon vorm Schlafengehen haben wir entdeckt, dass der mitgebrachte Laptop für die Präsentation defacto kein Stromkabel mehr hat, weil das nur noch ziemlich unzuverlässig Saft liefert.

Die Anreise zurück zu einem Projekt vor Cinco Pino verzögert sich wieder planmäßig um fast eine Stunde – allgemeine Verspätungen, ein paar Damen, die noch schnell shoppen gehen und Autos auftanken summieren sich eben. Wir nehmen zwei andere junge Männer mit, die vom Río San Juan kommen, welcher die südliche Grenze Nicaraguas zu Consta Rica darstellt. Das Projekt nennt sich APRODESE (Asociación Para el Desarrollo Económico Sostenible de El Espino y Comunidades Aledañas – Verein zur nachhaltige ökonomische Entwicklung von El Espino und den umliegenden Gemeinden) und ist auch ein von CHICA und damit Österreich finanziertes Projekt, das sich hauptsächlich um Ausbildung in diversen handwerklichen Dingen dreht. Dort angekommen suchen wir uns zwei Tische und sichern unseren Platz unter dem riesigen Partyzelt, das für Condega reserviert ist.

Das sind Japas - also Ohrringe - um 20 Cordoba das Paar

Nach kurzer Suche aber einiger Erklärung bekommen wir vom Computerraum einen PC zur Verfügung gestellt, den wir dann an unseren Beamer anschließen, noch kurz ein Video-Abspiel-Programm installieren und schon läuft der Film in Endlosschleife. Blicke nach allen Richtungen offenbaren aber, dass wir damit die Einzigen sind und auch bleiben werden – die Meisten bieten lediglich ihre Produkte feil und viele haben noch Plakate, Flyer und/oder Fotos auf Lager. Obwohl La Fraternidad sozusagen „nur“ Handarbeit und künstlerische Leinwände anbieten kann, werden wir bereits beim Auspacken immer wieder um die Preise der Ohrringe, Polster und Armbänder gefragt. Der Stand der Frauen von AMSONAC verkauft sämtliche mitgebrachte Säfte innerhalb weniger Stunden und fängt dann an die als Dekoration mitgebrachten Früchte unter die Menschen zu bringen. Die Stände von INPRUH und den Mujeres Trabajadoras liegen nach dem Ansturm wegen des „Uh!-Neu!“-Effektes – ähnlich wie wir – recht durchschnittlich und kontinuierlich im Verkauf.

Es ist grundsätzlich schon ziemlich erstaunlich, wieviele Stände aufgebaut sind und damit auch, wieviele Projekte CHICA finanziert. Inzwischen ist aber nicht mehr völlig sicher, wie lange diese österreichische Unterstützung, so wie sie jetzt funktioniert, noch aufrecht erhalten wird. Die zwei auffälligsten Stände sind eine ökologische Latrine (welche die Kontamination des Grundwassers gewaltig reduzieren bis aufheben könnte) und Vertrieb und Förderung von Solarmodulen (welche in ländlichen Gegenden ohne Stromleitungen – bei gemäßigtem Verbrauch – genügend Strom herstellt). Natürlich fällt auch der Tisch mit den Kakaofrüchten auf, der mit ein paar Tafeln Zotter-Schokolade auf einen der Abnehmer des Bio- und Fair-Trade-Kakaos hindeutet.

Auch der Name der Band war etwas außergewöhnlich, könnte aber nicht mehr genau sagen ...

