Urlaub!

Mein Einsatz ist offiziell so gut wie zu Ende, daher muss natürlich ein gebührender Abschluss her. Um ein Jahr Nicaragua abzuschließen bietet sich an, noch einmal vier Wochen das Land besichtigen. Und weil man alleine nicht so gerne reist holt man sich Verstärkung aus Österreich.

Nachdem es also auch diese Gruppe Reisender geschafft hatte, sich durch die USA vorzukämpfen, kamen auch sie mit zwei Tagen Verspätung an. Das warf leider Granada aus dem Programm, aber wir holten das mit einem Tag Intensivstudie nach. Per Taxi um 22€ für den gesamten Tag Wir besichtigten alles nur von außen (auch weil fast alles zu hatte …), sahen die Festivitäten zur Stadtgründungsfeier und rannten vor imaginären Stieren davon. Denn eigentlich sollten ein paar Stiere durch die Straßen getrieben werden, die dann nie kamen. Aber einige fiese Nicas brüllten in unregelmäßigen Abständen „Toros! Toros!“, also „Stiere! Stiere!“ und versetzten die restlichen Nicas (die aus unbekanntem Grund alle totale Angst vor Kühen haben) in Panik. Dann konnte man nur noch wählen zwischen Mitlaufen oder Niedergetrampelt werden. Erst auf dem Heimweg Richtung Managua kam uns auf der Schnellstraße ein durchdrehender Stier unter, die Frage, ob er vielleicht aus Granada käme stellten wir ihm dann aber doch nicht.

Am Montag dann, ging es auf die Insel Ometepe. Aber, um dort hin zu gelangen, muss man natürlich auch den Weg bestreiten. Die erste Station auf ebendiesem stellte die südliche Busstation dar. Ich bin gewohnt, einen Ticketschalter und Schilder vorzufinden, wie es auf bisher allen nicaraguanischen Busstationen der Fall war. Diese ist anders. Es gibt keine Schalter, keine Schilder, dafür aber – schon sobald das Taxi hält – eine Flut an Busfahrern und Ticketverkäufern von allen Bussen, die vermutlich innerhalb der nächsten 12 Stunden abfahren werden. Mit solch einer Informationsflut konfrontiert und zwei leicht verängstigten Nicaragua-Neulingen im Schlepptau mussten auch noch das Taxi bezahlt und ein Bus gefunden werden. Wir schafften es, erwischten einen Bus, der direkt zum Hafen in San Jorge fuhr und konnten schon zwanzig Minuten nach Ankunft mit dem Boot ablegen.

Das wurde durchaus eine Probe für Nerven und Magen, da dem Nicaraguasee irgendwie nicht besonders viel an unserem Wohlergehen lag und schön hohe Wellen vorbereitet hatte. Wir überlebten auch das und konnten schon eine Stunde später unser Hotelzimmer beziehen. Wobei Hotel die Situation nicht annähernd beschreibt. In Wahrheit ist Finca del Sol eine Finca, also eine kleine Farm mit drei Cabañas, was wohl mit Häuschen zu übersetzen wäre. Geführt wird der Betrieb von einer Kanadierin und einem Italiener, die sich dem Ökotourismus verschrieben haben.

Lange Rede, kurzer Sinn, wir am selben Tag nicht mehr wirklich viel, bestaunten noch die Straße, die den letzten Kilometer vor der Finca trotz inflationärem Tourismus immer noch wahnsinnig mies aussieht. Selbst der vernachlässigste Wanderweg in Österreich ist besser befahrbar. Was nicht heißt, dass vor der Strecke irgendetwas mit Rädern auch tatsächlich Halt macht. Räder, Autos, Laster, Busse, solange ein Nica noch nicht feststeckt, fährt er noch weiter.

Am nächsten Tag mieteten wir uns Räder und fuhren damit bis zur Mitte der Insel, wo wir uns das natürliche Schwimmbecken, das Ojo de Agua ansahen. Dieses Wasserauge, wie es auf Spanisch genannt wird, ist mehr oder weniger ein aufgestauter Bach mit unglaublich klarem Wasser und türkisblauer Farbe. Dort relaxten wir dann ein wenig oder sprangen vom Schwungseil gekonnt (oder weniger gekonnt) ins Wasser.

Auf dem Heimweg entdeckten wir noch eine alte Hochseilgarten auf der eine Gruppe Kapuzineräffchen herumtollte und, als wir uns näherten, uns vertreiben wollte, indem einer nach dem anderen auf lärmendem Blech herum hüpfte.

Und weil es ein so schöner Tag war, wurden wir auch noch mit einem unglaublichen Farbspektakel beim Sonnenuntergang belohnt.

Nächster Tag, neue Tour. Geplant war eine Kanutour zu machen, beinahe durchkreuzte der nicht aufkreuzende Bus unsere Pläne, doch wir konnten per Anhalter den Schaden auf eine Stunde Verspätung begrenzen. Für nicaraguanische Verhältnisse ja eh noch gut in der Zeit. Wir fuhren also kreuz und quer durch Flussbiegungen und über Unterwasserdschungel, sahen viele Tiere und kamen schön geschlaucht am Ausganspunkt an. Auf meinen Oberschenkeln hatte sich ein solider Sonnenbrand gebildet; aber was tut man nicht alles für ein wenig Unterhaltung. Gut gegessen, Regen abgewartet, heimgefahren, Tour für den Folgetag ausgemacht und schon war der Tag wieder so gut wie vorbei.

Für den letzten Tag wartete die große Besichtigungstour mit Guide auf uns. Der ach so nette, Spezialpreis versprechende  und englisch parlierende Quatscher vom Vortag tauchte nicht auf, schickte seiner statt einen Kollegen, der sich aber gut anstellte und auch die Spezialtour, von der ihm nichts gesagt worden war anstandslos mitmachte. So konnten wir Petroglyphen und Heuleraffen besichtigen, beinahe schon teuer essen und bestritten den Hochseilgarten mit Bravour und ohne Angst 🙂

Dann ging es noch schnell zum Ticketschalter für die Fähre Richtung San Carlos, die um sechs ablegen sollte, dann eine halbe Stunde zu spät ankam, als gerade der Himmel alles hergab und der Regen strömte. Der kleine Warteraum war bis zum Bersten mit Touristen gefüllt, die natürlich alle Tickets für die „erste Klasse“ besaßen. Erste Klasse meint nur, dass man am Oberdeck sitzt und von der Klimaanlage tiefgefroren wird, die auf gefühlte 10 Grad Celsius herunter kühlt. Und Ticket meint nur, dass man aufs Boot darf, es wird aber weder kontrolliert, ob man ein Erste-Klasse-Ticket besitzt wenn man sich ebendort aufhält, noch wird beim Verkauf darauf geachtet, nur die verfügbare Anzahl Sitzplätze zu verkaufen. Das führt dann auch noch einmal mehr zu chaotischen Szenen, wenn das gesamte Gepäck bitte in den vorderen Teil gebracht werden soll, jeder aber noch irgendetwas aus seinem Rucksack braucht, bevor er tief begraben wird.

Gegen halb acht Uhr abends legte die Fähre dann endlich von Altagracia, Ometepe ab, fast um sechs Uhr morgens legten wir in San Carlos, am südlichen Ende des Nicaraguasees an. Froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, machten wir uns zuallererst auf die Suche nach den Booten für die Weiterreise nach El Castillo. Danach, aus finanziellen Gründen nach Banken. Dieser gäbe es in San Carlos zwei – wenn da nicht die Sache mit den Öffnungszeiten wäre. Unser Boot, für das wir bereits ein Ticket besaßen legte um 8 Uhr ab, die Banken wollten aber trotzdem erst um halb 9 Uhr aufsperren.

Dann wollten uns zu allem Überfluss die vorhandenen Bankomaten ums Verrecken kein Geld geben. Nach dem Frühstück am Stadtplatz ging es dann auch gleich wieder weiter und wir quetschten uns ins Boot. In El Castillo zogen wir dann begleitet von tief schwarzen Wolken aber hoch glücklich über die bestrittene Reise ein und machten es uns den Rest des Tages einfach ein wenig bequem – soweit das neben einer tropfenden Wasserleitung halt möglich ist …

Die restlichen Tage in El Castillo beschäftigten wir uns mit Dschungelwanderung, überaschenderweise im Dschungel; Kaimanbesichtigung bei Nacht; Kakaoplantagenbesichtigung bei Tag; Soft-Rafting in den Stromschnellen und Schlossbesichtigung bei Regen.

Aber das, liebe Leserinnen und Leser, ist eine ganz andere Geschichte 😉

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Río San Juan – Teil 3

Ich musste ja noch ein wenig warten, deshalb jetzt als kleiner Zeitvertreib Teil Drei unserer Reise nach El Castillo.

Heut widmen wir uns speziell dem dritten Tag der Reise, der ganz unter dem Zeichen des Besuches einer Finca stand. Außerdem durften wir des Nachts Kaimane betrachten. Ach ja, was ist eine Finca? Das ist ein meist großes Stück Land das landwirtschaftlich genutzt wird – sowohl Vieh- als auch Pflanzenzucht.

Besagte Finca gehört dem Bruder der Hotelbesitzerinnen, bringt einen mit der eigenen Lancha zum Grundstück und führt dann eineinhalb Stunden quer durch den Dschungel. Der Dschungel führt alles Genreübliche: viel Grün, viel Schlamm, riesige, bis zu 500 Jahre alte Bäume, Klammeraffen und zwei Pfeilgiftfroscharten. Einen roten mit dunkelblauen Haxen und einen höchst ungewöhnlichen im militärischen Tarnlook. Der Rote verzog sich gleich wieder und ließ keine Zeit Fotos zu schießen und auch beim Anderen müssen wir uns mit einem etwas verschwommenen Foto zufrieden geben, weil er so schnell unter Baumrinde verschwand.

So, mit Erzählen ist damit quasi vorbei, jetzt kommen die Fotos:

Lancha = kleines Boot mit Außenborder

Das Ganze ist dann auch sehr nah am Wasser gebaut

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Bei uns nur selten zu finden, hier Hühnerfutter: Kokosnüsse

Schmeckt tatsächlich ein wenig nach Birne: Pera (zu deutsch Birne)

Weltuntergangsstimmung und alle legen Regenschutz an

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Und natürlich gibt es selbst in der ärgsten Pampa Empfang.

Einmal Dschungel

Und selbst mitten im Unterholz nicht selten: Empfang!

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Der ideale Guerillakrieger mitten im Dschungel: Pfeilgiftfrosch. Angreifen ungünstig, da auch das arme Tierchen sterben kann. An der durch die Haut eingeatmete Sonnencreme-Moskitoschutz-Mischung.

Ach ja, schlammig war es natürlich auch noch ...

Eine Sammlung Stiefel. Wer die 1US$ Leihgebühr nicht zahlen will, ist wirklich selber schuld 😀

Letzter Hügel vor dem Ziel. Endlich!

Frisch geerntete Kokosnüsse. Extra für uns 🙂

Und so macht man sie auf: Machete

Zuerst die frische Kokosmilch trinken, dann das glibbrige Fruchtfleisch löffeln

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Und wieder zurück in El Castillo

Die nächtliche Kaimanbootsfahrt war dann auch noch durchaus entspannend. Da wir das dritte Boot waren und auch hinter uns noch zwei weitere Boote losfuhren hatten sich schon alle Reptilien verzogen und wir konnten nur drei Exemplare mehr oder weniger nah entdecken. Sehr viel besser und eindrucksvoller war dagegen der völlig klare und unverdeckte Sternenhimmel sichtbar.

Der am besten sichtbare Kaiman machte sich auch als einziger im hinteren Teil des Bootes bemerkbar, als er sich schlagartig umdrehte und im Wasser verschwand und damit den vorderen Teil so sehr erschreckte, dass wir kurz dachten, wir würden kentern. Und jetzt zum Foto:

Und damit zu einer Aufgabe für alle Leser: Ist hier ein Kaiman zu entdecken? Wenn ja, sachdienliche Hinweise bitte als Kommentar posten, man glaubt mir nämlich nicht wirklich 😛

Nach dieser mehr oder weniger aufregenden Reise wurde von einigen Mitreisenden boshaft behauptet, die Kaimane würden in Wahrheit gar nicht existieren und das gesamte Spektakel würde nur des Verdienstes der Guides dienen. Nagut, ihr seht hier ja mein „bestes“ Foto … als Existenzbeweis geht das noch lange nicht durch …

Das wars jetzt für heute, vielleicht schaffe ich den Rest ja auch noch irgendwann einmal 😀

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Río San Juan – Teil 2

Endlich! Lange hab ich euch hingehalten, heute geht es weiter 😉

Nachdem wir um halb sieben endlich unser Boot nach El Castillo fixiert hatten und wussten, dass wir im Besitz von Tickets für eine Bootsfahrt um acht Uhr waren, streunten wir auf der Suche nach dem Sehenswertem noch ein wenig durch die Gegend. Der See (Lago de Nicaragua – größter See Mittelamerikas) lag plötzlich nur drei Steinwürfe vom Hotel entfernt die Straße hinunter, in der Nacht hatte man davon – überaschenderweise – nichts gesehen.

Posen für die Kamera

Zuerst also auf eine kleine Anhöhe um Überblick zu gewinnen. Dasselbe dürften sich die Spanier damals gedacht haben, also findet man dort heute noch Kanonen. Damals als Verteidigung gegen Piraten und Engländer, die Granada ausrauben wollten, heute reine Touristenattraktion. Der Blick richtet sich sofort auf den einzigen großen Abfluss des Nicaraguasees, den Río San Juan.

Nach ein wenig erstem Beschnuppern beschlossen wir uns noch etwas näher heran zu wagen, an das riesig große Wasser. Die absolute Stille und Trägheit geriet durch unseren emotionalen Auftritt fast aus den Fugen: Am Steg wurde gemächlich Fisch an Land gebracht, am Horizont ließ sich eine Insel gehen und schwebte gedankenverloren vor sich hin und auch die Sonne lugte auch nur verschlafen aus ihrer Wolkendecke.

Auf der eigenen Spiegelung gebettet vor sich hin träumen ...

Da es Zeit wurde, machten wir uns auf den Weg zum Hafen (wir wussten ja endlich, wo er sich befand), ich ließ intelligenterweise meine Regenjacke im Hotel zurück, aber man kann ja nicht alles haben 🙂

Am Hafen angekommen mussten wir uns alle auf der allwissenden Liste des Fahrscheinverkäufer eintragen, natürlich komplett mit Name, Nationalität, Passnummer, Beruf, Haarfarbe, Schuhgröße und was man sonst noch so alles wissen wollen könnte, würde man das ernsthaft dokumentieren wollen. Da wir aber völlig unnicaraguanisch viel zu früh ankamen, hatten wir noch einige Zeit zu frühstücken, ja, sogar einen jungen Wiener gabelten wir auf.

Eines der vielen Stelzenhäuser

Während den dreieinhalb Stunden Fahrt hatten wir vor allem Zeit die Umgebung zu betrachten und uns mit Eneri auseinanderzusetzen. Die wollte nämlich nur und ausschließlich mit dem Bus fahren, warteten doch noch so viele Kühe und Pferde darauf gegrüßt zu werden. Außerdem ließ der Fahrtwind erheblich zu wünschen übrig. Nachdem sie dann aber verdient (für sie und alle Mitfahrenden) eingeschlafen war, gab es nur mehr die – immerhin doch recht interessanten – Flussufer zu studieren. Wenige bis keine Häuser, viel Wald, ein paar Weiden, ein kurzes Rendevous mit einem anderen Boot, welches Essen und Sprudelgetränke verkaufte.