Abgeschlossen wird der durch und durch unterhaltsame Tag mit einem Konzert einer Jugend-Rock-Band, die sich allergrößte Mühe gibt, die Stimme des Leadsängers irgendwie hin zu biegen oder zumindest durch lauteres Spielen zu kaschieren. Nachdem das Mittagessen erst um zwei Uhr eintrudelt und wir da schon beinahe am Gehen sind, hebe ich es auf und nehme mir vor, halt auf der Ladefläche im Fahrtwind zu essen. Das wird dann aber etwas schwierig, weil wir eine andere Strecke nach Hause nehmen. Die neue Strecke ist reinste Staubpiste im ärgsten Gebirge; steinig und holprig, soweit man sieht, an eingestürzten Brücken zu durchquerende Bäche, die sich mit einem Pick-Up gerade noch so ausgehen, ohne dass der Auspuff völlig im Wasser versinkt. Und Leonell und ich auf der Ladefläche, hauptsächlich damit beschäftigt nicht mitsamt der Ladung einen Hops in die Pampa zu machen und dabei noch sämtlich Extremitäten im Zaum zu halten. Mein Mittagessen wird also ein hastiges Schlingen zwischen Schlaglöchern, dementsprechend sehe ich danach aus 😀 .

Gelohnt hat sich die Reise aber trotzdem: Wir brauchen um beinahe zwei Stunden weniger als bei der Hinreise und haben dabei noch eine kurze Essenspause in Limay – ein absolut niedliches kleines Städtchen mitten in den Bergen – eingelegt. Netterweise fährt diesmal auch das andere Auto in einem Abstand von ein bis zwei Kilometer hinter uns, um uns den Staub in den Haaren zu ersparen. Und die Landschaft ist umwerfend unberührt (wenn man von den Wegen in den Dörfern selbst mal absieht), man sieht Bäume, doppelt so groß wie die größten Eichen und nach Sonnenuntergang den mit Straßenlaternen ausgeleuchteten Weg im Tal unter sich.

Und zum Abschluss unsere große Reise auf Mappe. Die Nähe zu Honduras wurde mir erst auf der Karte bewusst ...

Insgesamt hat die Reise wieder meine Ansicht von Nicaragua – die in letzter Zeit etwas an der falschen Mischung an Menschen und deren Sicht der Dinge gelitten hat – wieder auf Touren gebracht und mir gezeigt, was alles möglich ist, wenn man nur möchte. Und sich traut, nachzufragen. Denn grundsätzlich sind sie äußerst hilfs- und auskunftsbereit, die Nicaraguaner …

INPRUH, Mujeres Trabajadoras, AMSONAC, La Fraternidad und Alcaldía: Es war mir ein Volksfest! 😉

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Aviatik, Informatik und Keramik

Samstag, 23.10.
Am Samstag wurde ganz spontan ein Ausflug zum Flugzeughügel gemacht. Spontan deshalb, weil Eneri gerade eine gewaltige „ois-zipft-mi-au“-Phase hat und nur Abwechslung sie davon ablenken kann alles zu zerstören und jeden anzukreischen. Ich vermute, sie zahnt einfach nur …
Auf jeden Fall war das Wetter schön warm mit viel Sonne, damit auch kein Frösteln aufkommen kann, was ja beim „Berg“steigen schon mal passieren kann 😛

Diesmal mit etwas besserem Himmel 🙂

Und ich hab auch endlich ein paar Fotos vom Flugzeug gemacht. Fotos von vorne habe ich genialerweise völlig verbockt, ich traue mich nicht, die im Internet herzuzeigen. Aber eigentlich ist das Flugzeug auch gar nicht so speziell. Sieht aus wie jeder mittelgroße Bomber aus einschlägigen Hollywoodfilmen. Nur dass er halt am Boden liegt und aussieht, als würde nur noch die Hülle übrig sein. Und die auch nur, weil es inzwischen Aufpasser gibt, die aufpassen. Weil das so als ihre Aufgabe definiert wurde 🙂 . Der orange Turm ist eine Aussichtsplattform, die oben schickerweise glasverkleidet ist, was sie an sonnigen Tagen wie heute etwas zur Sauna macht.