Die erhöhte Bereitschaft der Einheimischen, Müll nicht einfach (wie in Bussen immer noch üblich) aus dem Fenster zu werfen wurde von ausnehmend originellen Mülleimern unterstützt. Plastikverpackungen hatten zwar die lästige Angewohnheit sich still und heimlich davonmachen zu wollen, aber so wurde wenigstens ein wenig Gymnastik betrieben 😉 . Die an der Decke befestigten Schwimmwesten sahen dafür wenig Vertrauen erweckend viel benutzt aus …

Vorsicht, Flugmüll!

Nach dem ihrem Nickerchen hatte sich Eneris Busfantasie in Luft aufgelöst und sie war hoch glücklich so viel Wasser vorbei rauschen zu sehen und auch endlich unbegrenzt Fahrtwind genießen zu können.

Fahrtwind macht glücklich!

Und dann endlich, das lang ersehnte Ziel: El Castillo. Zu übersehen ist es ja nicht, das Fort auf dem Hügel, aber auch hier war das natürlich voll und ganz der Sinne des Erbauers. Das Ziel war, eine erste Verteidigungslinie gegen Piraten und Engländer zu errichten, die ständig und immer wieder Granada ausrauben wollten … wie jetzt, das hab ich schon erzählt? 😀

Mit etwa 3000 Einwohnern handelt es sich eher um ein Dörfchen, das sich um den Burghügel schlingt und ausschließlich per Boot zu erreichen ist. Umringt von Urwald scheint das auch die vernünftigste Lösung.

El Castillo - Die Burg

Wir hatten das Glück uns für ein sehr nettes … Hotelchen? … Wie verniedlicht man eigentlich „Hotel“? … namens Nena Lodge zu entscheiden. Die Besitzerin holte uns direkt vom Boot ab und führte uns über die – völlig motorenfreie – Hauptstraße „nachhause“. Leute, ich kann nur sagen: Wenn ihr nach Nicaragua kommt, müsst ihr nach El Castillo fahren. Das Dorf ist so angenehm ungewöhnlich, so ohne Lärm und so angenehm touristisiert, dass es fast nicht nicaraguanisch erscheint. Es ist nicht wie in Granada, wo man manchmal mehr Touristen als Einheimische sieht und auch nicht wie in den meisten anderen Städten, dass sich schon einen Schritt von der Hauptstraße weg Müllberge türmen und einem die Armut förmlich ins Gesicht schlägt. Man befindet sich schlicht und einfach im optimalen nicaraguanischen Dorf für schüchterne Individualtouristen.

Zimmer im "Nena Lodge"

Nach einer ersten Information, was es denn im Dorf so zu sehen gibt, machten wir uns auf den Weg auf die Burg. Auch hier galt es wieder sämtliche Daten anzugeben, alles Tourismusstatistik, wurde uns versichert. Weil wir ziemlich die einzigen Besucher waren und dabei auch noch eine ungewöhnlich große Gruppe, bekamen wir eine Privatführung: die gesamte Geschichte der Burg und die Pläne für einen Kanal, immer im Wettkampf mit dem Panamakanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbinden könnte. Schreckliche Vorstellung, hier riesige Schiffe vorbeiziehen zu sehen.

Probehalber wird man ins Verlies gesteckt

Die Burg ist eine kleine Festung, das muss man einfach sagen. Wer Hohensalzburg oder Dürnstein kennt, kommt sich vor wie in einer etwas größeren Hüpfburg – aus Stein. Man sieht das gesamte Dorf, erkennt, dass ein Satellitenschüsselvertreter ziemlichen Erfolg hatte und erkennt einen weiteren strategischen Vorteil des Hügels als Erbauungsort der Festung: Stromschnellen.

Da war einer überzeugend

Anschließend besuchten wir noch schnell das Mariposario, zu deutsch Schmetterlingszoo. Das ließ uns ausnahmsweise und exklusiv noch nach der Sperrstunde Schmetterlinge schauen. Allerdings hatten sich die meisten schon schlafen gelegt, vormittags soll es angeblich besser funktionieren. Ein sehr neugieriges Exemplar, noch in Raupenform hatte sich dann kurzerhand zum Ziel gesetzt meine Kamera von innen erforschen zu wollen, zum Glück drückte ich den Auslöser nicht 😉

Vom Turm der Festung aus gen Stromschnellen, Dorf und (in weiter Entfernung) Atlantik geblickt

Der Rest des Tages bestand dann nur noch darin, das Bett aufs genaueste zu studieren und zu hoffen, dass das Hotel in San Carlos meine Jacke in Ehren hielte.

Soweit so fein, ich melde mich wieder, eh klar 😉

 

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Río San Juan – Teil 1

Tja, eineinhalb Wochen ist es her, dass ich das letzte mal von mir lesen ließ, heut ist es wieder soweit. Immerhin macht eine Woche Urlaub am Rio San Juan, Schauplatz der Streitigkeiten zwischen Costa Rica und Nicaragua, auch ganz schön Wind.

Eine der wenigen Gelegenheiten Eneri schlafend zu sehen 😉

Aber erst mal alles der Reihe nach: Zu elft fuhren wir am vergangenen Montag um sieben Uhr früh aus Condega ab, Richtung Süden. Erste Station (nach drei Stunden Fahrt): Managua.

Nach Mittagessen und Warten am Bushauptbahnhof ging der nächste Bus auf Reisen, Destination San Carlos, Rio San Juan. Fahrzeit mindestens sechs Stunden. Ich hatte das Glück einen sehr angenehmen Sitzplatz zu ergattern und spürte schon nach den ersten drei Kurven ein leichtes Ziehen in den Knien. Nach etwa der Hälfte waren auch die endlich taub und vergessen, zu sehr hatte sich die Landschaft geändert und auch mein Hinterteil forderte plötzlich etwas Aufmerksamkeit.

Vorsicht Kicheranfall!

Jóse und Landschaft

Eneri hatte riesen Spaß, grüßte alle Kühe und Pferde am Straßenrand, kam dabei immer wieder bei der Benennung durcheinander, grüßte Bäume und Brücken und genoß sichtlich den Fahrtwind im offenen Fenster. Alle anderen versuchten ein wenig zu dösen oder gar zu schlafen und sehnten sich dem Ende entgegen.

Straße, Bus und Schauer ...

Bei drei Viertel der Strecke gab es eine Pinkelpause, die jeder sehr gerne ausnutzte um zumindest die Füße auszustrecken und den Bus von außen zu bewundern. Abseits der Straße zeichnete sich schon länger ein Trend ab, der für mich völlig neu war: Holzhäuser. Im Norden sind alle Häuser aus Ziegel oder Lehm, Holz ist sehr teuer und beinahe niemand kann es sich leisten, selbiges als Baustoff zu verwenden. Hier, im Süden, dürfte Holz etwas weniger teuer sein, sieht man doch sehr viele Wälder, was man vom beinahe Steppenhaften Norden nicht unbedingt sagen kann.

Auf halber Höhe und in voller Fahrt

Landschaft und Sonne

Die gesamte Reisebelegschaft

Schon sehr bald nach der Pause wurde die fein säuberlich (und erst seit kurzem) asphaltierte Straße immer weniger asphaltiert und immer öfter musste der Bus über Schotterpisten kurven, bei denen manchmal mehr Löcher als Straße zu sehen waren.

Aus Erzählungen weiß ich, dass die Reise nach San Carlos noch vor einem Jahr, als die Bauarbeiten zur Asphaltierung gerade erst begonnen hatten noch zehn Stunden dauerte, wenn die Maschinen ihr Werk vollendet haben, werden es wohl nur noch fünf Stunden Busfahrt sein. Ein paar Mal überquerten wir provisorische Brücken, die nur wenig breiter als der Bus waren, was dem Fahrer wenig ausmachte und die Geschwindigkeit – zum Unbehagen der Passagiere – nicht großartig verringerte.

Um etwa sieben Uhr abends kamen wir in San Carlos an. Genauer gesagt, fünf Kilometer außerhalb, weil die Straße sich in Reparation befindet und daher ein provisorischer Schleichweg als Hauptstraße dient, der nicht annähernd für Busse geeignet wäre. Also noch Taxis suchen, reinquetschen, zehn Minuten hinzuckeln, rausquetschen und Hotelzimmer beziehen.

Auf der Suche nach dem Hafen (nach El Castillo, unserem Hauptziel, kommt man nur per Boot ab San Carlos) fragten wir einige Ortsansäßige auf der Straße, aber aus irgend einem Grund hatten wir wahnsinniges Pech und erwischten nur absolute Leuchten, die nur eine vage Vorstellung hatten, wo der sein könnte. Wir erreichten ihn also auch so und mussten feststellen, dass um acht Uhr abends der Ticketschalter schon geschlossen hatte, aber ab fünf Uhr morgens wieder aufsperrt. Nach ein paar weiteren halben Aussagen von offensichtlich Ortsansäßigen zu den Ablegezeiten der Boote fanden wir einen älteren Herrn der uns die genauen Daten nennen konnte, aber wir hatten schon sehr das Gefühl, man wolle uns verarschen. Ich meine, wer weiß in einer Stadt mit 40.000 Einwohnern nicht, wo der Hafen liegt? Der außerdem nicht ganz unbedeutend ist, legen dort doch Fähren von und nach Granada und Ometepe an und ab, nicht zu schweigen vom einzigen Weg zu Dörfern und Städtchen entlang des Río San Juan …

Schlussendlich wurde dann noch ein großes Abendessen im Hotelzimmer veranstaltet und wir fielen alle, müde von der langen Reise, in unsere Betten.

Essen fassen!

Müde aber chillig

 

Nächster Teil … bald 🙂

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Zwei Monate her, zwei Monate hin

Zwei Monate ist es her, dass ich den letzten Blogeintrag veröffentlicht habe … höchste Zeit also, einen Neuen zu schreiben 😉

Und weil ich die letzten zwei Monat so unzufrieden mit meinen schriftstellerischen Fähigkeiten war, kommt jetzt ein eher auf Fotos betonter Eintrag, der versuchen wird, die letzten zwei Monate Revue passieren zu lassen.

Die wildeste Attraktion: Riesenrad mit sich überschlagenden Kabinen

Im Mai machte anlässlich der Stadtgründungsfeiern ein Vergnügungspark in Condega Halt. Es gab Riesenräder, Karuselle und Zelte mit Saufgelagen zu sehen. Nachts wurden Lichter eingeschalten und natürlich spielte durchgehend viel Musik. Das hatte einen erhöhten Stromverbrauch zur Folge, welchen der zuständige Transformator gleich am ersten Tag nicht überlebte und den gesamten Platz dann den gesamten Monat auf Generatoren angewiesen war.

Ach ja, eine Kinderschiffsschaukel gab es auch noch 🙂

Dann, Ende Mai wurde die Stadtgründung mit einem Fest namens „Los Hipicos“ gefeiert. Dafür holte jeder Pferdebesitzer Condegas alle seine Pferde aus den Ställen und führte sie den großen Zuschauermassen vor. Wenn das jedes Jahr so aussieht, dann verstehe ich nicht, wieso überhaupt noch jemand hingeht, denn wirklich viel Spannendes gibt es nicht zu sehen – Pferde halt:

Viele Menschen, ...

... Cowboyhüte ...

... und Pferde

Und dann, eines schönen Sommertages, Anfang Juni, spielten die Kinder Chibolas. Chibolas ist ganz einfach als Murmeln zu übersetzen, die Art und Weise, mit ihnen zu spielen kannte ich jedoch nur andeutungsweise aus Comics: Man zeichnet einen Kreis und eine Linie in den Sand, etwa zwei Meter voneinander entfernt. Dann legt jeder Mitspieler eine Murmel in den Kreis, quasi der Einsatz. Wer dann (eine neue Murmel vom Kreis weg geworfen) am nähesten an der Linie liegen bliebt, fängt an und wirft nun in die andere Richtung, auf den Kreis zu. Wenn alle geworfen haben beginnt die Reihenfolge von vorne und der Erste versucht Murmeln aus dem Kreis zu katapultieren, indem er sie mit der eigenen Wurfmurmel abschießt. Das klingt jetzt vielleicht einfach, aber da ist schon etwas Technik gefragt, zu fest gedrückt, geht nichts und man bricht sich fast die Finger, zu leicht gedrückt plumpst sie ohne große Kraft gleich in den Sand. Aus dem Kreis katapultierte Murmeln gewinnt man, wenn die Wurfmurmel aber innerhalb liegen bleibt,  gehört sie automatisch dem Nächsten und man setzt bis zur neuen Runde aus.

Und weil Murmeln auch so ziemlich genial aussehen, wieder ein paar Fotos:

Anvisieren und Abdrücken

Im besten Falle gewinnt man 😉

Fülltext, damit die Fotos gut formatiert werden …

Was murmeln die denn da vor sich hin?

... und die Müllabfuhr spielt Schulbus

Dann noch kurz ein Bildkommentar zur Fortbewegung in Nicaragua:

Abseits der Panamericana ist vieles erlaubt ...

Zeilenumbruch

Am 19. Juni wurde endlich der Tag der Kinder gefeiert. Wir (Promotoren) führten ein Stück von Chavo del 8 auf, eine Fernsehserie, die im lateinamerikanischen Raum ähnlichen Kultstatus besitzt, wie Mundl in Österreich. Fotos traue ich mich keine zu zeigen, die Fotografin (ich hatte ja eine Rolle, da konnte ich schwer fotografieren) hat da zuviel verbockt 😛

Eintritt nur mit gültigem Ticket

Zum Abschluss gab es Eis von Eskimo

Und dann war da noch der Ausflug nach Venecia. Ja, zu deutsch heißt das Venedig und kurioserweise überquert man ein Bergmassiv namens Los Alpes. Na gut, massiv war es nur, weil wir es per Rad bestritten, aber wird schon ungefähr 100 bis 200 Meter über Condega liegen. Und 15 Kilometer weiter gen Osten. Klar, das ist jetzt keine große Steigung, aber mit den verfügbaren und in der Gruppe hin- und hergetauschten Rädern war es durchaus eine Aufgabe.

10 Fahrräder, 11 Mitfahrende

Gestartet wurde um halb 8 morgens, um halb 12 waren wir endlich bei unserem Mittagessen, aber noch fünf Kilometer von Venecia entfernt. Anfangs hatten wir mit richtig heftigem Regen zu kämpfen, bis zur Hälfte der Strecke klang er glücklicherweise etwas ab, die „Straße“ – de facto eine Staubpiste – hatte sich aber trotzdem schon in eine Schlammpiste verwandelt. Dementsprechend sahen wir dann auch aus 😉

Der Weg als Ziel?

Dreckig von Fuß ...

... bis Kopf

Das Mittagessen nahmen wir 5 Kilometer vor Ziel in Angriff. Wir besiegten es ziemlich überlegen. Auch die Hunde vor Ort bekamen ihr Fett weg, was offenbar sonst nie der Fall ist – typisch nicaraguanische Hunde halt: Unvorstellbar dürr.

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Ein Panorama 5 Kilometer vor dem Mittagessen

Meins! Meins! Meins!

Nicht ein Krümelchen blieb übrig ...

In Venecia gab es dann wenig Spannendes zu sehen, lediglich einen kinoreifen Sturz später gings deshalb schon wieder Richtung Condega. An unserer Labstelle (das Haus einer Tante eines der Jugendlichen) ließen wir die jüngsten unter uns zurück (sie fuhren dann mit dem Bus), damit war Geschwindigkeit kein Problem mehr. Es wurde gebrettert was die Räder herhielten – was nicht viel ist, bei so vielen kaputten Bremsen und Reifen.

Zirkusreife Akrobatik für Anfänger

Ja, und das war eigentlich schon wieder ziemlich alles, diese Woche wird nur halbtags unterrichtet, weil eine Woche Schulferien sind.

Zwei Monate hin, bis zum Finale einer absolut erlebenswerten Reise ans Ende der Welt …

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Cañón de Somoto

Jetzt ist es schon fast zwei Monate her, dass ich etwas geschrieben habe. Liegt hauptsächlich an den unspektakulären letzten zwei Monaten, aber auch an der unglaublichen Hitze im April, die jegliche Motivation per Schweißausbruch schnell und gründlich aus meinem Hirn beförderte.