Hier auch endlich mal das Flugzeug

Sonntag, 24.10.
Es wird der lange geplante, aber immer wieder verschobene oder vergessene Ausflug ins Viertel Solidaridad unternommen. Es kündigt sich am Horizont schon Regen an, traut sich aber während des gesamten Spaziergangs nicht loszulegen. Solidaridad wurde nach Hurrikan Mitch im Jahre 1998 etwa eine halben Stunde Fußmarsch entfernt vom Zentrum errichtet, die Häuser sehen alle sehr ähnlich und einfach aus, nur sehr wenige größere Häuser säumen die ungepflasterten und vom Regen aufgewühlten Straßen. Ungefähr ein halber Quadratkilometer Stadtviertel liegen hier am südwestlichen Rande der Stadt an einem Hügel und bieten auch Platz für eine der größeren Banden Condegas.
Wir kreuzen ein bisschen durch das Viertel und verlassen es dann in östlicher Richtung (betreten haben wir es aus Norden kommend) um bis zum Fluss zu gehen dem wir bis zur Panamericana folgen. Dabei kommen wir in die Viertel, die von Hurrikan Mitch und den resultierenden Hochwassern weggeschwemmt wurden. Es leben inzwischen wieder Menschen hier, allerdings bei weitem nicht so viele, wie vorher. Man kann auch immer wieder verlassene Ruinen oder gar nur die Grundfesten von vor Mitch entdecken. Die Straße wird immer schlechter und verwandelt sich auf einmal in einen kleinen See, dem ein kleiner Bach entspringt der sein Bett in die Straße gräbt, immer wieder die Seite wechselt und uns so ständig zu Kreuzungsmanövern zwingt.

Hier teilt er sich gar und lässt uns auf einer Insel spazieren

Links und rechts des Baches sinkt man bis zu 20cm im Schlamm ein. Jóse und seine Klapperl freuts 🙂

Die Damen nehmen den einfachen und sauberen Querbalken

Montag, 25.10. bis Donnerstag, 28.10.
Ich arbeite das erste Mal im Computerkurs mit, also meinem Fachgebiet quasi. Mitarbeiten bedeutet zur Zeit noch einfache Aufgaben, wie Computeraufsetzen und Antivirus auf Stand halten. Aber immerhin bekomme ich endlich wirklich mit, wie hier eine Stunde Informatik aussehen: Leonell schreibt Aufgaben auf die Tafel, die die Kinder in ihre Hefte abschreiben und sie dann ausführen. Da die Kinder nicht alle auf dem gleichem Wissensstand sind, wird – wenn alle fertig sind mit Abschreiben – die Tafel mit den Aufgaben für die Fortgeschrittenen beschriftet.
Einen echten Anfängerkurs habe ich noch nicht gesehen, aber der beschäftigt sich mit grundlegenden Dingen: Was ist das Ding, das da vor mir steht? Was macht es? Und vor allem: Wie macht es ungefähr das, was ich will? Dann wird (und davon gibt es jetzt aktuell nur sehr wenige) Tippen geübt. Das ist durchaus nicht einfach, weil die Tastaturen deutsch beschriftet sind, aber wie spanische funktionieren. Meint, dass etwa z und y vertauscht sind, statt dem ö ein ñ entsteht und überhaupt sämtliche Sonderzeichen ziemlich schwer zu finden sind.
Wenn das einigermaßen geschafft ist und immerhin mit zwei Fingern getippt werden kann, werden Word aufgemacht und dort der Reihe nach die Funktionen erklärt. Etwas zeitversetzt beginnt dann Excel, wo die Kinder sogar Sachen wie Wenn-Dann-Bedingungen stellen müssen, aber zum Beispiel keine Ahnung vom Formel-Einfüge-Dialog haben, der es überflüssig macht, sich die exakte Syntax eines Befehls zu merken. Was ich von einem 13-Jährigen Computeranfänger nicht verlangen würde.
Nach Excel wird PowerPoint angegangen, wobei mir Leonell sogar anbietet, den Einführungskurs doch einfach mal schnell zu übernehmen. Nachdem ich aber mit Office 2007 arbeite, hier aber noch 2003 gelehrt wird, von keinem einzigen Befehl den spanischen Namen kenne und überhaupt eine völlig andere Vorstellung von einer guten Präsentation habe, lehne ich dankend ab. Ohne Vorbereitung würde ich mich zum Deppen machen und Leonell am Ende noch mehr Arbeit machen 😐 .