Also, auf zum Cañón de Somoto! Kurz zu Somoto selbst: Ist angeblich die unglaublich langweiligste Stadt im Norden Nicaraguas. Aber es gibt dort den vor ein paar Jahren „entdeckten“ Cañón, dem auch der Río Coco, der längste Fluss Mittelamerikas entspringt und der ist wirklich sehenswert. Man steigt in Somoto am Busbahnhof aus und wird schon von Taxifahrern und Reiseführern umzingelt, die einen fragen, ob man denn zum Cañón wolle. Na klar, was denn sonst! Nach Erklärung aller Optionen wird schon ein Taxi gerufen (das bisher beste Taxi in ganz Nicaragua) und man fährt die gut fünfzehn Kilometer aufs Land, bis sich die Schilder um den Cañón verdichten und man vor einer kleinen Holzhütte, dem Büro, halt macht. Dort werden noch einmal alle Optionen und Preise aufgezählt (lange Tour: 15 US$, 6 Stunden, ganzer Cañón; mittlere Tour: 10 US$, 3,5 Stunden, Einstieg in der Mitte; kurze Tour: 10 US$, 1 Stunde, nur der Auslauf) und wir entscheiden uns für die mittlere Tour. Wir warten noch auf vier Managuaner, mit denen wir eine Gruppe bilden werden und schon geht es los. Schon bei der ersten Steigung kommt der Dickste in der Gruppe ins Schwitzen.

Da fließt er hin, der Río Coco

Während der zwei Kilometer kurzen Wanderung pfeifen schon fast alle aus dem letzten Loch, was die beiden Führer nicht mehr verwundern kann, sind sie doch jeden Tag hier mit verwöhnten und untrainierten Touristen unterwegs, ihnen aber trotzdem einen Grinser ins Gesicht treibt. Auf den letzten Metern, sieht man dann die Teilung, wo der Río Coco gen Osten fließt und der andere (dessen Name nirgendwo sicher zu finden ist) den Cañón weiter in den Felsen gräbt. Am Wasser angelangt sieht man 100 Meter stromabwärts schon die hohen Felsen zu beiden Seiten des dunkelgrünen Baches aufsteigen. Ungefähr diese Strecke kann man auch noch zurücklegen, ohne sich großartig nass zu machen, dann ist aber schon die erste Schwimmlektion angesagt. Alles, was nicht sich nicht so gut mit Wasser verträgt (Kameras, Telefone, …) wird in eine große weiße Plastikkiste gepackt, die fortan einer der beiden Führer herumschleppt. Die Felsen werden immer höher und höher, wirklich beindruckend dann immer wieder der Kontrast der oft schneeweißen Felsen im dunkelgrünen bis schwarzen Wasser.

Große runde Steine und riesige eckige Steine

Der Eingang

Alle Schwimmwesten werden festgezurrt, in Nicaragua können nämlich nur sehr wenige Menschen wirklich schwimmen. Ich lehne ab und springe mit der offenen Schwimmweste ins Wasser. Gut, keine so gute Idee, geöffnet stört sie nämlich noch mehr, als gut befestigt. Bis mir ein Führer die Weste dann schlussendlich abnimmt und sie sich selber umschnallt lasse ich mich dann wie auf einer Luftmatratze durch die gut 20 Meter hohen Schluchten treiben. Während bisher auf allen ach so natürlich belassenen Wanderpfaden in Nicaragua immer mehr oder weniger Müll und andere menschliche Einflüsse zu sehen waren, ist der Cañón tatsächlich frei von Menschen und deren Angewohnheit, überall ihr Zeichen zu setzen. Unbekannte Vögel und riesige Schmetterlinge ziehen ruhig ihre Kreise und lassen sich von unserer Anwesenheit nicht großartig stören. Fast gegen Schluss, als schon einige Teilnehmer anfangen, ihre Gliedmaßen zu spüren gelangen wir an einen kleinen Wasserfall, so klein, dass ich nicht weiß, ob er überhaupt schon Wasserfall genannt werden darf. Gut zwei Meter schießt das Wasser in den tiefsten Teil des Cañóns, wo angeblich zwischen 8 und 25 Meter Wassertiefe herrschen sollen.

Ein Loch im Fels

Ein Fels in der Brandung

Hohe Wände ...

Der gewöhnliche Weg ist der Sprung neben dem Wasserfall, zwei Meter weit ins garantiert tiefe Wasser, der allerdings den meisten anwesenden Damen trotzdem zuviel ist und daher per Seil hinunterklettern. Einzige wilde Hunde sind ein Führer und ich, die wir noch weiter hinaufklettern und von mindestens fünf Metern ins tiefe Schwarz springen. Während man im ersten Teil fast immer von ein wenig Strömung begleitet wird und sich auch treiben lassen kann, ohne sich anzustrengen, ist der letzte Teil von gut 600 Metern nur noch selbst paddelnd zurückzulegen. Immer mehr Menschen tauchen auf, in kleinen Booten, am Ufer entspannend oder einfach badend. Als schon keiner mehr wirklich kann und will verlassen wir den Wasserweg und schleppen uns zu einem der Boote. Der Dicke bringt uns auch gleich fast zum Kentern, wir schaffen es aber trotzdem ohne Umfallen bis zum Ausstieg, wo die meisten Menschen ihren Badetag veranstalten. Dann noch 20 Minuten bis zum Hüttenbüro zurück und wir sind endgültig geschlaucht.

Da es schon halb drei ist und wir gerne den letzten Expressbus nach Condega erwischen würden, welcher aber um drei abfährt, erkundigen wir uns nach Möglichkeiten Richtung Somoto. Es wird uns versichert, alle paar Minuten führe ein Bus oder ein Taxi vorbei, wir sollten einfach an der Panamericana warten. Nach gut einer Stunde warten und drei schon völlig überladenen Taxis quetschen wir uns zu acht in ein Taxi mit 5 Sitzplätzen und zuckeln zum Busbahnhof. Dort erklärt man uns, der Bus aus Estelí ist heute nicht gekommen, wird er wohl auch nicht mehr. Also im Bus nach Ocotal bis zur Kreuzung mit den Möglichkeiten Ococtal und Estelí (wir wollen Richtung Estelí, der Bus aber nach Ocotal) und dort auf den Bus von Ocotal nach Estelí warten, der laut Plan in einer Viertelstunde vorbeikommen sollte. Aber auch der lässt auf sich warten, weil ja 1. Mai ist und da nicht alle Busse fahren.Wir versuchen unser Glück im Autostoppen und wandern inwzischen schon mal Richtung Condega die Straße entlang. Als uns dann doch ein Bus einholt haben wir ungefähr fünf Kilometer zurückgelegt und uns dadurch exakt einen Cordoba erspart.

Ja, dieser und der letzte Artikel sind ein und derselbe. Kleiner Ausrutscher, drum neu erstellt.

Ein Kommentar

Die zuckersüße Realität

Und es geht wieder ein bisschen weiter!

Nachdem hier die letzte Zeit hauptsächlich mit Alltag und Englischunterricht vollgestopft war, sind weder großartige Reisen, noch sonst irgendwas entstanden. Ein paar Fotos habe ich immerhin zusammengebracht, die jeweils mit ihrer kurzen Geschichte verbunden sind:

Der glattschwanzige Fuchs

23.2. – Der Zorro und das Gift
Die Sache mit dem Zorro habe ich ja schon vor einiger Zeit erwähnt. Seit dieser ersten Begegnung wurde mir nur einmal erzählt, er wäre auf einem Schaukelstuhl sitzend entdeckt worden, von wo er dann völlig unbeeindruckt den nächsten Baum erklomm und sich in die Dunkelheit verzog, gesehen hab ich ihn nicht mehr.
An besagtem Datum jedenfalls entdeckte Martha den Zorro auf dem Dach des Computerzimmers, und führte ihn beim Versuch, ihn zu verjagen, in eine Sackgasse, die auf einem Mauersims im Zimmer endete. Dort verharrte er, bis des Nachbarn erfahrener Zorro-Experte kam und ihn befreite, für ein kurzes Fotoshooting festhielt und dann abführte.

Die Feuerwehr wollte jedenfalls nicht helfen ...

Am Nachmittag dann, wurde das Zentrum La Fraternidad fumigiert. Das ist eine Methode der Regierung, den Wählern Sympathie entgegenzubringen, indem sie vermummte Männer mit tragbaren Laubbläsern durch jedes Haus durchhuschen lässt, die einen ekelhaften weißen Rauch in die Gegend pusten. Das soll den stechenden Mücken den Garaus machen.
Die Tatsache, dass Häuser in Nicaragua nicht annähernd isoliert sind, daher überall Lücken aufweisen, hilft dem Rauch ein Spektakel zu inzenieren, welches einem Brand im Gebäude sehr ähnlich sieht. Okay, der Rauch ist weiß und daher nicht leicht mit Feuer zu verwechseln. Der Nachmittagsunterricht fiel damit aber flach, der Rauch stinkt viel zu ekelhaft und ist nebenbei auch nicht gerade Medizin.

Zwitschert viel und flattert in unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Gegend

4.3. – Der Kolibri
Mir erschien endlich ein Kolibri, der sich auch noch fotografieren ließ! Und er kommt immer wieder zu den anscheinend besonders leckeren Blüten eines Baumes in La Fraternidad. Einzig das Licht ist mir nicht wirklich gewillt und wirft immer einen Schatten auf den Vogel, was es schwierig macht, ihn gut in Fotos festzuhalten.

15.3. – Die Bienen
Und jetzt zur längeren Geschichte dieses Beitrags: In der Zwischendecke über der Küche wohn(t)en Bienen, summten und sammelten so vor sich hin. Hin und wieder, wenn es gerade passte, verpassten sie einem Passanten einen Stich, im Grunde waren sie aber friedlich.

Ein Bienenstock im Dach

Die letzten Wochen wurde die Invasion der stechenden Viecher aber unerträglich, die Paranoia immer handfester. Vier Stiche fing ich mir ein, nur zwei davon waren berechtigte Abwehrhaltungen: Eine nicht unterdrückte akute Panikattacke bei überraschender Bienenlandung und der Klassiker „großer Fuß (ohne Schuhwerk) von oben“. Martha hingegen erhielt viel mehr Zuneigung von den Bienen geschenkt und verweist auf eine stichhaltige Monatsbilanz. Aus diesem Grund wurde der Imker gerufen, der gestern Abend dann auch endlich seine Arbeit verrichtete.

Die Astronauten bereiten sich auf ihren Einsatz vor

Eineinhalb Stunden und drei Stich pro Mann später war der Bienenstock entfernt, die drei Männer konnten sich aus ihren Astronautenanzügen schälen. Ein riesen Kübel voller honighaltiger Bienenwaben versprach einen Haufen Honig abzuwerfen – wären da nicht die Bienen gewesen, die immer noch auf den Waben verweilten. Immerhin waren sie nicht agressiv, vermutlich wirkte der weiße Rauch noch. Dem Imkerchef war selbst das egal, er griff einfach in den wuselnden Kübel und zog ein paar Waben für die umstehende Zuschauerschar heraus.
Der Blick in die Küche unterstreichte dann die Worte der Imker: Es war verdammt schwierig. Es lagen hunderte tote Bienen am Boden und am Dach lieferten die Wabenstrukturen Aufschluss über die Größe des Stockes. Ohne Schuhe war es sowieso nicht mehr möglich, irgendwohin zu steigen, jede Lampe zog sofort Bienen an, wo sie in Trance bis zur Erschöpfung dem Licht folgen. Die Imker versicherten, in der Früh würden die verbliebenen Bienen verschwunden sein. Das hätten sie auch den Bienen sagen sollen, denn die bilden schon wieder einen neuen Knödel unterm Dach.

Honighaltiger Küchenboden

Das Schlachtfeld Küche

Die Dachunterseite in der Küche

Gabriel zeigt uns den Honig

Inzwischen wurden ungefähr zwei Liter Honig geerntet, es fehlt mindestens noch einmal so viel, was aber von den leider wieder aufgewachten Bienen verhindert wird. Martha hat sich beim Versuch, mehr Honig abzuschöpfen jedenfalls schon wieder mindestens zwei Stiche eingefangen.

Soweit der Stand der Dinge, man liest sich!

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Visen, Chaos und ein neuer Anfang

Na gut. Dann schreib ich halt wieder mal was 🙂

Es ist nämlich so: Nachdem mein Visum ja am 7. oder 8. Februar auslief (die Ungenauigkeit rührt von der Ungewissheit der Zählweise her), ich aber dummerweise zu lange wartete, ging am 3. Februar zur Migration in Estelí. Dort konnte man mir nur mitteilen, dass es nur zweimal möglich ist, ein dreimonatiges Visum im „normalen“ Verfahren zu erlangen. Die offizielle Variante in solchen Fällen wäre außerdem auszureisen, 72 Stunden zu warten und wieder einzureisen. Nachdem Honduras (für mich die nächste Grenze) netterweise mit Nicaragua ein gemeinsames Visumssystem betreibt, würde die Reise also nach Costa Rica führen müssen.

Am Freitag wurde ein neuer Anlauf gestartet, diesmal ausgerüstet mit Arbeitsbelegen, Briefen von Fraternidad und Bürgermeister und Gastmutter Martha. Die Dame hinterm Schreibtisch laß sich alles durch, konnte aber nur auf eine eventuelle Lösung des Problems in Managua hinweisen. Am Nachmittag rief ich also im österreichischen Konsulat an, welches es eigentlich gar nicht gibt. Deshalb wird man auch automatisch ins Büro für österreichische Entwicklungzusammenarbeit weitergeleitet, wo ich der zuständigen Dame auf Deutsch mein Problem erläuterte. Diese meinte, ich solle doch so schnell wie möglich nach Managua kommen, alle Unterlagen mitnehmen, die vielleicht von Bedeutung sein könnten, vorher aber meine überzähligen, sprich, visumslosen Tage in der Migration zu bezahlen, sonst würde es wahrscheinlich nicht funktionieren.

Also am Montag wieder auf nach Estelí, diesmal schon bekannt und sogleich zum Chef des Hauses geführt. Die folgende Viertelstunde kümmerten sich zwei Angestellte und der Chef darum, eine mögliche Lösung zu finden, gaben mir schließlich den Rat, es in Managua zu versuchen. Dort gäbe es diese und jene Person, die mir helfen würde. Wenn es noch Probleme gäbe, sollte ich einfach den Chef persönlich am Handy anrufen.

Dienstag dann auf nach Managua. Damit uns die Zeit nicht davonläuft fuhren wir schon im Bus um sechs Uhr in der Früh. Um kurz vor neun saßen wir im Taxi zur Migration und keine Stunde später standen wir wieder auf Feld eins. Der Schalterbeamte hatte mir zwar nach seiner eigenartigen Zählweise noch drei Tage mehr Visum konstatiert, aber nur stur auf die Ausreise verwiesen, da konnte auch der Chef aus Estelí nichts mehr ausrichten. Um aber dann doch nicht völlig umsonst nach Managua gefahren zu sein, rief ich noch im österreichischen „Konsulat“ an und schilderte nochmals das aktuelle Problem. „Egal, kommen Sie trotzdem.“ Also auf ins Taxi und quer durch die Stadt. Dort wurden dann innerhalb einer halben Stunde Daten angegeben, korrigiert und weitergeleitet, Pass eingezogen und die erste Entschuldigung seit Jahren verfasst und unterzeichnet. Aber nicht an den Lehrer wegen Fernbleiben des Unterrichts, sondern wegen Passlosigkeit an eventuell kontrollierende Migrationspolizisten.