Abwechslung vom ewigen Kampf gegen Viren und störrische Maschinen bietet der Donnerstag, an dem wir wieder mal zum Cancha gehen.

Natürlich wird Fußball gespielt ...

Freitag, 29.10.
Wir gehen nach Ducuale Grande, eine kleine Ortschaft in der traditionell Keramik hergestellt wird. Wir sind die Gruppen Handarbeit und Zeichnen. Es ist nämlich wieder schulfrei, weil der letzte Freitag des Monats ist. Der Weg wird zu Fuß bestritten, eine halbe Stunde wird vorausgesagt, in nicaraguanischen Gehgeschwindigkeit brauchen wir dann fast eine ganze. Die Fabriken, wie sie hier genannt werden, sind einfache Hütten oder gar nur ein Dach auf Stelzen unter dem die Töpferscheiben per Fuß angetrieben ihre Runden drehen. Innerhalb von fünf Minuten entstehen so in den geübten Händen der Töpferinnen Vasen und Schüsseln.

Innerhalb von fünf Minuten werden aus unförmigen Tonklumpen fesche Vasen und Töpfe

Die Öfen stehen etwas abseits, damit nicht alles in Flammen aufgeht

In einer anderen Fabrik werden auch solche Windlichter hergestellt

Und weil es doch deutlich heiß ist wird von den Kindern jede Möglichkeit, Schatten herzustellen ausgenutzt:

Kartons, Styroporplatten, alles was man am Straßenrand so findet

Zu Mittag sind wir wieder zurück, am Nachmittag kommen dann fast keine Kinder mehr, weil die vermutlich alle daheim den Spaziergang verdauen. Ich habe mir auch noch ein bisschen Sonnenbrand eingefangen, weil ich beim Auftragen der Sonnencreme nicht gründlich genug vorgegangen bin, aber der grundsätzliche Trend Richtung dunklerem Teint wurde unterstützt 🙂

Samstag, 30.10.
Am Samstag fahre ich mit Angelika und Lina nach Estelí. Einerseits, um endlich einmal ein bisschen mehr als nur die Bankenkreuzung kennenzulernen (Lina hat am Anfang ein Monat in Estelí gewohnt), andererseits um die Geldtasche zu füllen und etwaige Eingriffe in Selbige zu erleichtern. Nach einer erstaunlich ruhigen Busfahrt geht es gleich zur Bank, danach auf Rundgang. Wobei wir die eine, wirklich wichtige Straße, in der auch wirklich alles zu finden ist (von früchteverkaufenden Straßenhändlern und kleinen Fotostudios über Restaurants und Supermärkten bis hin zu Schmuck und Baubedarf) nicht verlassen. Wir legen an einem Ende in einer Bäckerei ein zweites Frühstück ein, gehen zum anderen Ende um die Kathedrale anzusehen, finden sie aber verschlossen vor und gehen deshalb Mittagessen. In einem äußerst ausländerfreundlichen Restaurant (alles ist auch auf Englisch angeschrieben und es gibt nur vegetarische Gerichte), das früher einmal ein Schwimmbad war, davon zeugt noch das große blaue Loch in der Mitte des Innenhofes.
Nach dem vorzüglichen Essen gehen wir zurück zur Kathedrale und finden einen offenen Seiteneingang. Die Decke und alle Verzierungen sind komplett aus Holz und an den Säulen hängen in die Zuschauerränge zielende Ventilatoren. Fotos hab ich keine gemacht – ich bin einfach (noch?) nicht skrupellos genug, meine große, klackernde Kamera neben betenden Kirchenbesuchern abzufeuern.

Sonntag, 31.10.
Ich habe den Textmarkervogel endlich erwischt! Die sind hier jetzt immer zu zweit unterwegs, haben es aber ständig gewaltig eilig. Vielleicht ist ja gerade Zeit kleine Textmarkerchen zu machen? Wer weiß …

Da ist er - und schon wieder bereit zum Abflug

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