Jetzt sollte die Frist bald verstrichen sein und damit mein Visum, ergo mein Pass, vermutlich fertig; mal sehen, wie lange die Mühlen der Bürokratie diesmal arbeiten.

Im Projekt wurde es in letzter Zeit wieder chaotischer, am 15. Februar wurden die Schulen und auch das Zentrum mitsamt seinen Kurse erstmals wieder für Kinder geöffnet. Nachdem aber von den zur Zeit etwa 200 eingeschriebenen Kindern nur etwa zwei Drittel erscheinen, noch keine Hausübungen mitbringen, viele zum ersten Mal dabei sind und der Kurs Nachhilfe völlig neu besetzt wurde, herrscht noch etwas Verwirrung, wer wieso wo und wann zu sein hat. Schon zu Anfang wurde dem Chaos des letzten Jahres, der fehlenden Motivation einiger Mitarbeiter und der Einfallslosigkeit mancher Programme der Kampf angesagt, was sich doch schon mal gut anhört. Wie dies allerdings geschehen soll, wo doch gerade eine Aufbruchsstimmung der nicht sehr netten Art herrscht: Die vielfach geführte Diskussion des unbestreitbar viel zu niedrigen Gehalts wurde intensiviert und führt bei einigen Promotoren immer mehr zu Gedanken ans Aufhören.

Wieder zu erfreulicherem: Gestern, Freitag wurde die Willkommensfeier in La Fraternidad veranstaltet. Schon am Dienstag wurde ein Grundkonzept für das gesamte Fest erstellt und Rollen, beziehungsweise Aufgaben verteilt. Ich war ganz überrascht, wie früh man selbst in Nicaragua Dinge planen kann, wenn nur jemand – dem auch geglaubt wird – sagt, es solle doch endlich damit begonnen werden. Heute Nachmittag wurde das natürlich wieder etwas relativiert, weil doch einiges fehlte. Aber mit ein bisschen Spucke und Spontanität wurde alles mehr oder weniger gut gelöst. Nachdem die Spiele von uns „Ausländern“ gestaltet wurden, lieferten wir auch den Großteil des Programmes und viel spieletechnisch Neues.

Die Schummelpolizei muss einschreiten

Begonnen wurde mit zwei Runden Bananen-Wettessen. Mit verbundenen Augen im Duett, viel Geschrei, Gelächter und nicht ganz schummelfreiem Verlauf 😉 .
Danach wurde in 50-Liter-Mehlsäcken um die Wette gehüpft. Zuerst traten zwei Burschen, dann zwei Mädchen gegeneinander an. Die dritte Runde wurde zum lautstark bejubelten Kampf der Geschlechter, Bursche gegen Mädchen. Nach drei Viertel der Strecke stürzte der bis dahin klar in Vorsprung liegende Knabe und überließ damit ungewollt seiner Konkurrentin den Sieg. Ab diesem Zeitpunkt kamen die Kids immer mehr in Stimmung und es wurde mit jeder Minute lauter. Für die Moderatorinnen wurde es dadurch trotz der Unterstützung der Promotoren immer schwieriger, sich Gehör zu verschaffen.

Marlito kann locker ins Ziel hüpfen, während sein Kontrahent ein wahres Massaker an den Slalomstangen anrichtet

Bei den Damen geht es da schon knapper zu

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Aber hier ist plötzlich das gesamte Publikum mit dabei

Kistenrennen mit allzu am Boden festpickenden Schachteln

Trotzdem wurden noch zwei Runden Kistenschieben veranstaltet und zweimal Sesselgetanzt.

Danach wurde versucht den beinahe traditionellen Wetttanz zu starten, den ich aber erfolgreich unterbinden konnte. Wieso? Weil ich selbigen inzwischen als absolut entbehrlich empfinde. Ein paar Mädchen tanzen und nach jeder Runde wird ein Pärchen vom Publikum rausgewählt. So weit so gut. Die Stimmung und besonders die Beliebtheit der Mädchen entscheidet dann, ob es mehr Geklatsche oder Gebuhe gibt, welches man den Kindern als „Erziehungsbeauftragter“ ja eigentlich ersparen sollte. Stattdessen wurde Linas Idee des Zeitungstanzes aufgegriffen, die eine neue Erfahrung für alle und meiner Meinung nach einen gelungenen Abschluss darstellte.

Penibel wird die Technik studiert und dann Tips und Tricks ausgetauscht

Dabei tanzen Pärchen auf jeweils einer Seite Zeitungspapier, dürfen den Boden aber nicht berühren, sonst wird fliegen sie  raus. Sobald der Moderator das Zeichen gibt, wird die Seite einmal auf die Hälfte gefaltet und schon gehts weiter. Der Witz dabei ist natürlich, dass man immer weniger Platz hat und sich irgendwie einfallen lassen muss, wie man auf so wenig Standfläche zwei Personen unterbringt – und dabei das Tanzen nicht auch noch vergisst. Ab Faltung Numero drei wurden die beiden übrigen Paare von allen Seiten mit Tips und Tricks überhäuft, angefeuert und – wenn nötig – gestützt.

So sieht es dann aus, wenn eigentlich nur mehr ein Fuß Platz auf der Zeitung findet

Der leicht schale Beigeschmack, den einige Kinder mit ihrem Benehmen verursachten war wieder vergessen und noch schnell die unausgesprochene aber deutlich sichtbare Forderung nach Süßigkeiten erfüllt, dann ging alles und jeder nach Hause, war ja schon wieder halb fünf Uhr.

So siehts aus, meine Freunde, so ist das!

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Ja, ich bin noch hier ;)

Und hier bin ich wieder mal!

An unserem (zur Erinnerung: Besuch aus Österreich) letzten Tag fuhren wir kreuz und quer durch Managua auf der Suche nach Sehenswertem. Zuerst zum Revolutionsplatz, der von einer alten Kirche, dem ehemaligen Regierungspalast, der Villa des Präsidenten Daniel Ortega und einem Park mit Denkmäler eingekreist wird. Nach einer halben Stunde im zum Nationalmuseum (das bis zur präkolumbianischen Ära vergleichsweise gut beschriftet ist und danach zur Kunstausstellung diverser (Hoch-)Schulen wird) umfunktionierten Regierungspalast gings nach einem Umweg über eine der wenigen touristischen Uferstellen des Sees nach Tiscapa, einem Vulkankrater mit Lagune mitten in Managua. Da dies auch der höchste Punkt in der Umgebung ist, steht natürlich eine 10 Meter hohe Silhouette von Sandino dort. Oben angekommen waren wir erst mal erstaunt, wie wenig das Bild einer Großstadt gleicht. 1972 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 5,6 bis 6,2 ungefähr 90% der Bausubstanz, lediglich das Gebäude der Bank of America blieb quasi unversehrt stehen.

Was wir nicht wussten, war die Tatsache, dass über die Lagune Tiscapa eine dreiteilige Seilbahn aufgebaut ist, auf der man per Klettergurt angekettet nach unten brausen kann. Das mussten wir natürlich trotz Bargeldknappheit ausprobieren. 300 bis 500 Meter lang sind die drei Teilstrecken, leider ist es aber viel zu schnell vorbei. Dieselbe Firma bietet auch am Mombacho solche Seilgärten an, die allerdings zwischen riesig dicken Bäumen gespannt sind und bis zu 30 Stationen umfassen. Das nächste Mal werde ich also nicht nur an den Schreien im Wald vorbei gehen, sondern mitmachen 😀 .

Zum Schluss kann man wie Superman das Seil entlangbrausen

Da gehts dann hinunter mit einem "Murdshodan"

 

Danach ging es noch schnell zu der neuen Kathedrale Managuas, die sich durch eine überraschend moderne Architektur auszeichnet.

Die Catedral Metropoliana Inmaculada Concepción de Managua

Eine sehr helle, geradlinige und doch angenehme Kirche

Um jetzt noch die letzten Tage seit der Abreise meiner beiden Besucher revue passieren zu lassen, eine kurze Zusammenfassung: Am 5.1., direkt nach der Verabschiedung ging ich aus dem Flughafen hinaus um mich über meinen Bus zu erkundigen. Weil mich ein Taxifahrer ansprach, dachte ich, der würde mir vielleicht verraten, ob die Expressbusse auch hier, direkt vor dem Flughafen (wo sie ja vorbeifahren) halten und zusteigen lassen würden. Das sollte sich aber als ein Fehler herausstellen, der mir letztendlich meine Reise um fast zwei Stunden verlängerte. Klar, der Taxler wollte Geld: 5US$ für eine Reise von zehn Minuten 😐 . Während ich also noch mit einem Polizisten sprach, düste gerade ein Bus vorbei. Bis ich realisiert hatte, dass das meiner sein könnte, war er schon wieder am Horizont verschwunden. Mir wurde vorgeschlagen, den Bus per Taxi einzuholen … nur doof, dass sich in den nächsten zehn Minuten kein Einziges blicken ließ.

Nachdem der Plan also definitiv geplatzt war, wartete ich trotzdem auf ein Taxi, diesmal aber mit dem Ziel Busbahnhof. Meine Frage nach dem Preis wurde mir vom Fahrer mit 100C$ beantwortet. Wie gut, dass mich im Vorfeld Gastmutter Martha angerufen hatte, um mir zu sagen, dass man auf keinen Fall mehr als 60C$ zahlen soll. Mein Vorschlag, mich für weniger Geld zu chauffieren gefiel dem Taxler nicht so gut, was sich aber schlagartig änderte, als mein netter und hilfsbereiter Polizist von vorhin den Kopf zum Taxi hineinstreckte und meine Zieldestination nochmal wiederholte, damit sich da keine Probleme ergeben 🙂 .

Den Busbahnhof habe ich anfangs vom Aussehen her mit einem illegalen Spielehinterhof verglichen. Ich kann diese Ansicht inzwischen revidieren, da muss mir wohl der Kulturschock mitgespielt haben: Es sieht aus, wie es für nicaraguanische Busbahnhöfe üblich ist, rumpelige Straßen, wuselnde Straßenverkäufer, brüllende Buschauffeure und von blitzblank sauberen bis hin zu fast auseinander fallenden Bussen ist alles vertreten – solange es sich um Bluebird Ami-Schulbusse handelt. Zum Glück fand ich gleich einen Bus, der mich nach Condega bringen würde, also eingestiegen und auf Abfahrt gewartet. Schon beim hinsetzen bekam ich Probleme mit dem Sitz vor mir, da schlicht und einfach zehn Zentimeter Kniefreiheit fehlten. Nachdem wir aber erst in Estelí soviele Zusteiger hatten, dass es auch mich betraf, saß ich fast die gesamte Fahrt seitlich über zwei Sitze ausgebreitet.

Der vorhin erwähnte Fehler, mit dem Taxler versuchen, auf einen Konsens in Sachen Bus zu kommen, wurde bei den ersten richtigen Steigungen bewusst, auf denen uns ausnahmslos jeder überholte, weil sich der Bus nur noch auf dem Zahnfleisch kriechend fortbewegte. In Zahlen bedeutet das: 10% Steigung, 1. Gang, 5km/h – was auch äquivalent zu 100% „voll doof“ ist. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kam ich endlich in Condega an – normalerweise dauert so eine Fahrt mit dem Express zweieinhalb Stunden. Dazu kam noch, dass der Bus eine Stunde später abfuhr …

Seither ist nicht viel erzählenswertes passiert. Ich habe wieder begonnnen in La Fraternidad zu arbeiten, habe dort Computer gesäubert (unglaublich, wieviel Staub in drei Monaten den Weg in die Maschinen findet), neu aufgesetzt, in Schuss gebracht, an der Homepage für das Projekt und vielen Kleinigkeiten gearbeitet. Zwischendurch hatte ich auch mal eine Woche lang Grippe – wir sagen dazu Husten und Schnupfen – derentwegen ich viel Zeit im Zimmer verbrachte, was auf schräge Blicke und Unverständnis bei der lokalen Bevölkerung gestoßen ist. Es wurde sogar behauptet, dass man dadurch noch länger krank bleibe … ach die Gesundheitsvorstellungen der Nicas 😀 .

Dass mein Visum am 7.2. wieder mal ausläuft hat mir in Erinnerung gerufen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Halbzeit naht schon und es fühlt sich an als wäre man schon ewig aber doch erst ein paar Tage hier …

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Last but not Least

Einen Bericht wert sind zum Abschluss noch zwei Ereignisse: Silvester und das Schnitzel-Essen.

Ersteres fand traditionellerweise am 31.12. statt. Wir durften uns wieder auf zwei Piñatas freuen, und taten es auch 🙂 . Selbe Zeit, selber Ort wie zu Weihnachten. Die Piñatas waren etwas einfach zu zerstören als damals und die Zuckerl waren schnell zusammengerafft. Dann war Seilspringen an der Reihe, doch lange konnte uns das auch nicht beschäftigen. Darum begleiteten wir die Nachbarn beim Kauf von Krachern, Böller und ähnliches. Krachmacher jeglicher Art also. Mit diesen füllten wir dann unseren „Alten“. Das ist Tradition hier. Es wird eine Puppe gebastelt, die dann angezogen wird und mit Krachmachern gefüllt zu Mitternacht angezündet wird. Weil sie haben es gern immer schön laut, die Nicas.

Die Mitternachtseinlage

Um zehn vor zwölf fingen ein paar Sirenen an zu heulen, was gleich als Mitternacht interpretiert wurde und es wurde alles angezündet, was eine Zündschnur hatte. Fünf Minuten später heulte noch einmal eine Sirene, da war aber schon der Großteil der Menschen am Tanzen oder Feuerwerkschauen. Und dann gab es zu Essen: Churritos. So etwas Leckeres hab ich schon lange nicht mehr gegessen. Zum Abschluss wurden kleine Geschenke ausgeteilt. Im Großen und Ganzen kann ich behaupten, dass das mein schönstes Silvester seit langem war. Es war lustig, interessant und lecker.

Dass Schnitzel machen in Nicaragua so schwierig ist, konnten wir ja nicht ahnen. Kalb gibt es nicht, Schwein ist über die Feiertage vergriffen und auch den Truthahn gab es nicht mehr. So mussten wir auf das beliebteste Tier der Nicas zurückgreifen: Huhn. Sehr typisch war es also nicht. Auch der Semmelbrösel-Kauf war eine Schwierigkeit für sich.
Doch wir, Kämpfernaturen wie wir sind, konnten alle Steine aus dem Weg räumen und selbst der Ofen und die etwas fremde Küche konnten uns nicht aus der Ruhe bringen. Etwas zu spät aber doch war also das Festmahl fertig und ja, es schmeckte hervorragend. Es blieb nichts übrig. Also jedem schmeckte es und zugegebenermaßen war es zu wenig.
Was wir nicht wussten: es wurde eine Überraschung vorbereitet. Adriana und Gabriel hatten sich ein paar Spiele ausgedacht und so wurde zu Musik und mit viel Geschrei verschiedenstes gespielt. Dadurch lernte ich neue lustige Spiele kennen die ich bei nächster Gelegenheit zuhause ausprobieren werde. Hütet euch. Mit einer Partie „Phase 10“ ließen die Stärksten der Starken den Abend erst in den frühen Morgenstunden ausklingen.

Der nächste Tag war der Tag der Abreise. Nichts und niemand konnte daran etwas ändern, leider. Alle Freunde und Verwandten waren da um uns zu verabschieden. Mir war nicht bewusst, dass man selbst durch eine Sprachbarriere und eine kulturelle Barriere Freundschaften aufbauen kann.
Da sie mir mehr als einmal das Versprechen abnahmen Wiederzukommen, muss ich das wohl tun. Ich freu mich jetzt schon auf ein Wiedersehen bei dem ich hoffentlich schon Spanisch kann!

Lena beim Hängemattenkauf

Nur noch ein Besuch in Masaya und ein Tag in Managua bis zum Abflug. Man kann sagen: zu kurz.

Also Nicaragua: I’ll be back 😉
Helena

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